Schwere Anschuldigungen gegen Arnoldo Noriega
Fijáte 222 vom 8. Nov. 2000, Artikel 2, Seite 3
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Schwere Anschuldigungen gegen Arnoldo Noriega
Guatemala, 3. November. Tagelang berichtete die guatemaltekische Presse über "Probleme innerhalb der URNG". Dass es dabei unter anderem um sexuellen Missbrauch an einem Mädchen geht, wurde zunächst verschwiegen: Am 24. Oktober gab Arnoldo Noriega, Mitglied des Nationalen Exekutivkomitees (CEN) der URNG, an einer Pressekonferenz bekannt, er sei "Opfer einer Konspiration". Diese sei von Celso Humberto Morales (alias Capitán Tomás) und Alba Estela Maldonado (alias Capitán Lola) lanciert worden, ebenfalls Mitglieder des CEN. Die beiden seien neidisch auf seinen politischen Erfolg, z.B. innerhalb der Begleitkommission der Friedensabkommen, innerhalb der Partei oder als Vertreter der URNG bei den Verhandlungen über das Finanzabkommen, erklärte Noriega. Diese Verleumdungskampagne würde nun schon zwei Jahre dauern. Seit Beginn sei es ihm ein Anliegen gewesen, die Anschuldigungen aufzuklären. Er habe eine URNG-interne Untersuchung verlangt, was wiederum die Gruppe, die gegen ihn konspiriere, verhindert habe, fuhr er fort. Kein Wort seinerseits darüber, worum es sich bei den Anschuldigungen überhaupt handelt. Zwei Tage später fühlte sich dann endlich der Generalsekretär der URNG, Pablo Monsanto, bemüssigt, im Namen der Partei Stellung zu nehmen und sagte auch, worum es ging: Noriega wird beschuldigt, während sieben Jahren die Tochter seiner Lebenspartnerin, ebenfalls eine URNG-Militante, sexuell missbraucht zu haben. Die Mutter hatte bereits vor zwei Jahren die oberste Führung der URNG gebeten, den Fall vor dem Ehrengericht der Partei zu behandeln. Eine Anzeige wollte sie jedoch nicht machen, "da sie den Fall nicht in die Öffentlichkeit tragen und ihrer Tochter nicht noch mehr Leid zufügen wollte". Nun wurde aber von Morales und Maldonado eine Klage bei der Staatsanwaltschaft eingereicht, welche ausserdem den Fall als Offizialdelikt verfolgen wird. Arnoldo Noriega leugnete die Tat, erklärte sich jedoch bereit, sich einer Untersuchung zu stellen. Wie immer in solchen Fällen stehen Aussage gegen Aussage und es soll an dieser Stelle auch nicht darum gehen, über den "Schuldigen" und das "Opfer" zu urteilen. Viel interessanter ist in diesem Zusammenhang, wie die Umgebung reagiert: Die Presse hat endlich etwas, woran sie die 'Krise' innerhalb der URNG festmachen kann. Mitglieder der Partei wollten sich entweder nicht äussern, "solange nichts bewiesen ist" (Rodrigo Asturias alias Gaspar Ilom), oder aber sie spielten die Sache herunter, "das wichtige ist, dass eine Partei fähig ist, die Probleme des Landes zu lösen" (Ricardo Rosales Román). Auch gab es widersprüchliche Meinungen darüber, ob es nun eine "parteiinterne Angelegenheit" sei, oder "ob es eine Privatangelegenheit Noriegas" sei, zu der die Partei sich nicht äussern müsse. Nach oben |
Eine, die sich traute, das Verhalten der Parteimitglieder in dieser Sache anzugreifen, ist die Journalistin Carolina Vásquez Araya. In ihrer Kolumne in der Zeitung Siglo XXI schrieb sie am 28. Oktober: "Dass sexueller Missbrauch eines Mädchens eine 'interne Angelegenheit' der Partei sein soll, ist ein absurdes Argument. Auch kann einmal mehr der Versuch beobachtet werden, den Täter zum Opfer zu machen und eine eindeutig strafrechtliche Angelegenheit zu politisieren. Genauso ist es schon im Fall des FSLN-Führers Daniel Ortega in Nicaragua geschehen. Das Phantom der politischen Konspiration ist schon zu oft als Ausrede benutzt worden, um sich vor irgendwelchen Anschuldigungen, seien sie nun real oder erfunden, zu schützen. In einem solchen Fall wird von den Mitgliedern der URNG, die jahrzehntelang die Menschenrechte, die Gleichheit und die Gerechtigkeit auf ihre Fahne geschrieben haben, erwartet, dass sie sich mit Transparenz und Würde der Situation stellen." |
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