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Frauen, weit entfernt von der Gleichberechtigung

Fijáte 355 vom 15. März 2006, Artikel 1, Seite 1

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Frauen, weit entfernt von der Gleichberechtigung

Es ist klar, dass das kapitalistische System grundlegend nicht nur zu den sozialen, sondern auch zu den ethnischen und Geschlechterasymmetrien beiträgt. Dies zwingt die Frauen dazu, sich erneut zu unterwerfen und an den Herd zurückzukehren. Deswegen ist es notwendig, die Folgen der neoliberalen VGGlobalisierungNF und ihre Auswirkung auf das Leben der Frauen klar zu stellen und ferner Brücken zwischen den Frauen der Bewegung und derjenigen zu schlagen, die auf der politischen Bühne teilnehmen, um eine linke politische Agenda vom Standpunkt der Frauen aus aufzustellen.

Beispielsweise muss die Thematisierung des VGFeminizidsNF (Mord an Frauen, die Red.) einer der wichtigsten Punkte sein, die es zu analysieren gilt. Laut Silvia Solórzano, Verantwortliche für politische Frauenangelegenheiten der Nationalen Revolutionären Einheit Guatemalas (VGURNGNF), ist der Feminizid ein multikausales Phänomen, man könne dabei die sozio-ökonomischen Faktoren und die VGArmutNF nennen, die patriarchale Kultur, den machismo. Zudem identifiziert sie einige Elemente der Sozialen Säuberung, die sie als politische und soziale Gewalt charakterisiert. Anscheinend bestünde die Absicht, die Frau wieder an den VGHaushaltNF zu binden. Von Seiten des Staates herrscht eine Unterlassungshaltung gegenüber dieser Situation: es wird keine Antwort auf die eingereichten Anzeigen gegeben, es sind keine effizienten Massnahmen ergriffen und erst recht keine politischen Ansätze in Angriff genommen worden, die das Problem zum Thema machen. "Die VGStraflosigkeitNF ist einer der Faktoren, die die Morde an Frauen verstärken und reproduzieren."

Marcela Lagarde vertritt die Ansicht, dass die Voraussetzung für die Austilgung des Feminizids in einer demokratischen Staatsreform mit VGGenderperspektiveNF besteht.

Einer der Ansätze der Frauenbewegung, so wie ihn die Gruppierung Koordination 8. März aufwirft, geht denn auch davon aus, dass der Kampf "um die Beendigung der Gewalt gegen Frauen, für die Nicht-Diskriminierung von Frauen mit Maya-, VGXincaNF-, VGGarífunaNF- und Mestizenherkunft, gegen den VGHungerNF, gegen den Chancenmangel und die Indifferenz und Unterlassung des Staates gegenüber unseren Forderungen, sowohl zu Hause als auch auf der Strasse" stattfinden muss.

Aufgrund dessen plädieren die Forderungen in Richtung einer "Transformation des patriarchalen, kapitalistischen, rassistischen, homophobischen, gewalttätigen und fundamentalistischen Staates in einen fairen, gerechten, weltlichen, vielfältigen und sicheren Staat für die Frauen und die Gesellschaft".

Es gibt eine politische Agenda, die von den Frauenorganisationen aufgestellt wurde, doch sie wurde von den Regierungsinstanzen nicht vollständig angenommen und es wurde keine Kohärenz mit der Legislativagenda gefunden, in der selbstverständlich auf dieser Ebene die Geschlechterperspektive fehlte.

Es kann nicht weiterhin der Impuls für eine Agenda der Frauen völlig und einzig in den Händen der PolitikerInnen belassen werden; die soziale, kommunale und bürgerliche Beteiligung der Frauen ist grundlegend für die Demokratisierung des Landes, doch auch die politische Teilhabe ist notwendig. Das bedeutet, sich in das patriarchale, frauenfeindliche politische System einzumischen, in dem weibliche Führungsschaften sich inmitten von starkem Druck entwickeln. Dies geht leider oft einher mit einem Alleingang innerhalb der politischen Gruppierungen und einem Sich-Entfernen von der Frauenbewegung. Doch es ist wichtig, sich zu engagieren, um Politik zu Gunsten der Frauen voranzutreiben und zu überprüfen und die Vorschläge einer andersartigen Gesellschaft mitzutragen, die einen Sozialstaat verlangt, der der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu Gute kommt und nicht dem Markt.


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