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Fijáte
 

Fijáte-Archiv 2007

Liste der jeweiligen Leitartikel, bestehend aus der Überschrift und dem zugehörigen ersten Absatz und der Verlinkung zum PDF oder zur HTML-Version des ersten Artikels. Sollte bei der Verlinkung das Schlosssymbol stehen, ist die Ausgabe noch nicht freigegeben und es wird ein Passwort benötigt.

Jahresüberblick

Fijáte 400 (19.12.07) PDF 1. Artikel
   emPower - interkultureller Jugendaustausch, Teil 2
   Der Guatemalteke Augustín Ramírez Pérez ist einer von 16 Jugendlichen unterschiedlicher geographischer Herkunft, die an der neunmonatigen Ausbildung emPower im Kinderdorf Pestalozzi im Schweizerischen Trogen teilgenommen haben. Als Fachleute der interkulturellen Kommunikation werden sie in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ihre Erfahrungen und ihr neugewonnenes Wissen in ihren Herkunftsländern weitergeben.
   Im ¡Fijáte! Nr. 397 erzählte Augustín von seinen Eindrücken und seinem persönlichen Lernprozess in der Schweiz. Anfang November flog er nach Guatemala zurück und berichtet nun (per E-Mail), wie er sein Land nach neun Monaten Abwesenheit sieht.

Fijáte 399 (05.12.07) PDF 1. Artikel
   Die neue Regierung: «Trojanisches Pferd» oder «Der Alte und das Meer»?
   Um in einem Land wie Guatemala an die Macht zu gelangen, braucht eine politische Partei die Unterstützung korrupter AkteurInnen, die einerseits die Wahlkampagne finanziell unterstützen und andererseits die eigene unrechtmässige Bereicherung zum Ziel haben. Gleichwohl kann gerade wegen der Präsenz dieser korrupten AkteurInnen keine Partei, ist sie einmal an der Macht, wirkungsvoll regieren. Wenn eine neu antretende Regierung diese Realität ignoriert und keinen erfolgreichen Umgang damit findet, riskiert sie, wie in der Erzählung von Ernest Hemingway „Der Alte und das Meer“ zu enden: Eine der grössten in einem Land existierenden Chancen zu fischen, nur um nach vier Jahren im Hafen (bzw. am Ende der Regierungszeit) anzukommen, mit nichts mehr als den übrig gebliebenen Knochen dessen, was einmal ein ambitioniertes politisches Projekt war.
   Der folgende Text ist die Zusammenfassung eines Artikels aus der Nummer 1730 von Inforpress Centroamericana, erschienen am 16. November 2007.
   Die Rolle der Korruption

Fijáte 398 (21.11.07) PDF 1. Artikel
   Post-Elektorale Überlegungen
   Álvaro Colom ist neuer Präsident von Guatemala. Zugegeben, das Schlimmste konnte verhindert werden: die Wahl von Otto Pérez Molina und mit ihm der Rückfall in eine „Staatspolitik des Terrors“. Und zugegeben, es lockt eine vage Hoffnung auf Veränderung. Aber Colom jetzt zum Hoffnungsträger der Nation hoch zu stilisieren, nur weil er vor acht Jahren Präsidentschaftskandidat der damals noch vereinten Linken war und weil er ein Parteibüchlein der Sozialdemokratischen Internationalen besitzt, ist doch etwas blau- wenn nicht gar blindäugig.
   Zu behaupten, dass „Guatemala erstmals seit dem Ende der Militärherrschaft – oder sogar seit dem Sturz von Jacobo Arbenz im Jahre 1954 – wieder eine Regierung links der Mitte“ habe (NZZ vom 6. Nov.) stimmt zwar faktisch, politisch muss man aber diese Mitte deutlich nach rechts schieben, um dieser Aussage etwas abgewinnen zu können. Denn der Grossteil der „Linken“ – in Guatemala müsste man von der „revolutionären Linken“ sprechen, um ungefähr dem gerecht zu werden, was in hiesigen Verhältnissen gemeinhin unter „Links“ verstanden wird – hat Álvaro Colom nicht gewählt. Im besten Fall haben sie sich mit ihrer Stimme für Colom gegen Pérez Molina ausgesprochen. Viele Linke haben ihren Stimmzettel gar nicht oder leer abgegeben im Wissen darum, dass Colom nicht die wirkliche Alternative ist, was seine Wirtschaftspolitik und sein Verhältnis zur Oligarchie betrifft.
   Es ist vermessen zu glauben, Álvaro Colom sei ein Präsident vom Kaliber eines Evo Morales, Rafael Correa oder Hugo Chávez, wohl nicht einmal so „links“ wie Lula de Silva, Tabaré Vázquez oder Michelle Bachelet. Von Chávez und Fidel Castro hat er sich vehement distanziert, derweil seine wichtigste internationale Beziehung diejenige zu den Vereinigten Staaten sei, von denen er sich in erster Linie Unterstützung in Sicherheitsbelangen und in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens erhoffe. Zweifellos gibt es in seiner Partei, der Unidad Nacional de Esperanza (UNE), eine gewisse sozialdemokratisch angehauchte Strömung, aber der Partei als ganzer fehlt es an einer abgestützten und erfahrenen sozialdemokratischen Militanz und dem neuen Präsidenten selber an Ideologie und Charakter.

