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Guatemaltekische Gewerkschaften: Raus zum 1. Mai!

Fijáte 284 vom 7. Mai 2003, Artikel 1, Seite 1

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Guatemaltekische Gewerkschaften: Raus zum 1. Mai!

Wir stellen ein Vakuum in der Regierungsführung fest; das Land ist vom VGorganisierten VerbrechenNF beherrscht, Gewalt, Überfälle, VGKorruptionNF, Straflosigkeit und Entführungen gestalten unseren Alltag. Es scheint, dass die zuständigen Institutionen wie die Staatsanwaltschaft, der Kongress, die Gerichte etc., Angst haben, sich diesen Übeln zu stellen und machen sich somit zu deren Komplizen. Demokratie: Die sog. Demokratie in unserem Land beschränkt sich darauf, Wahlen durchzuführen. In Guatemala sind diejenigen, die das Geld besitzen, die HerrscherInnen über die Demokratie. Die einzelnen KandidatInnen bei den Wahlen verkommen zu reiner Handelsware. Wer sein Image am besten verkauft, gewinnt einen Kongressitz. Die ArbeiterInnen und die Bevölkerung von Guatemala haben genug von dieser Art demokratischer Wahlen, denn was sie schaffen ist: Ausschluss, Armut, Misere, Zynismus, Mangel an Vertrauen und Glaubwürdigkeit, Frustration, etc. Lebenskosten: Für den Grossteil der Bevölkerung sind die ständigen Preiserhöhungen der Grundnahrungsmittel eine VGKatastropheNF. Auch die Kosten für elementare Dienstleistungen wie Elektrizität, Transport, Telefon, Medikamente, Brennstoffe wie Gas, Benzin und Diesel sowie die Mieten werden systematisch in die Höhe getrieben. Für viele Menschen in unserem Land wird der Anstieg der Lebenskosten zu einer echten Lebensbedrohung. Friedensabkommen: Wir sind besorgt darüber, dass die Regierung die Friedensabkommen von ihrer Agenda gestrichen hat. Die Parteiinteressen und die bevorstehenden Wahlen haben diese Agenda in ein Instrument der Demagogie verwandelt. Wie z.B. die Idee, die VGEx-PACNF zu entschädigen oder die famosen VGFriedensanleihenNF, mit denen die Auslandschuld steigt. Der Preis dafür wird die Bevölkerung zu bezahlen haben, über erhöhte Steuern und niedrigere Löhne. VGGesundheitNF, VGErziehungNF und Sozialversicherung: Zusammen bilden sie das Defizit in der Sozialbilanz unseres Landes. Es ist alarmierend, dass die Mehrheit noch heute keinen Zugang zu diesen Dienstleitungen hat, vor allem die Kinder, die Frauen und die Alten. Diese Tendenz verschlimmert sich durch die drohende Privatisierung. Findet diese statt, ist es das Todesurteil für viele. Die weltweite Globalisierung: Die Entwicklung der Telekommunikation und der Informatik hat dazu geführt, dass die gesamte Menschheit eine nie gekannte Nähe und Vernetzung erreicht hat. Leider ist diese positive Entwicklung monopolisiert und nur wenige können von ihr profitieren. Die VorantreiberInnen dieses ausschliessenden und diskriminierenden Systems setzen ihren Willen durch mittels internationaler Organisationen wie die VGWeltbankNF, die VGWelthandelsorganisationNF, der Währungsfonds, die Entwicklungsbank, und zwar mit Massnahmen, die der Mehrheit nur schaden. Sie nehmen sich aber auch das Recht heraus, eine Nation zu qualifizieren bzw. zu disqualifizieren, je nach ihren Interessen. Sie entscheiden, mit wem sie Handel treiben wollen und mit wem nicht, und wen sie mit Sanktionen bestrafen, wenn ihre "Empfehlungen" nicht befolgt werden. In Guatemala wurden die VGFreihandelsabkommenNF VGPlan Puebla PanamáNF (PPP) und VGALCANF hinter dem Rücken der Bevölkerung ausgehandelt, mit dem Argument, dass es allen zu Gute komme. Dies ist aber nicht so, und hier zeigt sich das wahre Gesicht der Globalisierung. Sie wollen uns glauben machen, dass: a) Unser beschränktes Kapital zu gleichen Bedingungen mit dem Kapital der Transnationalen in Wettbewerb treten könne. b) Unsere Landwirtschaft mit der viel technologisierteren und zudem subventionierten Landwirtschaft der reichen Länder mithalten könne. c) Unsere Lebensqualität sich verbessern würde. d) Es Möglichkeiten für alle gäbe und e) Arbeitsplätze geschaffen würden. Die Erfahrung unserer Nachbarländer mit solchen Abkommen hat uns gelehrt, dass mehr Arbeitslosigkeit, mehr Armut und Ausschluss die Folge sind. Am schlimmsten trifft es immer die ArbeiterInnen, weil diese Abkommen in unserem Namen getroffen werden, ohne uns zu fragen und ohne uns in die Verhandlungen einzubeziehen. Die traurige Erfahrung der MaquilaarbeiterInnen lehrt uns, dass, auch wenn Verhaltenskodexe einge-

führt werden, dies den Angestellten in keiner Weise nützt, sondern nur den Unternehmen, die damit im Ausland ihre Weste rein waschen. Das Freihandelsabkommen ALCA wird der grosse Supermarkt des Nordens werden. Er umfasst die Länder von Alaska bis Feuerland und wir lateinamerikanischen Länder werden von einer Werbeflut überrollt, die uns zum wilden Konsumieren anregen soll. Die Devise wird lauten: Produziere, kaufe und halte den Mund! Deshalb fordern wir: -Die guatemaltekische Regierung soll die nationale Agenda wieder aufnehmen, wie sie in den Friedenabkommen definiert ist. - Dialog, Verhandlung und Konsenssuche sollen als Konfliktbearbeitungsstrategie gewählt werden anstelle von Repression und Zwang. -Eine Beschäftigungspolitik, die das Arbeitsrecht achtet und die Grundbedürfnisse der Bevölkerung abdeckt. -Keine Privatisierung des Schulsystems. -Eine integrale Landreform, welche die Nahrungssicherheit garantiert. -Keine Unterzeichnung von Freihandelsabkommen, die die nationale Souveränität gefährden. Ein nationales Referendum, damit die Bevölkerung ihre Meinung zu diesen Abkommen ausdrücken kann. (...) Ein anderes Guatemala ist möglich!


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