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Hijóle, die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Der Staat spielt in der gegnerischen Equipe

Fijáte 463 vom 23. Juni 2010, Artikel 5, Seite 6

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Hijóle, die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Der Staat spielt in der gegnerischen Equipe

Drittens: Hierzulande sind Gesundheitspersonal und LehrerInnen gegen die Schweinegrippe geimpft worden, ohne dass sie vorher informiert wurden und ohne Garantie, dass diese umstrittene Impfung etwas bringt. Wer sich wirklich für die VGGesundheitNF seiner Leute interessiert, versucht doch, die zahlreichen und begründeten Vorbehalte abzuklären - zum Beispiel jene des Präsidenten der europäischen Gesundheitskommission, des VGdeutschenNF Wolfgang Wodarg (www.rebelion.org vom 14.1.2010). Gesundheitsprofis können auch die Worte des Medizin-Nobelpreisträgers 2009, Jack W. Szotack, nicht einfach so wegstecken der sagte, dass die multinationalen Unternehmen dann in Gesundheit investieren, wenn es darum geht, neue Medikamente zu entwickeln, aber nicht dann, wenn es darum geht, Krankheiten zu heilen: "Die Industrie versucht, Krankheiten chronisch werden zu lassen und nicht, sie zu heilen, denn damit wäre ihr Geschäft ruiniert, weil niemand mehr Medikamente konsumieren würde" (Jorge Rachid, Adital, 11.6.2010).

Es ist deprimierend zu wissen, dass 96 bis 98% der Verbrechen ungestraft bleiben. Und es ist noch viel deprimierender zu wissen, dass dies bloss ein Viertel aller Verbrechen ist und der ganze Rest nicht einmal angezeigt wird. Guatemala, das Paradies für Verbrechen. Es sind nicht nur die Nachrichten über das Scheitern des Staates, die uns die Laune verderben, sondern auch jene über den Zerfall der Gesellschaft, in der wir aktiv zu sein versuchen. Erinnern Sie sich an die vier abgeschnittenen Köpfe, die uns die Medien präsentierten, just am Tag nachdem VGGeneralstaatsanwaltNF Reyes abgesetzt wurde?

Gescheiterter Staat? Ich bezweifle es. Denn dieser Staat scheitert überhaupt nicht bei seiner Unterstützung der multinationalen Diebe. Er scheitert auch nicht dabei, den Mafias der illegalen VGAdoptionen, des Menschen- oder des VGDrogenhandelsNF Straffreiheit zu gewähren. In diesem Sinne funktioniert dieser Staat allerbestens. Er ist vorbildlich darin, BäuerInnenproteste zu unterdrücken. Vor zehn Tagen hat derselbe Staat, dessen Polizei nicht in der Lage ist, seine BürgerInnen vor bewaffneten Leuten zu schützen, wenn sie ihre Probleme mit der Anwesenheit eines Zementunternehmens publik machen, erfolgreich die entsprechenden Gemeinden mit einem Kontingent aufstandsbekämpfender PolizistInnen "befriedet" (UDEFEGUA, Juni 2010). Man kann auch nicht von "scheitern" sprechen, wenn die RichterInnen, die es nicht schaffen, die Verantwortlichen des VGGenozidNF zu verurteilen, in Minutenschnelle die Frauen von Sipakapa verurteilen, die sich gegen die Mine wehren.

Dieser Staat ist nicht gescheitert. Er weiss genau, was seine Arbeit ist. Es ist entmutigend zu wissen, an wie vielen Fronten das Volk kämpft - gegen wen eigentlich: gegen das organisierte Verbrechen oder gegen den Staat?

Dabei müssen wir uns im Klaren sein: dieser Staat ist nicht unser Staat. Er spielt nicht in unserer Equipe, er spielt mit den GegnerInnen. Und hier zeigt sich der Unterschied zwischen der partizipativen Demokratie, die in den ruralen Gemeinden verankert ist, und der repräsentativen Demokratie, die sie zwar Demokratie nennen, die aber nur dazu dient, den Staat zu legitimieren, der - in der gegnerischen Mannschaft spielt.


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