Fijáte 397 (07.11.07) PDF 1. Artikel
   emPower - interkultureller Jugendaustausch
   Der Guatemalteke Augustín Ramírez Pérez ist einer von 16 Jugendlichen unterschiedlicher geographischer Herkunft, die an der neunmonatigen interkulturellen Ausbildung emPower im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen (Schweiz) teilgenommen haben. Als Fachleute der interkulturellen Kommunikation werden sie in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in ihren Heimatländern weitergeben.
   Normalerweise sind es wir WestlerInnen, die nach Guatemala reisen, um danach hierzulande unsere Eindrücke und Erfahrungen kundzutun. Die ¡Fijáte!-Redaktion wollte einmal umgekehrt von einem Guatemalteken wissen, wie es für ihn war, in die Schweiz zu kommen und hier eine Zeit lang zu leben. Wenn dieser ¡Fijáte! erscheint, ist Augustín bereits zurück in Guatemala. In einer der nächsten Ausgaben werden wir uns mit ihm darüber unterhalten, wie seine Heimkehr war und wie er - nach neun Monaten ausser Landes - Guatemala wieder-sieht.

Fijáte 396 (24.10.07) PDF 1. Artikel
   Gegen den Strom schwimmen: kleine und mittlere Unternehmen in Guatemala
   Guatemala ist das Land der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Rund 75% der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung arbeitet in einer KMU. Trotz ihrer unbestreitbar wichtigen Rolle im sozioökonomischen Gefüge des Landes, ist die Geschichte dieser Unternehmen die Chronik eines permanenten Kampfes ums Überleben und ein Schwimmen gegen den Strom. Der folgende Artikel von Arcadio de la Torre erschien in der August/September-Ausgabe der guatemaltekischen Zeitschrift Este País (www.este-pais.com)
   Laut einer sich noch in Bearbeitung befindenden Studie über kleine und mittlere Unternehmen (Mipyme auf Spanisch, KMU auf Deutsch) zu der die Zeitschrift Este País zugriff hatte, gehören in Guatemala 96.9% der Unternehmen der Kategorie Kleinst- oder Mikrounternehmen an. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie 1 bis 9 Angestellte haben. 1.75% gehören mit zwischen 10 und 29 Angestellten zu den Kleinunternehmen, 0.85% sind Unternehmen mittlerer Grösse mit 30 bis 99 Angestellten. Im Vergleich zu Europa, wo gemäss Empfehlungen der EU-Kommission erst Unternehmen mit mehr als 250 Arbeitnehmenden als Grossunternehmen gelten, sind sie es offenbar in Guatemala bereits mit 100 und mehr Angestellten. Diese machen 0.5% aller Unternehmen aus und zu ihnen gehören auch die 102 Firmen, die mehr als 1´000 Angestellte zählen. Die Spitze bilden 10 Firmen, die je mehr als 6´000 MitarbeiterInnen haben. Dazu gehören u.a. die Warenhäuser von Paiz/Wal Mart, die Fastfoodkette Pollo Campero, das Telefonunternehmen TELGUA, die Banco Industrial, die Zuckerraffinerien La Unión und Pantaleón etc.
   Diese etwas mehr als Hundert Grossunternehmen üben eine grosse politische und wirtschaftliche Macht aus, gegen die die KMU einen schweren Stand haben, so das Resümee der Studie. Es ist schwierig für sie, gegen die grossen Unternehmen wettbewerbsfähig zu sein bzw. überhaupt einen Marktzugang zu bekommen. Die Unterschiede zeigen sich auf allen Ebenen, begonnen beim investierten Kapital, bei der angewendeten Technologie, die wiederum Einfluss auf die Produktionsmenge hat, bis hin zum Know-how sowohl der Führungskräfte wie auch der Angestellten.

Fijáte 395 (10.10.07) PDF 1. Artikel
   Wahlen in Guatemala – haben wirklich alle gewonnen?
   "Alle gewinnen" oder "Alle haben gewonnen", hiess es nach dem inhaltlich langweiligen aber von Gewalt überschatteten Wahlkampf in Guatemala. Wer wollte auch anderes behaupten, nachdem so viel Geld und leere Versprechen in den Wahlkampf gesteckt wurden? Im folgenden Text, der auf Artikeln von Andrés Cabañas und aus Inforpress Centroamericana Nr. 1723 basiert, geht es darum, wer auch noch von den Wahlen profitiert hat, unabhängig davon, wer schlussendlich Präsident wird.
   Die vermeintlichen Gewinner
   Es gewann Álvaro Colom, obwohl er mit nur 28.23% der gültigen Stimme nicht im ersten Wahldurchgang den Sieg errang.

