Opfer von Gewalt verzichten auf Anzeige
Fijáte 350 vom 21. Dez. 2005, Artikel 7, Seite 5
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Opfer von Gewalt verzichten auf Anzeige
Guatemala, 5. Dez. Die Mehrheit der Opfer innerfamiliärer und sexueller Gewalt verzichten auf eine Anzeige aufgrund von Drohungen seitens des Täters, Bestechung oder Fahrlässigkeit der Behörden. Dies ist eines der Ergebnisse, zu dem die vom Institut für vergleichende Studien im Strafrecht (IECCP) herausgegebene Studie «Gewalt gegen Frauen: Der Umgang seitens der Justiz» gekommen ist. Das Dokument zeigt auf, dass das Fehlen von Anzeigen eines der grössten Probleme beim strafrechtlichen Verfolgen sexueller Gewalttaten ist. Vor allem bei innerfamiliärer Gewalt gibt es eine Dynamik, die sehr schwer zu durchbrechen ist. Der Täter, den die Frau eigentlich liebt, bittet um Verzeihung, verspricht, dass es nie wieder vorkomme, was die Frau ja nur zu gerne glauben möchte. Zur emotionalen, kommt in vielen Fällen die ökonomische Abhängigkeit der Frau von ihrem Partner, was eine Anklage oder eine Trennung schwierig macht. Oft kommt es nicht zu einer Anklage, weil der zuständige Richter illegalerweise dazu bereit ist, aussergerichtliche Abmachungen zwischen dem Täter und der Familie des Opfers auszuhandeln, speziell wenn es sich beim Opfer um eine Minderjährige handelt. So galt bis vor kurzem laut Artikel 200 des Strafgesetzbuches dass, wenn der Täter das (über zwölfjährige) Opfer heiratet, eine Vergewaltigung nicht strafrechtlich verfolgt wird. Dieser Artikel 200 wurde aber Anfang Dezember vom Verfassungsgericht provisorisch suspendiert. Der Artikel wurde von Frauen- und MenschenrechtlerInnen als "archaisch" bezeichnet, weshalb er unbedingt ausser Kraft gesetzt werden müsse. Ab sofort ist die Staatsanwaltschaft verpflichtet, auch solche Fälle als Offizialdelikte zu verfolgen. Nach oben |
In dem in der Studie von IECCP untersuchten Jahr 2003 wurden von den 229'572 bei der Staatsanwaltschaft eingereichten Klagen 33% ergebnislos archiviert, 12% wurden abgewiesen, in 3% wurde das Verfahren eingestellt und 39.59% sind noch hängig. |
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