guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Gefährlich oder notwendig? - Bedrohte StraftäterInnen sollen zum Schutz auf Militärgelände gebracht werden

Fijáte 464 vom 7. Juli 2010, Artikel 4, Seite 3

PDF Original-PDF 464 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 --- Nächstes Fijáte

Gefährlich oder notwendig? - Bedrohte StraftäterInnen sollen zum Schutz auf Militärgelände gebracht werden

MenschenrechtsaktivistInnen erkennen die Gefahr einer weiteren Militarisierung: Das Menschenrechtsbüro des Erzbistums (VGODHAGNF), das Team für kommunale Studien und psycho-soziale Aktion Guatemalas (VGECAPNF) und andere haben sich gegen die Vereinbarung geäussert, weil sie verfassungswidrig sei, da Artikel 10 der

guatemaltekischen VGVerfassungNF verbiete, dass Mittel des Strafrechts in fachfremden Institutionen wie Militärbasen umgesetzt werden.

"Mit dieser Vereinbarung sendet das Strafrechtssystem die Botschaft aus: wir sind nicht fähig, Angeklagte in den von dafür vorgesehenen Räumlichkeiten zu schützen.", sagte Oswaldo Samayoa vom ICCPG. Auch der Einwand, dass das Strafrechtssystem autonom auf den Militärbasen handeln werde und AnwältInnen, Familienangehörige oder VertreterInnen der Justiz Zugang gewährt würde, bringt die KritikerInnen von ihrer Meinung nicht ab.

Einige AnalystInnen gehen davon aus, dass die Kriminalitätsrate zunächst zurückgehe, sofern gefährliche oder gefährdete Strafgefangene in Hochsicherheitsgefängnissen auf Militärgelände einsässen. Später jedoch, wenn einige der Strafgefangenen einen Antrag auf Haftverlegung gestellt haben, oder wenn Meutereien auch in diesen Gebäuden stattfinden werden, werde die Kriminalitätsrate wieder ansteigen.

Offensichtlich hat das Thema viele Kommentare auf der Webseiten der Tageszeitungen angeregt: viele LeserInnen hängen einer "Kopf-ab"-Mentalität an und glauben, so dem Problem der StraftäterInnen (insesondere. Maras) begegnen zu können. Es gibt jedoch auch Leser wie Jorge Cárdenas, der schreibt: "Wer sagt eigentlich, dass die Militärs Glaubwürdigkeit beanspruchen können, und dass die Gefangenen in deren Räumlichkeiten sicherer sind, dass die Militärs nicht Schlüsselinformationen durchsickern lassen, dass den Gefangenen nicht die Flucht ermöglicht wird, wie es mit Valenzuela* und anderen Verbrechern passiert ist? Das läuft nicht gut so. Die Militärs sind in Verbrechen und in die skandalösesten Räubereien verwickelt, die Guatemala je gesehen hat. Schaut auf die Verträge mit dem Heer über Waren, die nie geliefert wurden, etc. etc. Das Militär ist nun wirklich keine glaubwürdige Institution."

Mal wieder werden in Guatemala Lösungen angeboten, die keine sind.

* Gemeint ist Tirso Román Valenzuela, Chef einer Bande von Entführern, zum Tode verurteilt und 2005 aus einem Hochsicherheitsgefängnis entflohen. Er wurde am 10. Dezember 2006 von Unbekannten erschossen.


PDF Original-PDF 464 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 --- Nächstes Fijáte