Fijáte 394 (26.09.07) PDF 1. Artikel
   Mehr vom selben – Ergebnisse der ersten Wahlrunde in Guatemala
   Wie alle vier Jahre gibt es auch 2007 bei den guatemaltekischen Wahlen einen zweiten Durchgang, da keineR der KandidatInnen am vergangenen 9. September mindestens 50% plus eine Wahlstimme auf sich vereinen konnte. Die Konkurrenten für die zweite Runde sind – ebenfalls nicht überraschend – Álvaro Colom von der Partei der Nationalen Einheit (UNE) und Otto Pérez Molina von der Patriotischen Partei (PP). Auch zu erwarten war, dass die linken Parteien schlecht abschneiden würden; dass die grosse Wahlverliererin Rigoberta Menchú heisst, ist aber selbst für die grössten SkeptikerInnen eine Enttäuschung.
   Im folgenden Artikel präsentieren wir – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige Zahlen und Statistiken über die Wahlergebnisse und geben ein paar Stimmen wieder, die das Versagen der linken Parteien kommentieren.
   Die Rangliste bei den Präsidentschaftswahlen entspricht, was die ersten drei Plätze betrifft, den Erwartungen und der im Vorfeld durchgeführten Meinungsumfragen. Mit 28,37% aller gültig eingelegten Stimmen führt der zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat angetretene Álvaro Colom, gefolgt vom nur gut 4% weniger Stimmen auf sich vereinenden Ex-General Otto Pérez Molina (24,12%). Die beiden werden am 4. November die zweite Wahlrunde bestreiten und einer von ihnen wird Mitte Januar den Präsidenten-„Thron“ besteigen. Ein halbwegs „gutes“ Ergebnis hat mit 17,21% noch der für die aktuelle Regierungspartei Grosse Nationale Allianz GANA angetretene Drittplazierte, der ehemalige Gefängnisdirektor, Alejandro Giammattei, vorzuweisen. Alle anderen KandidatInnen liegen unter der 8%-Grenze und somit weit zurück. Überraschend, und für ihre Partei Grund, die Medien bzw. die Wahlumfragen zu kritisieren, ist der bloss sechste Platz (3,03%) von Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, die für Encuentro por Guatemala (EG)/ Winaq antrat.

Fijáte 393 (12.09.07) PDF 1. Artikel
   Si Dios quiere – Vom Widerspruch zwischen einem modernen Staat und der göttlichen Vorsehung
   Während der guatemaltekischen Wahlenkampagne zeigte sich einmal mehr, über welch politisches Gewicht die vermeintlich apolitischen evangelikalen Kirchen verfügen. Nachdem ihr eigener Kandidat, Harold Caballeros, zurückgetreten war, hörte man nur vereinzelte (wahl-)politische Stellungnahmen von ihnen. Vor einigen Tagen traten sie jedoch mit der Bekanntgabe an die Öffentlichkeit, dass ein Teil von ihnen mit „Gebet und Stimmabgabe“ den rechten Kandidaten Otto Pérez Molina unterstützen wird. Seinen Gegner, Alvaro Colom, würden sie nicht zur Wahl empfehlen, da er ein Mayapriester sei. Derweil bläst Ex-General Pérez Molina ins evangelikale Horn: „Jehova ist der Gott der Armeen, er hat nichts gegen die Militärs“, sagte er bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit evangelikalen Priestern.
   Der folgende, stark gekürzte Artikel von Andrés Pérez Baltodano, Dozent für Politikwissenschaften in Kanada, über die Beziehung von Staat und Religion in Lateinamerika und die Gefahr, Religion für politische Zwecke zu missbrauchen, erschien in der Zeitschrift envío von Juli 2007.
   In Lateinamerika glauben die Menschen an die göttliche Vorsehung. Dieser Glaube ist ein Erbe der Kolonialzeit und erlebt heute in den evangelikalen, pfingstlerisch-charismatischen Bewegungen einen neuen Aufschwung. Der Glaube an die göttliche Vorsehung hat eine politische Kultur geschaffen, die von SozialwissenschaftlerInnen als „resignierter Pragmatismus“ bezeichnet wird und die soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten als gottgegeben akzeptiert. Sie ist nicht vereinbar mit einem modernen Staat, dessen Aufgabe es ist, die neoliberalen Werte des Marktes mit den grundlegenden Werten einer Demokratie in ein Gleichgewicht zu bringen.

Fijáte 392 (29.08.07) PDF 1. Artikel
   Den Polizisten erkennst du an seinen Berichten
   Wer die Krimis des Sizilianers Andrea Camilleri liest, hat sich sicher auch schon über die gestelzte Sprache des Untergebenen von Commisario Montalbano gefreut: Catarè, der immer alles mit „seinen ganz eigenen Augen“ gesehen haben will. Die Polizeisprache ist eine Sprache für sich, nicht nur in Sizilien, sondern auch in Guatemala. Die folgende Reportage von Paola Hurtado über den Polizeijargon ist am 12. August in der Tageszeitung elPeriódico erschienen. Mit ihrer Veröffentlichung möchten wir dem ¡Fijáte! nicht in erster Linie eine komische Note verleihen, sondern ein Thema weiterführen, das u.a. von Marco Garavito (¡Fijáte! 373) und Marielos Monzón (386) angesprochen wurde: Die Verantwortung der JournalistInnen für den „Stil“ ihrer Kommunikation.
   Ein fester Bestandteil der Schreibkurse von Ana María Rodas bildet die Aufgabe, eine Nachricht in der „Polizeisprache“ zu verfassen. Die Poetin und Gewinnerin des Guatemaltekischen Literaturpreises 2000 bittet die Teilnehmenden, verschiedene Begebenheiten in jenem künstlichen Stil der Polizeiberichte zu beschreiben. Als einleitende Beispiele zitiert sie blumige Sätze wie: „Es wurde ein Kadaver männlichen Geschlechts lokalisiert“, (statt „eine männliche Leiche“) oder kitschige Euphemismen wie „die festgenommene Person schleuderte sich gegen die Humanität des polizeilichen Elements“ (statt „der Verhaftete griff den Polizisten an“).
   Zwischen dem Gelächter und den Witzen, die diese Aufgabe in der Klasse auslöst, versucht Rodas, eine eiserne Verfechterin einer präzisen Sprache, ihren SchülerInnen zu erklären, dass es verschiedene Ausdrucksformen gibt, aber nur eine, die sich Kommunikationslehrlinge nicht aneignen dürfen: die Gestelzte, die Unverständliche, die Polizeisprache.

