guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Die Zukunft in Händen der LehrerInnen und der Autoritäten

Fijáte 354 vom 01. März 2006, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 354 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte

Die Zukunft in Händen der LehrerInnen und der Autoritäten

Dabei kündigte er drei Gesetzesinitiativen an, um die Bildungsreform zu bewerkstelligen. Die Vorschläge beinhalten die Dezentralisierung der Fonds, die Verbesserung der Gehälter in diesem Ressort und die Schulinfrastruktur.

Aceña zeigt sich indes tapfer: "Ich fühle mich durch den Präsidenten Óscar Berger und VGEduardo SteinNF unterstützt. Wir befinden uns in einem transzendentalen Moment für das Land und müssen weitermachen, um die Veränderungen herbeizuführen. (…) Mein Traum ist es, viele der Albträume der GuatemaltekInnen zu überwinden; ich ziehe es vor, diese Aggressionen nicht zu spüren, denn ich glaube, das tut niemandem gut. (…) Wir insistieren mit dem Dialog, denn es gibt keine andere Form Vereinbarungen zu erreichen. Die Kommunikation wird sich verbessern, damit die DozentInnen keine falschen Botschaften erhalten.

Doch die LehrerInnen bleiben hart und kritisieren die Entscheidung Bergers. "Auch wenn der Präsident und der Ministerrat María del Carmen Aceña unterstützt, vertritt sie im Bildungsressort für die LehrerInnenschaft nicht mehr die Interessen der Lehre und hat ihre Legitimität verloren", so die klaren Worte von Joviel Acevedo, Anführer der Nationalen LehrerInnenversammlung. Nicht zu negieren ist denn auch, dass die Regierung sich erst nach dem Misstrauensvotum dazu herabgelassen hat, sich mit den LehrerInnen zusammenzusetzen und sie in die Formulierung der Bildungsreform mit einzubeziehen.

Dementsprechend kommentiert der Redaktionschef der Tageszeitung VGPrensa LibreNF: Der grösste politische Fehler dieser Regierung und ihrer Ministerin in ihrer Sicht des Konflikts mit dem Lehrkörper, war es zu denken, dass man die Erziehung des Landes ohne die Lehrer und Lehrerinnen ins Rollen bringen könnte. Das ist ein schwerwiegender Beweis für die politische Kurzsichtigkeit. Wenn wir verantwortungsbewusst sind, ist es notwendig in Betracht zu ziehen, dass es sich um rund 80 Tausend Mitglieder des grössten Gremiums des Landes handelt. Dieses besteht auf nationale Ebene und entgegen der oberflächlichen Anschuldigungen, haben sie tatsächlich einen Vorschlag für die Bildungsreform, die angelehnt ist am Geist der Friedensverträge.

Diejenigen, die die Ministerin verteidigen, negieren die VGPrivatisierungsabsichtenNF der Bildung, die von diesem Ressort aus vorangetrieben wird. Das sind die Fakten. Da ist die Anstellung von ca. 12'000 LehrerInnen, auf Vertragsbasis, ohne die minimalen Arbeitsrechte, gemäss dem Denken der Jobvergabe in Fabriken. Ein anderer Punkt ist das vom Ministerium angeregten und akzeptierten Kassieren von Einschreibgebüren, die gemäss VGMenschenrechtsprokuratNF in allen öffentlichen Schulen erhoben werden und sich zwischen 80 und 150 Quetzales belaufen, während die öffentliche Bildung laut Gesetz gratis ist. Allein diese zwei Beispiele weisen in Richtung Privatisierung der Bildung, da können sie sagen, was sie wollen.

Schwerer wiegt noch, dass der Protest der LehrerInnen dargestellt wird, als käme er von wenigen. Nein, Herr Berger, es sind tausende auf nationaler Ebene. Und als Lektion der politischen Geschichte, erinnere ich nur daran, dass die ehemaligen Präsidenten VGVinicio CerezoNF und Alfonso Portillo die Stärke des Gremiums kennen gelernt haben, die Verunglimpfungen wie "Politisierung" oder "Manipulation" ertragen hat, doch letztendlich haben die Regierungschefs die Lektion gelernt: man kann nicht an die Bildung denken ohne die LehrerInnen, und es ist auch nicht der Moment für Experimente.

Das Misstrauensvotum des Kongresses löst nicht die Dringlichkeit einer Bildungsreform, die die Friedensverträge wieder aufnimmt. Und Achtung: Der Dialog ist da für die Suche nach Lösungen und nicht, um zu versuchen, Forderungen zu entschärfen."

Und so schlich sich in den aktuellen Konflikt zwischen Ministerium und LehrerInnenkollegium noch eine dritte Position, die denn auch die schärfste Kritik rund um das Misstrauensvotum hervorrief: Dem Kongress wurde vorgeworfen, die Auseinandersetzung in ein wahlpolitisches Spektakel zu verwandeln und die Figur der Bildungsministerin als Exempel zu statuieren, auf der einen Seite als Zeichen der Macht des Präsidenten als letzter Entscheidungsträger, auf der anderen Seite als Zeichen für die Schwäche desselben als Regierungschef und seiner Equipe.

Trotz aller nicht zu leugnenden Fehler und Unfähigkeiten der Ministerin hat diese - nicht ohne das Zuspielen des Balles durch die anhaltenden Kritik der LehrerInnen an ihrer Administration - das Thema der Bildung auf die nationale Agenda gehoben und einen historischen Präzedenzfall geschaffen, indem sie mit der Tradition brach und sich nicht mit den Abgeordneten auf Verhandlungen über die Lehrstellenvergabe in den Departements einliess, die diese üblicherweise für ihre parteipolitischen Verpflichtungen instrumentalisiert haben.

So stellt die Parlamentarische Anfrage für manche weniger die Absicht dar, tatsächlich einen möglichen Niedergang der Bildungsamtsführung zu beweisen sondern um ein Kräftemessen und den Anstieg in der politischen Gunst des LehrerInnengremiums.

Trotz der Bereitschaft von Seiten einiger Kongressabgeordneten, sich zum Gespräch zu finden, bleibt fraglich, wieweit während des Restes der GANA-Regierung die Spuren der Auseinadersetzung das politische Handeln derselben behindern.

Auf der Legislativagenda stecken die Diskussionen um zahlreiche, aktuell mehr als drängende Gesetze fest: das VGWaffenNF- und Munitionsgesetz, jenes zum Kampf gegen das VGOrganisierte VerbrechenNF, das zur Schaffung des Nationalen Instituts für Forensik, das zu Privaten Sicherheitsunternehmen und zum Gefängnissystem. Im sozialen Bereich stehen aus die Gesetze zur Ländlichen Entwicklung und dem Schutz von Kleinst-, Kleinen und Mittleren Unternehmen. Das Justizressort entbehrt derweil einer Billigung der Reformen des Gesetzes zu Aspekten der Festnahme Verdächtiger, des Strafkodices zur Definition der häuslichen Gewalt als Verbrechen und des Strafprozesskodices, um nur die dringlichsten Entscheidungen zu nennen.


PDF Original-PDF 354 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte