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25 Jahre nach dem Brand in der Spanischen Botschaft

Fijáte 328 vom 16. Feb. 2005, Artikel 1, Seite 1

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25 Jahre nach dem Brand in der Spanischen Botschaft

Erstes Ergebnis dieser Aktion zeitigte sich im internationalen Haftbefehl gegen den ehemaligen Innenminister VGDonaldo ÁlvarezNF am vergangenen 10. Dezember. (siehe ¡Fijáte! 325) Gustavo Meoño, Direktor der Menchú-Stiftung, erklärte, dass die Klage in Spanien eingereicht worden sei, da man in das durch seine Passivität bekannte guatemaltekische Justizsystem kein Vertrauen habe. Auf der anderen Seite betrachtet Meoño zufrieden den positiven Effekt, den in VGChileNF und VGArgentinienNF die Fälle von Pinochet und den argentinischen VGMilitärsNF hatten. ,,Wir erhoffen die gleichen Folgen für Guatemala", so Meoño. Obwohl der Fall von Seiten der spanischen Justiz auf die spanischen Opfer beschränkt ist, vertraut der Aktivist auf die Resolution des VGVerfassungsgerichtsNF Spaniens, damit sich das Verfahren zu Gunsten der nationalen Opfer ausweite. Im vergangenen Dezember sandte der spanische Richter Fernando Grandes-Marlaska ein Bittgesuch um Rechtshilfe an die Elfte Strafinstanz Guatemalas. Infolge dessen ist der Fall in der guatemaltekischen Justiz wieder aufgenommen worden. Die Wiedereröffnung der Akte, die 36 Tage nach den Vorfällen archiviert wurde, weckt gewisse Erwartungen bei den Organisationen, die Gerechtigkeit einfordern. Gemäss Richter Saúl Alvarez, zuständig in der genannten Rechtsinstanz, fragt Spanien in seinem Gesuch auch nach dem Stand der Dinge in Bezug auf den Fall in Guatemala selbst. Diesbezüglich versucht der Gesetzeshüter auszuweichen: ,,Die Akte wurde nicht archiviert, sondern einfach vernachlässigt, denn es gab noch nicht einmal eine juristische Bestimmung für die Ablage der Prozessdokumente." Der Richter zeigt sich reserviert gegenüber den Hoffnungen der Menschenrechtsorganisationen. Hinsichtlich der These über das ,,Ende der VGStraflosigkeitNF im Land", bestätigt er zumindest, dass erste Hilfestellung geleistet wird für den Beginn eines Prozesses, während dessen getestet wird, ob die Justizmaschinerie in Guatemala ,,gut geölt" sei. Das Elfte Strafgericht, im Juni 2004 nominiert als Spezialinstanz in Sachen ,,Delikte mit grosser Reichweite", spielt eine fundamentale Rolle in der Wiederaufnahme der historischer Fälle. Derweil sieht es sich jedoch bereits mit einem grossen Arbeitsvolumen hinsichtlich der Einleitung delikater Prozesse konfrontiert. Im Moment wird die Rechtsangelegenheit der Spanischen Botschaft auf Mängel in der alten Akte hin überprüft. ,,Es wurden keine Beweise aufgenommen, die logischerweise den Verlauf der Ereignisse belegen würden", so Richter Alvarez. Auch die VertreterInnen der Opfer weisen auf zahlreiche Unzulänglichkeiten der damaligen Ermittlungen hin. Die Autopsien der Leichen seien unvollständig geblieben, es habe keine Stellungnahme von Sachverständigen gegeben, die die Ursachen der Vorkommnisse fundierten. Ferner beinhalte die alte Akte keinerlei Aussagen weder des einzigen überlebenden Zeugen, des Botschafters Máximo Cajal, noch der Polizeiagenten, die die Operation anführten. Alvarez deutet bereits an, dass VGExhumierungenNF durchgeführt werden kön-

nen, um die Art der Verbrennungen festzustellen und Reste von tödlichen Gasen zu finden, die wahrscheinlich die Explosion verursacht haben. Während vieler Jahre hielt die These der Selbstaufopferung der BäuerInnen mittels der Explosion von MolotovCoctails. Noch heute bestehen manche Sektoren auf diese Theorie. Der Grossteil der Beweise deutet derweil in eine andere Richtung. Die forensischen Analysen weisen Leichen auf, die am Oberkörper verbrannt sind, in frontaler Position zur Tür und aneinanderhaftend. ZeugInnenaussagen und anwesende FotografInnen berichten, dass einer der Polizisten einen Flammenwerfer in der Hand hatte, was darauf hinweise, dass das Feuer aus der Richtung der Tür des Büros kam, wo die Polizei sich befand. Und die nachträgliche dumpfe Explosion, so die Hypothesen, könnte durch ein Giftgas provoziert worden sein. Das Ziel der Organisationen der Opfer, die auch nach 25 Jahren auf die versprochene Entschädigung warten, läuft laut Araceli Garrido, Sprecherin der Convergencia auf die Rehabilitierung der Opfer und auf die Würdigung ihrer Namen mittels der öffentlichen Anklage hinaus. ,,Nach so vielen Lügen, die ihre Erinnerung erlitten hat, suchen wir einfach nur die Wahrheit", so Garrido. Mit Besorgnis sieht sie die Vorfälle in VGChixoyNF, VGNueva LindaNF und VGSololáNF und bewertet sie als Aufleben des alten Regierungsdiskurses, der die Volksproteste kriminalisiert. Gustavo Meoño bestätigt mit gewissem Sarkasmus, dass ,,sie uns jetzt nicht mehr verbrennen, weil wir die Unterdrückung anzeigen, aber die Elendsbedingungen, die die Grundlage für die Forderungen von gestern waren, bestehen weiter; und es ist schon ein hoher Preis bezahlt worden."


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