Fijáte 391 (15.08.07) PDF 1. Artikel
   Die Vergangenheit ist präsent
   Eines der Themen, über die im aktuellen Wahlkampf nur ganz am Rande bzw. überhaupt nicht debattiert wird, ist der Umgang mit und die Aufarbeitung der Vergangenheit. Während vor vier Jahren mit der umstrittenen Präsidentschaftskandidatur von Ex-General Efraín Ríos Montt und der aktiven Unterstützung seiner Kampagne durch die ehemaligen Zivilpatrouillen (PAC) das Thema der Versöhnung und Entschädigung unweigerlich diskutiert werden musste, wird die Vergangenheit in diesem Wahlkampf durch "aktuellere" Themen wie z.B. die gegenwärtige Gewalt- bzw. die Sicherheitsfrage verdrängt.
   Die abtretende Regierung hat sich in Sachen Aufarbeitung der Vergangenheit oder Gerechtigkeit für die Opfer nicht hervorgetan. Die Prozesse gegen die Verantwortlichen der Verbrechen stecken fest, das Nationale Entschädigungsprogramm (PNR) dümpelt vor sich hin und die Regierung schaut tatenlos zu, wie Menschenrechtsorganisationen, die sich für die Opfer des Krieges einsetzen, Drohungen, Überfällen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt sind (z.B. ECAP, CALDH, ACOGUATE, um ein paar der Organisationen aufzuzählen, die in den letzten Monaten bedroht wurden).
   So sind es denn in erster Linie Teile der katholischen Kirche und Menschenrechtsorganisationen, die sich nach wie vor der Aufarbeitung der Vergangenheit widmen und den Betroffenen Unterstützung leisten bei der Verarbeitung der materiellen und psychischen Verletzungen, die der Krieg hinterlassen hat. Wir möchten an dieser Stelle zwei Beispiele unermüdlichen Einsatzes für die Erlangung von Gerechtigkeit und die Wiedererlangung von Würde vorstellen:

Fijáte 390 (01.08.07) PDF 1. Artikel
   "Wir sind weder Zahnpasta noch Seife"
   Dies die Antwort des Präsidentschaftskandidaten der linken Partei URNG-MAIZ, Miguel Angel Sandoval, auf die Frage eines Journalisten, wie seine Partei ihre Wahlkampagne finanziere. Seine Organisation sei auf Spenden von SympathisantInnen und auf viel Gratisarbeit angewiesen, deshalb könne sie auch weder Fernsehspots schalten noch Transparente aufhängen, wie dies die anderen Parteien (und die Zahnpasta- und Seifenhersteller) tun.
   Miguel Angel Sandoval begann seine politische Karriere als StudentInnenführer und trat in den 60er Jahren der revolutionären aufständischen Bewegung bei. Er war Mitgründer des Guerillaheers der Armen (EGP), einer der vier Organisationen, die sich später zur Revolutionären Nationalen Einheit Guatemalas (URNG) zusammenschlossen, für die er auch an den Friedensverhandlungen mit der Regierung teilnahm. Einen Teil des Krieges verbrachte er in Paris, wo er Psychologie studierte. Zurück in Guatemala arbeitete er unter anderem als Berater des UNO-Entwicklungsprogamms und anderen nationalen wie internationalen Organisationen sowie als Kolumnist in der Tageszeitung elPeriódico.
   Wir veröffentlichen im folgenden Ausschnitte aus zwei Interviews mit Sandoval, die am 5. bzw. 15. Juli im Radioprogramm El Estaratazo bzw. in elPeriódico veröffentlicht wurden. Wir haben dafür eine nicht ganz über alle Zweifel erhabene Methode gewählt und die beiden Interviews vermischt, da sie ähnliche Fragen aber unterschiedlich präzise Antworten enthalten. Was in normaler Schrift steht, stammt aus dem Radiointerview, was kursiv gedruckt ist, aus dem Interview mit elPeriódico.

