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Hijóle, die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: "Haare ins Meer" und anderen Ironien

Fijáte 461 vom 26. Mai 2010, Artikel 6, Seite 4

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Hijóle, die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: "Haare ins Meer" und anderen Ironien

Unser Präsident ist wie ein Zauberer in der Cocktailbar: So, wie er den Maya-Priester mit der Zerstörung der Biosphäre kombiniert, sowenig stört es ihn, seine sogenannte Sozialdemokratie mit der blutrünstigen Partei des VGFRGNF zu mischen. Und so erscheinen sie dann zusammen auf dem Foto: der Mehrfachvölkermöder VGRíos MonttNF mit der Ehefrau des Präsidenten, der linken VGSandra TorresNF, deren Vorwahl-Allianz bereits gefressen zu sein scheint.

Derweil geht es den Leuten in Guatemala beschissen. Gemäss jüngsten Daten der VGUNDP (2008) gehört ungefähr 80% des kultivierbaren Bodens 2% der Bevölkerung dieses wohlbemerkt bäuerlichen Landes. Der Gini-Koeffizient, der die wirtschaftliche Ungleichverteilung misst, ist mit 53.7 einer der höchsten des Kontinents. 50.9% der Bevölkerung lebt in VGArmutNF, 15.2% in extremer Armut. 70% arbeitet in der informellen Ökonomie. Mehr als 3 Mio. von 12 Mio. GuatemaltekInnen leiden VGHungerNF.

Aber glauben Sie nicht, dies würde die Kongressabgeordneten dazu bewegen, ein Gesetz über ländliche Entwicklung voranzutreiben, das seit acht Jahren in ihren Schubladen liegt. Die Väter der Nation sind vielmehr daran interessiert, ein Gesetz über privat-öffentliche Partnerschaften durchzubringen, das die transnationalen Unternehmen und ihre guatemaltekischen "Konkubinen" der nationalen Oligarchie privilegiert, auf Kosten der Rechte der Bevölkerung, ohne Berücksichtigung von Volksbefragungen, die in Guatemala per internationalem Recht verbrieft sind.

Und zu guter Letzt: Ein Jahr nach dem medial aufgebauschten Mord (oder Selbstmord) an Rodrigo Rosenberg, präsentiert sich das Präsidentenpaar in Kommunionskleidern in der Kathedrale. Sie danken Gott, denn schlussendlich ist nichts passiert. Noch immer warten wir darauf, dass uns die VGCICIGNF sagt, wer die kollektiven Gefühle gegen die Regierung manipulierte, und dafür die plötzlich gewachsene Autorität des Opfers Rosenberg zu nutzen wusste. Wir warten darauf zu erfahren, welche grossen Fische den Kaffeeunternehmer Khalil Musa und seine Tochter umbrachten, und was sie damit vertuschen wollten. Und wir warten darauf, dass jemand über die Verzweiflung Rosenbergs nachdenkt, ausgelöst durch die unausstehliche VGStraflosigkeitNF, die in Guatemala herrscht. Dieselbe Verzweiflung, die auch andere Selbstmorde und Gewalttaten provoziert. Dieselbe Gewalt, die uns in einem Zustand des "Rette-sich-wer-kann" hält, die Öl ins Feuer der VGLynchmorde giesst … Um etwas mehr von dem sozialen Chaos namens Guatemala zu verstehen, müssen wir das Rosenberg-Syndrom analysieren: Die selbstmörderische Verzweiflung ob so viel Straflosigkeit.


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