Politische Mitsprache und Entwicklung eines Bürgerinnensinns der Frauen in Guatemala
Fijáte 463 vom 23. Juni 2010, Artikel 1, Seite 1
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Politische Mitsprache und Entwicklung eines Bürgerinnensinns der Frauen in Guatemala
Der Diálogo der Lateinamerikanischen Fakultät der Sozialwissenschaften (Flacso) analysiert in ihrer Ausgabe Nummer 10 (Februar 2010) die Beteilung der Frauen am politischen Leben Guatemalas, die Errungenschaften der Frauenbewegung und die Ungleichheit basierend auf dem Geschlecht, die in dem Land vorherrscht. Beteiligung auf lokaler EbeneMit den Friedensabkommen organisierte sich das Nationale Forum der Frau, welches als repräsentatives Organ des Dialogs zwischen Staat und Zivilgesellschaft dient, um die Entwicklung und die soziale Beteiligung der Frauen zu unterstützen. Die Erschaffung des Forums stellte eine einmalige Erfahrung dar, an der die unterschiedlichsten Frauen, die in Guatemala leben, teilnahmen - besonders wenn man das Kriterium der Ethnizität betrachtet. So haben Maya-Frauen, MestizInnen, Garífuna- und Xinka-Frauen auf den unterschiedlichen Ebenen des Nationalen Forums (lokal, regional und national) zusammengearbeitet und verschiedenste Vorschläge hervorgebracht, um die Inhalte der Friedensabkommen Realität werden zu lassen, und zwar vor allem was die Gleichstellung von Frauen und Männern betrifft. Die verschiedenen Frauenorganisationen haben versucht, die Eingliederung der Frauen in die Entwicklungsräte zu fördern. Diese Räte dienen dazu, die bürgerliche Mitsprache beim Erstellen des Budgets mit einzubeziehen und stellen somit eine Möglichkeit dar, eine Genderperspektive einzubringen. Von den gesamten Friedensabkommen, welche die Regierung und die Nationale Revolutionäre Einheit Guatemalas (URNG) unterschrieben haben, besitzen drei eine Relevanz im Bezug auf das Thema Frauen und ländliche Entwicklung:
Hauptstolpersteine der WahlbeteiligungTrotz der Fortschritte in der Konstruktion einer Staatsbürgerschaft und der partizipatorischen Demokratie, die den Wahlprozess 2007 kennzeichnete, blieben eine Reihe von Barrieren erhalten, wie der Klientelismus und Wahlen in totaler Ungleichheit, in denen Geld der Hauptbestandteil der Politikmacherei ist. |
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Öffentliches Amt | Männer | Frauen |
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2003 | 2007 | 2003 | 2007 |
Kongressabgeordnete/r | 144 | 139 | 14 | 19 |
Ministerien | 11 | 12 | 2 | 1 |
Bürgermeister/in | 321 | 322 | 9 | 8 |
Öffentliches Amt | Ladina-Frauen | indigene Frauen |
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2003 | 2007 | 2003 | 2007 |
Kongressabgeordnete/r | 13 | 15 | 1 | 4 |
Ministerien | 2 | 1 | 0 | 0 |
Bürgermeister/in | 8 | 8 | 1 | 0 |
Für die Frauen und die indigene Bevölkerung stellt die fehlende Einwohnerregistrierung weiterhin ein Haupthindernis für die Wahlbeteiligung dar. Seit den Wahlen von 2003 signalisierte die feministische Organisation Tierra Viva die Notwendigkeit, eine Kampagne zu starten, um die indigenen Frauen und Bäuerinnen beim Einwohnermeldeamt einzutragen, da viele von ihnen nicht einmal im Zivilregister gemeldet sind. Das heisst, dass, technisch gesehen, diese Frauen als Bürgerinnen und Wahlberechtigte nicht existieren.
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Dazu kommt das mangelnde Vertrauen in die Institutionen und die politischen Parteien, was die Menschen dazu verleitet, überhaupt nicht wählen zu gehen. Das Misstrauen ist somit ein weiteres Hindernis, um ein effektives demokratisches System zu gewährleisten. Es ist eine Folge des durch den Bürgerkrieg zerstörten sozialen Netzes, ein Zustand, der durch die Massenmedien der sozialen Kommunikation unterstützt wird. Die nationalen Printmedien schüren dieses Misstrauen und tragen wenig dazu bei, demokratische Werte wieder herzustellen. Es ist eine logische Folge des Fehlens staatsbürgerlicher Werte. In dem Kontext von Repression, Diktaturen und Krieg besassen die Frauen sehr wenig Möglichkeiten, um Zugang zu Bildung zu bekommen, noch viel weniger zu einer Bürgerbildung. Deshalb besteht die aktuelle Strategie darin, Frauen dazu zu bewegen sich in Politik einzubringen. Laut verschiedenen Theorien ist die Staatsbürgerschaft durch drei Bereiche geprägt, den zivilen, den politischen und den sozialen:
Quoten als Strategie der DemokratisierungDie einzige Art und Weise, um die Ungleichheit in Sachen politischer Partizipation auszugleichen, ist die Einführung von Quoten. So haben die Zivil-politische Konvergenz von Frauen und Moloj einen Reformvorschlag formuliert, der das Gesetz der Wahlen und Politischen Parteien betrifft und im Moment diskutiert man den Artikel 212, der die Postulierung und Einschreibung von KandidatInnen betrifft. Die Quoten, auch Massnahmen der positiven Aktion genannt, stellen einen Weg dar, um eine ausgeglichene Repräsentierung aller Personen zu erreichen, die Teil der politischen Szene sind. Die Herausforderung der UngleichheitGuatemala ist noch immer eines der Länder der Welt, welches die grössten Ungleichheiten verzeichnet, insbesondere im Bezug auf die Gender-Differenzen. Die Studie Global Gender Gap Report 2007 nutzte eine Methodik, welche wirtschaftliche, rechtliche und soziale Aspekte der Genderungleichheit einbezieht und dabei vier Bereiche, in denen sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen hervorheben, gezielt analysiert:
In diesen vier Bereichen muss die Frauenbewegung in Guatemala weiterhin ihre Forderungen durchsetzen, da sich dort in objektiver Weise die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufzeigen. Es reicht nicht zu sagen, dass in Guatemala offensichtlich Diskriminierung aufgrund des Geschlechts existiert. Es müssen Massnahmen ergriffen werden um die Gleichheit im öffentlichen und politischen Bereich zu erzielen! |
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