Fijáte 389 (11.07.07) PDF 1. Artikel
   Die Oligarchie und die Wahlen
   Als im August 2003 der guatemaltekische Unternehmerverband CACIF seinen Vierjahres-Entwicklungsplan vorstellte, kam er darin zu dem Schluss: "Wir sind davon überzeugt, dass die heutigen Herausforderungen nicht mehr sektorieller sondern nationaler Art sind." Seither propagiert der Unternehmerverband, der die Interessen der guatemaltekischen Oligarchie vertritt, seine neue „Vision des Landes", die er in Zusammenarbeit mit VertreterInnen sozialer und linker Organisationen erarbeitet hat. Entsprechend ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass der CACIF die Kandidatur der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú begrüsst und unterstützt. Handelt es sich hier um einen Gesinnungswandel oder um eine politische Strategie?
   Es gibt zwei Interpretationen für dieses Phänomen: Auf der einen Seite steht die Meinung, dass es sich um eine Strategie der Oligarchie handelt, linke und indigene Kräfte einzubinden, um so jegliche Kritik am CACIF und seiner Politik einzudämmen. Dahinter würde keinerlei Umdenken stecken, sondern schlicht und einfach politische Interessen. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die den neuen Diskurs und die entsprechende Umsetzung als Resultat eines Bewusstseinsprozesses innerhalb der wirtschaftlich starken Gruppen sehen. Die neue Sorge um die nationalen Probleme und die Unterstützung der Kandidatur von Rigoberta Menchú seien Ausdruck einer veränderten Perspektive und seit sich verschiedene wirtschaftlich starke Gruppen mit dem Ziel, „Guatemala zu retten", in der GANA zusammengeschlossen haben, um die Wiederwahl der Republikanischen Front Guatemalas (FRG) zu verhindern, seien die Zeiten vorbei, wo man der Oligarchie mangelndes nationales Interesse vorwerfen könne.
   Im folgenden Artikel versucht der Ethnologe und Analyst Jorge Murga dieses Phänomen zu erklären und geht dabei hart ins Gericht mit gewissen linken und indigenen ProtagonistInnen.

Fijáte 388 (27.06.07) PDF 1. Artikel
   Interne Migration
   Demographische Studien belegen, dass die Länder der so genannten Dritten Welt oder Entwicklungsländer am meisten Migration zu verzeichnen haben. Guatemala gehört mit rund 10% der Bevölkerung, die ausserhalb des Landes leben, zu diesen Ländern. In den letzten Jahren haben Tausende von Männern und Frauen aus unterschiedlichen Gründen (rassistischen, politischen, religiösen, wegen ihrer sexuellen Identität, wegen Verknappung der Naturressourcen, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen) ihre Ursprungsregion verlassen. Nicht alle von ihnen versuchten ihr Glück in den Vereinigten Staaten. Nach wie vor ist in Guatemala die interne Migration ein verbreitetes Phänomen mit schwerwiegenden sozialen Konsequenzen. In ihrer Mehrheit sind es extrem arme Personen mit niedrigem Bildungsniveau, welche die Mittel und/oder Beziehungen für eine Reise in den Norden nicht haben, die innerhalb des Landes migrieren. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2002 leben rund 65% der Bevölkerung in ländlichen Gegenden und 11% der in Städten lebenden GuatemaltekInnen nicht in dem Departement, in dem sie geboren worden sind.
   Die Sonntagsbeilage der Tageszeitung Prensa Libre widmete in ihrer letzten Ausgabe dem Thema „Interne Migration“ einen Schwerpunkt. Der folgende Text umfasst Ausschnitte daraus und ist mit Informationen aus anderen Quellen ergänzt.

Fijáte 387 (13.06.07) PDF 1. Artikel
   180-Grad-Drehung des Verfassungsgerichts
   Am vergangenen 15. Mai erklärte das guatemaltekische Verfassungsgericht (CC) die am 18. Juni 2005 in der Gemeinde Sipakapa, San Marcos, durchgeführte Volksbefragung (Consulta Popular) über die Anwesenheit der in der Gemeinde operierenden Goldmine Marlin als verfassungswidrig. Dies, nachdem das gleiche Gericht, jedoch in anderer Besetzung, im April 2006 die Gültigkeit der Abstimmung sowohl in Sipakapa wie auch in Río Hondo, Zacapa, wo es um den Bau eines Wasserkraftwerkes ging, bestätigte (siehe ¡Fijáte! 358). Was steckt hinter diesem Stimmungswandel?
   Der folgende Text basiert auf zwei Artikeln von elPeriódico und Inforpress Centroamericana und wir hängen ihm noch die Übersetzung einer Kolumne von Magalí Rey Rosa an, die in der Prensa Libre erschienen ist.
   Eine der Polemiken rund um die Rechtsgültigkeit von Volksbefragungen besteht darin, dass es Widersprüche gibt bei der Auslegung von Gemeindegesetzen bzw. der guatemaltekischen Verfassung. Gemäss der Verfassungsanwältin Anabella Morfín haben Volksbefragungen nur dann Gültigkeit, wenn es sich um Aspekte handelt, die spezifisch die betroffene Gemeinde etwas angehen.

Fijáte 386 (30.05.07) PDF 1. Artikel
   In Guatemala kannst du Blut aus den Medien pressen
   Wir veröffentlichen ein Interview mit der Journalistin Marielos Monzón, die Anfang Mai anlässlich der Delegiertenversammlung der lokalen Sektion von Amnesty International in der Schweiz weilte.

