Frauenorganisationen überfallen
Fijáte 222 vom 8. Nov. 2000, Artikel 3, Seite 4
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Frauenorganisationen überfallen
Guatemala, 25. Oktober. Kaum zwei Wochen, nachdem die guatemaltekischen Frauenorganisationen im Rahmen des Weltmarsches der Frauen 2000 die Beendigung der Gewalt gegen Frauen und eine gerechte Verteilung des Reichtums forderten, wurden die Büros von zwei Frauenorganisationen überfallen. Der jüngste Überfall galt der Organisation Mujeres - vamos adelante (Vorwärts Frauen), einige Tage davor wurde bei Mujeres en Solidaridad (Solidarische Frauen) eingebrochen. Die Vereinigung Mujer - Vamos adelante wurde von acht bewaffneten Männern überfallen, die sich unter dem Vorwand , sie interessierten sich für die Aktivitäten der Organisation, Zugang zu den Büros verschafften. Dort schlossen sie fünfzehn Mitarbeiterinnen von Mujer - vamos adelante in ein Zimmer ein, fesselten einen Mitarbeiter und vergewaltigten eine der Angestellten. Ausserdem raubten sie drei Computer, eine Videokamera und den Schmuck der Mitarbeiterinnen. Mujer - vamos adelante arbeitet im Präventionsbereich gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder. In einer Presseerklärung solidarisierte sich die Nationale Koordination der BäuerInnenorganisationen (CNOC) mit den Frauen. Im Jahr 2000 seien ausserordentlich viele Gewalttaten gegen Frauen verübt worden, hiess es in der Erklärung. Unter anderem wurde an die Entführung der Universitätsprofessorin Mayra Gutiérrez erinnert, die nach wie vor unaufgeklärt ist. Wenige Tage später, am 31. Oktober, wurde die Anwältin Maura Ofelia Paniagua Corzantes vor ihrer Haustüre erschossen. Sie arbeitete in der Anwaltskanzlei der Universität San Carlos und war spezialisiert auf die Verteidigung von Fällen innerfamiliärer Gewalt. Ein weiteres Phänomen ist die Ermordung von bisher rund 40 Frauen im Verlauf dieses Jahres. Es handelt sich dabei um Frauen, die der sozial eher armen Schicht angehören, viele von ihnen sind Arbeiterinnen in den Maquilas. Viele von ihnen wurden vergewaltigt und dann mit dem tiro de gracia, einem Schuss in die Schläfe, umgebracht. Nach oben |
Der Direktor der Zivilen Nationalpolizei (PNC), Rudio Lecsan Mérida, vertritt die These, dass es sich um einen Serienmörder handelt. Diese Theorie wird jedoch von den Menschenrechts- und Frauenorganisationen angezweifelt. Sie befürchten vielmehr, dass es sich um eine Art soziale Säuberung handelt. Es habe schon in den 70er-Jahren eine Serie von ähnlich ausgeführten Frauenmorden gegeben. Dies sei in einem Moment gewesen, als die Frauenbewegung an Stärke gewann und begann, Tabus und Rollen zu brechen. Die Morde wurden damals als klare Drohung an die Frauen verstanden, die im Begriff waren, sich zu emanzipieren. |
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