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Guatemala 2008, unter den sieben Plagen

Fijáte 425 vom 17. Dezember 2008, Artikel 1, Seite 1

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Guatemala 2008, unter den sieben Plagen

Die Plage der generalisierten VGKorruptionNF

"Ganz Guatemala ist von der Korruption betroffen", sagt ein Guatemalteke. Sie ist bis in die höchsten Ebenen anzutreffen, mit zwei Ex-Präsidenten, die vor der Justiz geflohen sind, hochrangigen öffentlichen Funktionären, die entweder flüchtig sind, vor Gericht stehen oder im Gefängnis sitzen, und mit einem Kongress, bei dem dieses Jahr 82,8 Mio. Quetzales "verschwunden" sind. Die Korruption pervertiert so wichtige Institutionen wie die Nationale Zivilpolizei (ca. 2´000 Agenten wurden dieses Jahr "gesäubert", im Sinne von "Schwamm drüber und weiter so".) Das Geschwür der Korruption verbreitet seine Metastasen im ganzen sozialen Körper Guatemalas. In unterschiedlichem Ausmass ist die ganze Bevölkerung am Mogeln und praktiziert Vetternwirtschaft.

Die Plage der gescheiterten Bildung

Die Kinder und Jugendlichen machen 40% der Bevölkerung Guatemalas aus. Und trotzdem scheitern Jahr für Jahr die Vorschläge für ein nationales Bildungskonzept, das von der Primarschule bis zur Universität geht. Zurzeit mangelt es an Primarschulen, und der Zugang zur Universität bleibt (wegen der Armut) für viele verschlossen. Die Lehrerschaft steht in einem konstanten Konflikt mit der Regierung und kämpft für bessere Löhne, bessere Ausbildung und Material.

Die Plage des VGRassismusNF

Obwohl die Indígenas mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, ist das Zusammenleben und alle anderen Dimensionen des Lebens von zwei negativen historischen Charakteristiken geprägt, die einfach nicht verschwinden: Die Spaltungen innerhalb der indigenen Gruppen und die VGDiskriminierungNF und der Rassismus gegen sie als Ganzes, womit das 1996 unterzeichnete Teil-VGFriedensabkommenNF über die Identität und Rechte der indigenen Völker verletzt wird.

Die Plage des übermässigen Bevölkerungswachstums

Wegen der Armut und aus kulturellen und religiösen Traditionen wird die sexuelle Aufklärung und die Geburtenkontrolle vernachlässigt. Die armen Familien sind die kinderreichsten. Dazu kommt die "ausserfamiliäre" Fortpflanzung im grossen Stil: 30% der Kinder werden von alleinstehenden Müttern geboren, und die Zahl der jugendlichen Mütter (ab 14 Jahren) nimmt zu. Die Bevölkerung wächst dermassen rapide, dass in 20 Jahren Guatemala seine Bevölkerungszahl auf 25 Mio. verdoppelt haben wird.

Und es bestehen keine realen Aussichten, dass die aktuellen Defizite in Sachen Wohnungen, Gesundheit, Bildung und Arbeitsplätze überwunden werden könnten. Deshalb sind es bereits jetzt jährlich 200'000 GuatemaltekInnen, die auf der Suche nach einem besseren Leben in ein anderes Land gehen.

Die Plage der Regierungsunfähigkeit der aktuellen Regierung

Nach dem Ende der Militärdiktaturen hat sich bisher noch keine Regierung als fähig erwiesen, soziale und strukturelle Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu nivellieren, die während 40 Jahren den bewaffneten internen Konflikt schürten. Die aktuelle Regierung enttäuscht - wie ihre Vorgängerregierungen - die Hoffnung der Bevölkerung. Sie hat sich schon als unfähig deklariert, dem VGDrogenhandelNF und dem organisierten Verbrechen zu begegnen, und ist nicht einmal in der Lage, die Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren. Das einzige, was sie tut, ist, in paternalistischer und populistischer Weise dazu aufzurufen, Nahrungsmittel und Hilfe, "soziale Gerechtigkeit" zu verteilen.

Das Schlimmste an diesen Plagen ist, dass sie nicht momentan, sondern permanent sind. Sie kommen von weit her, und es scheint nicht, dass sie in absehbarer Zeit verschwinden würden, im Gegenteil: sie haben in den letzten Jahren zugenommen.


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