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Die Adoptionsmachenschaften gehen weiter

Fijáte 404 vom 20. Feb. 2008, Artikel 7, Seite 6

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Die Adoptionsmachenschaften gehen weiter

Zahlreiche Rechts- und VerfassungsexpertInnen kritisierten Coloms Eingreifen und wiesen auf die Autonomie des Adoptionsrates hin. Doch noch nicht einmal vor dem Höchsten Gerichtshof hatten die Geschassten mit zahlreichen Verfahrensanträgen und Beschwerden Glück. Nach 22 Tagen politisierten Rechtsdisputes schliessslich reichten die drei ihre Kündigung ein und Hilda Morales aus Solidarität gleich mit. Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte letztendlich wohl ein Rekurs von 115 AnwältInnen, die sich über die verschärften Kontrollen beschwerten, die der CNA eingeführt hatte und von ihnen eine Reihe von ausführlichen Informationen über die zur Adoption stehenden VGKinderNF eingefordert hatte.

Das Zentrum für Justiz und Internationales Recht (CEJIL) und Casa Alianza sind der Ansicht, dass bislang gar 97% der Adoptionen mittels RechtshelferInnen realisiert wurden, die ohne irgendeine Kontrolle agierten. Gerade in den letzten Monaten haben sich zahlreiche Eltern und vor allem Mütter zusammengeschlossen, deren Klein(st)-kinder Opfer von Kindesraub geworden sind. Vor allem mit Hilfe der Unterstützung der Organisation Sobrevivientes ("Überlebende"), die sich hauptsächlich um die rechtliche und psychosoziale Begleitung von Familienangehörigen von ermordeten (jungen) Frauen kümmert, sind einige der entführten Kinder tatsächlich lokalisiert und befreit worden. In allen Fällen wäre ihr Schicksal eine Auslandsadoption gewesen. Angesichts dieser Erfahrung schätzt Norma Cruz, Leiterin von Sobrevivientes, dass sich unter den zu registrierenden Akten etwa 500 von entführten Kindern befinden.

Der neu zusammengesetzte Adoptionsrat, in den VGColomNF nun seine Wunschkandidatinnen hieven konnte, hat, unterstützt von 20 Freiwilligen, in Windeseile gerade noch vor Ablauf der gesetzten Frist, angeblich 3´000 Adoptionsanträge registriert und diesen damit grünes Licht für das weitere Prozedere gegeben. Die übrigen sind automatisch annulliert, und die jeweiligen AntragstellerInnen müssen von Null beginnen. Zumindest ein verdächtiger Moment, der bei der Durchsicht auffiel, geriet an die Öffentlichkeit: Manche AnwältInnen hatten zwischen 50 und 200 Anträge eingereicht. Der Hintergrund dieser Kinder, die zur Adoption freigegeben werden sollen, ist mehr als unklar.


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