Fijáte 385 (16.05.07) PDF 1. Artikel
   Startschuss für die Wahlen
   Mit dem Dekret 1-2007 berief das Oberste Wahlgericht (TSE) am 2. Mai offiziell die Wahlen ein. Gewählt werden PräsidentIn, VizepräsidentIn, 158 Kongressabgeordnete, 20 Abgeordnete für das Zentralamerikanische Parlament (Parlacen) sowie deren StellvertreterInnen und 332 BürgermeisterInnen. Bis zum 11. Juli haben die Parteien nun Zeit, ihre KandidatInnen ins Wahlregister einzutragen. Wahltag ist der 9. September, kommt es zu einer zweiten Wahlrunde, was ziemlich wahrscheinlich ist, findet diese am 4. November statt.
   Wir nutzen den Wahlauftakt, um einen Überblick über das aktuelle Wahlpanorama zu geben.
   Im Vergleich zu früheren Wahlen finden die diesjährigen um zwei Monate vorgezogen statt, im September anstatt im November. Damit hofft man, rund einer halben Million Personen die Beteiligung an den Wahlen zu ermöglichen, Leuten, die normalerweise die letzten beiden Monate des Jahres fern ihrer Wohnorte als temporäre ArbeiterInnen bei der Ernte auf den Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen verbringen. Gelingt es tatsächlich, diese Leute zur Wahl zu motivieren, könnte nicht nur die Wahlbeteiligung um rund 20% erhöht werden, sondern es könnte sich auch die Wahl-Soziologie verändern, handelt es sich doch bei diesen Personen in erster Linie um indigene BäuerInnen aus dem Hochland.

Fijáte 384 (02.05.07) PDF 1. Artikel
   Wiederaufnahme des Plan Puebla Panamá
   Bei einem Treffen am 9. und 10. April in Campeche, Mexiko, beschlossen die Regierungen der neun, am Plan Puebla Panamá (PPP) beteiligten Länder, ihre Zusammenarbeit zu verbessern und gewisse Projekte zu revidieren. Soziale Gruppierungen der mittelamerikanischen Zivilgesellschaft kritisieren die Initiative nach wie vor und sehen in ihr einen Vorwand, um die Infrastrukturprojekte im südlichen Teil Mexikos voranzutreiben und nach Zentralamerika auszuweiten, ohne dabei menschenrechtliche Grundsätze einzuhalten, geschweige denn die spezifischen Rechte der indigenen Bevölkerung. Einige soziale Organisationen in Mexiko und Guatemala gehen noch einen Schritt weiter und beschuldigen ihre Regierungen, den Kampf gegen das organisierte Verbrechen als Vorwand zu nutzen, um die Repression gegen die ländlichen Gemeinden zu verstärken, die sich gegen die Investoren und die Megaprojekte des PPP wehren.
   Wir fassen zwei Artikel aus Inforpress Centroamericana 1699 und 1700 zusammen.
   Bei ihrem Treffen in Campeche gaben die Präsidenten von Belize, Kolumbien, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko und Panama sowie der Vizepräsident von Nicaragua zu, dass trotz der grossen Erwartungen, die der PPP bei seiner Lancierung im Jahr 2001 geweckt hatte, die bisherigen Fortschritte im Bereich der länderübergreifenden Infrastruktur wie Strassen, elektrische und Energiesysteme sowie der menschlichen Entwicklung begrenzt sind. Entsprechend unterzeichneten sie nun ein neun Punkte umfassendes Dokument, in dem sie sich verpflichten und gegenseitig versprechen, eine neue Dynamik in das überregionale Projekt zu bringen.

Fijáte 383 (18.04.07) PDF 1. Artikel
   Auf der Suche nach Sicherheit, Teil 2
   Wir veröffentlichen im Folgenden den zweiten Teil einer differenzierten Analyse der Sicherheitsfrage in Guatemala, die Carmen Rosa de León-Escribano in der Zeitschrift diálogo von FLACSO im März 2007 machte. León-Escribano ist Leiterin des Instituts für eine Erziehung zur nachhaltigen Entwicklung (IEPADES) und Mitglied der Beratenden Gruppe für Sicherheitsfragen der guatemaltekischen Regierung.
   Im ersten Teil, veröffentlicht im letzten ¡Fijáte!, untersuchte León-Escribano die historische Entwicklung und Rolle der Sicherheitsinstitutionen sowie die normativen Rahmenbedingungen, die es unmöglich machen, dass das staatliche System der Wahrung innerer Sicherheit funktioniert.
   Die Hauptprobleme

