Abholzungsverbot: Umweltschützerische Massnahme oder politischer Schachzug?
Fijáte 218 vom 13. Sept. 2000, Artikel 11, Seite 6
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Abholzungsverbot: Umweltschützerische Massnahme oder politischer Schachzug?
Guatemala, 9. Sept. Mit einem Gesetzesentwurf über ein Abholzungsverbot will die Regierung die unverhältnismässige und irrationale Ausbeutung der Wälder bremsen. Verboten sein soll, vorläufig während einem halben Jahr, sämtlicher Holzschlag, sei dies zu industriellen oder privaten Zwecken, die Nutzung aller anderer Ressourcen der Wälder (Fauna und Flora), sowie das Roden von Wäldern für landwirtschaftliche Zwecke. Ein Verstoss gegen dieses Gesetz würde eine Busse von 10'000 Quetzales ( ca. 1400 US-$) oder Gefängnis nach sich ziehen. Verschiedene Sektoren haben sich gegen die Annahme eines solchen Gesetzes ausgesprochen und hinterfragen die Gründe, die hinter dem Vorschlag stecken. Der Forstwirtschaftsektor glaubt, dass es sich dabei um eine rein politische Massnahme handelt, die nichts mit Umweltschutz zu tun hat. Dies beweise auch der Versuch, das nationale Forstwirtschaftsinstitut umzustrukturieren und dessen Führung ausschliesslich mit Regierungsvertreter-Innen zu besetzen. Damit soll die im Moment noch vertretene Zivilgesellschaft aus dieser Instanz ausgeschlossen werden. Oswaldo Morales, Direktor der Forstwirtschaftskammer, bezeichnet als negativen Effekt eines solchen Holzschlagverbots die Tatsache, dass jährlich für rund 200 Millionen US-$ Holz importiert werden müsste, um den guatemaltekischen (Brenn-) Holzmarkt abzudecken. Eine andere Möglichkeit wäre, in eine Alternativenergie zu investieren, um den Brennholzverbrauch zu reduzieren. Rund 90% aller ländlichen Haushalte kochen mit Feuer. Olga Camey de Noack, Mitglied der kongresseigenen Umweltkommission, kritisiert den Gesetzesentwurf mit der Begründung, dass davon ca. 150'000 Personen betroffen wären, die vom Holzhandel leben. Ebenso befürchtet sie eine Beeinträchtigung der Wiederaufforstungsprogramme, die zum grossen Teil aus Abgaben der Holzhändler finanziert werden. Für Mauro Efraín Salazar von der Umweltorganisation Centro Maya ist das Problem der Abholzung direkt mit der sozialen Ungerechtigkeit, dem Mangel an alternativen Verdienstmöglichkeiten und mit der fehlenden Umwelterziehung verknüpft. Seiner Meinung nach müsste eine solche Massnahme unterstützt sein von Programmen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region, der Förderung agroindustrieller Kleinunternehmen, begleitet von einer technischen und finanziellen Beratung. Nach oben |
ExpertInnen in Sachen Forstwirtschaft sind sich einig, dass es keine akzeptable Begründung für ein Abholzungsverbot gibt. Erfahrungen in anderen Länder hätten gezeigt, dass damit der illegale Holzschlag- und handel und die provozierten Waldbrände zunehmen. Diese Entwicklung sei in Guatemala bei der blossen Diskussion eines solchen Gesetzes bereits spürbar. |
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