MigrantInnen-Jagd an der Grenze USA-Mexiko
Fijáte 332 vom 13. April 2005, Artikel 3, Seite 4
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MigrantInnen-Jagd an der Grenze USA-Mexiko
Tucson, Arizona, 4. April. Die Regierung der Vereinigten Staaten entsandte ein Zusatzkontingent von 534 Grenzwächtern, 16 Helikoptern und 3 Flugzeugen nach Arizona, um ,,die Kontrolle über die Grenzen unseres Landes" zu gewinnen, wie das US-Departement für Innere Sicherheiten mitteilte. Obwohl die Bereitstellung von mehr Grenzschutz mit den ,,verstärkten Sicherheitsmassnahmen" seit dem 11. September 2001 begründet wurden, geht es dieser Kontrolle für einmal wohl nicht in erster Linie um die Kontrolle der MigrantInnen, sondern um die Kontrolle einer selbsternannten Schutztruppe Namens Minute Man Project (PMM), welche seit dem 1. April für einen Monat lang die Vereinigten Staaten vor der Einreise ,,illegaler" MigrantInnen schützen will. ,,Wir tun, was der US-amerikanische Kongress nicht tut" heisst der Slogan der Minute-Männer, von denen laut ihrer Webseite von den insgesamt gemeldeten 1'022 Freiwilligen 40% Frauen und ,,Minderheiten" sind, unter anderem in den USA eingebürgerte Latinos. Rekrutiert wurde anfänglich ausschliesslich über Internet, doch nachdem von öffentlicher Seite Bedenken geäussert wurden, dass dieser Aufruf RassistInnen und zu Gewaltanwendung bereite Personen anziehen könnte, müssen potentielle Freiwillige nun persönlich vorsprechen. Die Grenze im Bundesstaat Arizona wird als die ,,durchlässigste" bezeichnet. Insgesamt werden in den Vereinigten Staaten täglich 1'600 Verhaftungen von Personen ohne gültige Ausweispapiere durchgeführt. MigrantInnen- und Menschenrechtsorganisationen aus den USA, Mexiko und Guatemala, aber auch die Behörden der drei Länder sind sich einig, dass die MigrantInnen-Jagd, wie sie das PMM plant, ein ,,bedauerliches Vorhaben ist, das sich im Grenzbereich der Gesetze abspielt und das es zu bekämpfen gilt". Wie dies jedoch gemacht werden soll, wusste US-Aussenministerin Condoleeza Rice anlässlich ihres kürzlich erfolgten Besuchs in Mexiko (noch) nicht. Nebst den zusätzlichen Grenzwächtern ist auch eine Karavane von MenschenrechtsaktivistInnen, kirchliche Gruppierungen und Latino-Organisationen in den USA an die Grenze nach Arizona gereist. Sie protestieren einerseits gegen die von den Minute-Männern geplante ,,MigrantInnen-Jagd" und wollen andererseits mit ihrer (im Vergleich zu den PMM-Leuten) unbewaffneten Anwesenheit verhindern, dass es zu gewalttätigen Zwischenfällen kommt. Eine Gruppe von 15'000 in den USA lebenden GuatemaltekInnen plant für den 27. April eine Demonstration in Washington, anlässlich der sie gegen die ,,MigrantInnen-Jagd", aber auch gegen die offizielle US-amerikanische Migrationspolitik protestieren will. Der mexikanische Präsident Vicente Fox kündigte an, seine Regierung würde Rechtsschritte einleiten, um die Patrouillen des Minute Man Projects zu verhindern. Nach oben |
Auch die Regierung von Oscar Berger entsandte einen Protestbrief an den US-amerikanischen Botschafter in Guatemala, John Hamilton. Überhaupt herrschte in Zentralamerika in letzter Zeit ein gewisser Unmut über die Migrationspolitik der USA. Doch bei einem Anfang April durchgeführten Gipfeltreffen der zentralamerikanischen Präsidenten schafften es diese nicht, sich gemeinsam und deutlich dagegen auszusprechen. Zentrales Thema war der Kampf gegen die Jugendbanden, speziell auch im Zusammenhang mit den in letzter Zeit vermehrt erfolgten Deportationen von straffälligen, zentralamerikanischen Mitgliedern von in den USA operierenden Banden. Offenbar werden diese von den USA in ihre Herkunftsländer abgeschoben, ohne dass die dortigen Behörden über das Strafdelikt informiert werden. Nach den ersten dieser Deportationen forderten die zentralamerikanischen Regierungen, dass die Jugendlichen ihre Strafe in den USA, wo sie das Verbrechen ausgeübt haben, absitzen müssen. In den USA verfüge man über bessere Gefängnisse und ausserdem über geeignetere Möglichkeiten der Förderung und Integration solcher Jugendlichen, während in den Herkunftsländern sehr wenig in diese Richtung getan werden könne und auch kein Geld dazu vorhanden sei. Doch auch diese Forderung blieb im Rahmen des Gipfeltreffens auf der Strecke. Die zentralamerikanischen Präsidenten einigten sich bloss darauf, mit den US-Behörden auszuhandeln, dass den straffälligen Mitgliedern von Jugendbanden bei ihrer Deportation wenigstens noch die Polizeiakte über ihre Straftat mitgegeben werde. |
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