Fijáte 382 (04.04.07) PDF 1. Artikel
   Auf der Suche nach Sicherheit, Teil 1
   Die Sicherheitsfrage beschäftigt im Moment die guatemaltkische Regierung und Bevölkerung wie kein anderes Thema. Seien es die alltäglichen Sicherheitsbedrohungen, denen die Menschen auf dem Arbeitsweg, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen oder in der Freizeit ausgesetzt sind, oder seien es die Un-Sicherheiten, die selbst staatliche Gefüge, wie gewisse Ministerposten und ganze Institutionen wie die Polizei ins Wanken zu bringen drohen - eine gangbare Lösung, wie dem Phänomen kurzfristig begegnet werden kann, kennt niemand.
   Wir veröffentlichen im Folgenden (und den zweiten Teil im nächsten ¡Fijáte!) eine differenzierte Analyse des Problems, die Carmen Rosa de León-Escribano in der Zeitschrift diálogo von FLACSO im März 2007 machte. León-Escribano ist Leiterin des Instituts für eine Erziehung zur nachhaltigen Entwicklung (IEPADES) und Mitglied der Beratenden Gruppe für Sicherheitsfragen der guatemaltekischen Regierung.
   Sicherheit und Freiheit

Fijáte 381 (21.03.07) PDF 1. Artikel
   Handel vereinigt? - Verhandlungsstart zwischen Zentralamerika und der Europäischen Union
   Die Europäische Union (EU) und Zentralamerika beginnen im März die Verhandlungen, die es erlauben werden, einen Handelsvereinigungsabkommen zwischen beiden Regionen aufzustellen. Doch angesichts der Tatsache, dass Mittelamerika keine grosse Handelsbedeutung für Europa hat und auch für die Zukunft keinen signifikanten Absatzmarkt darstellt, muss man sich zwangsweise die Frage nach dem Warum dieses Abkommens stellen. Laut AnalystInnen besteht dessen Hauptzweck darin, europäischen transnationalen Unternehmen die Türen in die Winkel zu öffnen, wo die Region noch Perspektiven zur Privatisierung anbietet. Dies wird gleichzeitig der EU ermöglichen, ihre Positionen auf dem multilateralen Handelsfeld zu stärken, speziell in den Themen, bei denen auf der Ebene der Welthandelsorganisation (WTO) kein Fortschritt zu verzeichnen ist. Die VertreterInnen der EU gestehen diese Gründe durchaus zu, ziehen es jedoch vor, andere Aspekte des Abkommens hervorzuheben, wie den politischen Dialog, die Zusammenarbeit und eine spezielle Menschenrechtsklausel. Doch hier stellt sich für bestimmte Gruppen der Zivilgesellschaft, die noch nicht wissen, ob sie an den Verhandlungen teilnehmen werden, eine neue Frage: Wäre es möglich, den kommerziellen Teil der Vereinbarungen abzulehnen, ohne andere Abschnitte zu gefährden (eingeschlossen der Ressourcenfluss aus der EU)?
   Wir veröffentlichen einen Artikel, der in der Nr. 1692 von Inforpress Centroamericana erschienen ist.
   Die Schaffung eines Vereinigungsabkommens zwischen EU und Zentralamerika wird seit dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs/chefinnen der EU, Lateinamerika und der Karibik vorangetrieben, der im Mai 2004 im mexikanischen Guadalajara stattfand. Im Mai 2006, während eines entsprechenden Gipfels in Wien, konkretisierten die VertreterInnen der EU und des Isthmus bereits einige Details des Abkommens, das zum ersten Mal zwischen beiden Regionen ein Freihandelsabkommen (TLC) enthält.

Fijáte 380 (07.03.07) PDF 1. Artikel
   Frauen kämpfen um ihren Zugang zu Land
   In Guatemala, wo ca. 40% der ökonomisch aktiven Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, 25% des BIP durch die Landwirtschaft generiert werden und eine extreme Landkonzentration vorherrscht, ist die Bedeutung von Land sowohl als ökonomischer aber auch als politischer Machtfaktor offensichtlich. Lediglich 1,86% der Bevölkerung besitzen 56,59% des kultivierbaren Landes. Die ungleiche Landverteilung hat sowohl eine ethnische als auch eine geschlechtspezifische Dimension. Obwohl die indigene Bevölkerung zum Grossteil in ländlichen Regionen lebt, ist ihr Zugang zu Land stark eingeschränkt.
   Innerhalb dieser ethnischen Dimension der ungleichen Landverteilung sind Frauen besonders vom Ausschluss von Landbesitz betroffen. Ihre Marginalisierung äussert sich darin, dass 80% der Landbesitzenden Ladino-Männer sind. Frauen machen in Guatemala dahingegen nur 6.5% der LandbesitzerInnen aus. Dies ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Land nicht nur eine ökonomische Ressource ist, sondern auch im Zusammenhang mit damit verbundenen Machtkonflikten analysiert werden muss, da Landbesitz in Guatemala gleichzeitig Quelle sozialen wie kulturellen Kapitals ist. Geschlechtsspezifische Besitz- und Eigentumsstrukturen verknüpfen sich in diesem Bereich mit eingeschränkter Verfügungs- und Entscheidungsmacht von Frauen. Denn ein Stück Land bedeutet auch für die Frauen ein Stück unabhängige Sicherheit, soziale Anerkennung sowie die Öffnung von Handlungsspielräumen. Und in erster Linie die Sicherung ihrer Existenz.
   Archana Krishnamurthy hat eine entsprechende Analyse in ihrer politikwissenschaftlichen Diplomarbeit Frauen gewinnen Land. Landbesitz – eine Empowermentstrategie für indigene Frauen in Guatemala? vorgenommen und hat daraus einige Aspekte für den ¡Fijáte! herausgearbeitet.

