Rücktritt des Finanzministers

Guatemala, 8. Juni. Als überraschend wird der Rücktritt des Finanzministers Pedro Miguel Lamport bezeichnet. Laut seinen eigenen Aussagen, ist er aus familiären Gründen zurückgetreten, Gerüchte über Unstimmigkeiten mit der Regierungsführung weist er zurück, "es gibt immer Reibungen, vor allem wenn das Haushaltbudget eines Staates so niedrig ist und nicht alle Bedürfnisse der Bevölkerung gedeckt werden können", meint Lamport.

Bereits 1998 schloss die Regierung ihre Haushaltsrechnung mit dem grössten Defizit seit 1990 ab. Auch während der ersten vier Monate 1999 wurde das Budget um 277 Millionen Quetzales überzogen. Gleichzeitig heisst es aber auch, ein Teil der internationalen Hilfe, die Guatemala zum Wiederaufbau nach dem Hurrikan Mitch zugesprochen bekam, sei nicht im Haushaltsbudget verrechnet worden.

Anfang Mai wurde das Budget um rund 3,3 Millionen Quetzales aufgestockt, welche aus dem Verkauf von TELGUA stammen, was eine Polemik im Kongress auslöste und von der Republikanischen Front (FRG) angefochten wurde.

Der Rücktritt von Pedro Lamport löst unter den Inverstoren und Unternehmern des Landes Unsicherheit über die Zukunft der Nationalökonomie aus. Sie sahen es als eine gewisse Garantie an, dass sich Lamport gegen eine masslose Erhöhung der öffentlichen Ausgaben aussprach, welche von gewissen Kabinettsmitgliedern als Mittel zum Stimmenfang proklamiert wurde. Die Position Lamports sei nicht im Interesse der Regierungspartei gewesen, deren einziges Interesse es sei, die Wahlen zu gewinnen, mit dem Risiko, die sowieso schon gefährdete Oekonomie noch mehr zu destabilisieren.

Als letzte Amtshandlung hat Lamport mit dem Wirtschaftskabinett ausgehandelt, dass die öffentlichen Ausgaben gedrosselt würden und Ende Jahr unter dem vorangeschlagenen Budget abgeschlossen werde. Ausserdem ist die Budgeterhöhung von rund 3,3 Millionen Quetzales aufs Eis gelegt, solange die Klage des FRG hängig ist.