Erster Rassismusprozess
Fijáte 331 vom 30. März 2005, Artikel 7, Seite 6
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Erster Rassismusprozess
Guatemala, 12. März. Zwei Jahre nachdem dieser Tatbestand überhaupt in die guatemaltekische Gesetzgebung aufgenommen wurde, begann am 8. März der erste Prozess wegen rassistischer Diskriminierung in der Geschichte des Landes. Obwohl bisher bereits mehr als zwölf Anklagen eingereicht wurden, fand erst diese Gehör bei der Justiz: Klägerin ist nämlich niemand anderes als die Nobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, auf der Anklagebank sitzen u.a. der Enkel von Ex-General Ríos Montt, eine Abgeordnete des Zentralamerikanischen Parlaments sowie weitere Mitglieder der Partei der Republikanischen Front Guatemalas (FRG). Die Anklage lautet auf Nötigung, Drohung, Diskriminierung und Störung der öffentlichen Ordnung. Die Beleidigungen gegen Menchú fanden statt, als diese einen Rekurs gegen die Präsidentschaftskandidatur von Ríos Montt im Jahr 2003 einreichte. Schon bevor der Prozess begann, beschuldigten die Verteidiger der Angeklagten die RichterInnen der Parteilichkeit, eine Anschuldigung, die jedoch von Gerichtspräsident Leonel Meza nicht akzeptiert wurde. Da mit dieser Taktik der Prozess nicht verhindert sondern nur verzögert werden konnte, verweigerten in der Folge die Angeklagten die Aussage. Am dritten Prozesstag wurden drei LinguistInnen vorgeladen, die eine Expertise der Wortwahl der Angeklagten abgaben. ,,India" und ,,geh auf dem Markt Tomaten verkaufen", die Worte mit denen Menchú geschimpft wurde, wird von den ExpertInnen in dem Kontext wie sie gebraucht wurden, klar als diskriminierend bewertet. Menchú und andere Menschenrechts- und IndígenavertreterInnen hoffen, dass dieser Prozess eine historische Bedeutung erlangt und dass in Guatemala endlich ein Bewusstsein erwacht in Sachen Diskriminierung und Rassismus. Der Ausgang des Prozesses ist offen, doch wie Rigoberta Menchú selber sagte, ist das Urteil vielleicht gar nicht das Wichtigste, sondern es ist die Tatsache, dass ein solcher Prozess überhaupt stattfindet. Nach oben |
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