Fijáte 379 (21.02.07) PDF 1. Artikel
   Im Land des funktionalen Analphabetentums
   Immer wieder werden landesweite Stichproben in Schulen durchgeführt, um den Leistungsstand des Bildungssystems zu überprüfen, oft mit erschreckenden Ergebnissen. Ähnlich resultieren die Statistiken von Jahrgangswiederholungen und gänzlichen Schulabbrüchen. Doch anstatt in eine verbesserte Ausbildung und Entlohnung der Lehrkräfte sowie eine Verbesserung der Lernumgebung und Förderprogramme zu investieren, widmet sich das Bildungsministerium lieber der Durchsetzung von Privatisierungsbestrebungen auf allen Ebenen und entzieht sich somit der Verantwortung.
   Der folgende Artikel über die Lage der guatemaltekischen Lesegewohnheiten von Elmer Telon erschien am 31. Januar 2007 in der Tageszeitung La Hora, wohl bemerkt zu Beginn eines Wahljahres.
   Guatemala ist kein fruchtbares Land, weder für das Lesen noch für die Künste. Die Intellektuellen des Landes sehen für sich zwei Möglichkeiten: mit Gelassenheit der rauen Umgebung standzuhalten, die sie verachtet oder den schmerzhaften Weg der Auswanderung einzuschlagen.

Fijáte 378 (07.02.07) PDF 1. Artikel
   Lokalradios im Visier
   Die repressive Politik gegenüber den Lokalradios in Guatemala geht weiter. Während dem Jahr 2006 hat die Staatsanwaltschaft über 60 Radios wegen „illegalen Sendens“ geschlossen, für 2007 ist keine Änderung dieser Politik in Sicht. VertreterInnen der Staatsanwaltschaft argumentieren, dass sie einzig die Anwendung des Telekommunikationsgesetzes garantieren, das eine strafrechtliche Vorfolgung von Radios vorschreibt, die nicht über eine entsprechende Erlaubnis verfügen, um die Radiofrequenzen zu benutzen.
   Seit längerem sind AktivistInnen daran, ein Projekt zum Schutz der Lokalradios auszuarbeiten, das den internationalen Standards in Sachen Menschenrechten entspricht und verhindert, dass wirtschaftlich stärkere Sektoren bei der Vergabe (an den Meistbietenden) von Radiofrequenzen begünstigt werden. Auch wenn diese Gesetzesvorlage auf positive Reaktionen stösst, ist nicht damit zu rechnen, dass sie im Jahr 2007 vom guatemaltekischen Kongress behandelt wird. Nicht nur, weil dieses Jahr ein Wahljahr ist, sondern auch, weil dem Thema generell keine grosse Beachtung geschenkt wird, auch nicht innerhalb der sozialen Organisationen.
   Wir veröffentlichen einen Text, der in Inforpress Centroamericana Nr. 1687 erschienen ist.

Fijáte 377 (24.01.07) PDF 1. Artikel
   So sieht Entwicklung aus
   Das neue Jahr begann schlecht für die Gemeinden in El Estor, deren Bevölkerung sich gegen das Projekt Fénix der Guatemaltekischen Nickelkompanie (GCN) wehrt (siehe ¡Fijáte! 371). Nachdem bereits Ende 2006 Räumungen angedroht und zum Teil ausgeführt wurden, erwecken die jüngsten Ereignisse fast den Eindruck, als habe man die Feiertage nutzen wollen, um möglichst ohne Aufsehen weitere Räumungen durchzuziehen.
   Wir veröffentlichen einen Augenzeuginnenbericht von Dawn Paley von Rights Action.
   Bekannt wegen der Präsenz der INCO-Nickelmine seit den frühen 60er- bis Mitte der 90er-Jahre ist die Region von El Estor seit einiger Zeit erneut im Rampenlicht. Vor drei Jahren übernahm die in Vancouver angesiedelte Skye Resources das Unternehmen, mit dem Versprechen, eine neue Ära von Entwicklung und der Schaffung von Jobs für die lokale Bevölkerung einzuläuten.

Fijáte 376 (10.01.07) PDF 1. Artikel
   Guatemala, 10 Jahre danach...
   Mit diesem thematischen Schwerpunkt-¡Fijáte! schliessen wir unsere Reihe "Guatemala, 10 Jahre danach" zu den guatemaltekischen Friedensabkommen ab. Wir lassen an dieser Stelle noch einmal Menschen zu Wort kommen, die aus ihrer je persönlichen Geschichte und Perspektive Bilanz ziehen: Ein damaliger Guerilla-Kämpfer und heutiger Aktivist, ein damaliger Sympathisant und heutiger Aktivist sowie eine damalige Solidarische und heutige Aktivistin. Eine Situationsanalyse, die von der Fundación DESC veröffentlicht wurde, rundet die Betrachtung der Friedensverträge ab.
   Die Reihe "Guatemala, 10 Jahre danach" ist eine Ko-Produktion von ¡Fijáte! und der schweizerischen Zeitschrift für Friedenspolitik friZ (www.efriz.ch).