Diskussion um Haushaltskredit geht weiter
Fijáte 190 vom 28. Juli 1999, Artikel 5, Seite 4
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Diskussion um Haushaltskredit geht weiter
Guatemala, 21. Juli. Das Verfassungsgericht lehnt einstimmig die von der Republikanischen Front Guatemalas (FRG) eingereichte Verfassungsklage gegen die Erhöhung des Haushaltskredites 1999 ab. Die Erhöhung von rund 3 Millionen Quetzales wurde im April vom Kongress verabschiedet, stiess jedoch in der Opposition auf breiten Widerstand. Seinen Entscheid, den Rekurs der FRG abzulehnen, begründet das Verfassungsgericht damit, ein Gutachten der Währungskommission - laut FRG Voraussetzung für eine Änderung des Haushaltsbudgets - sei nur dann nötig, wenn Schulden (interne oder externe) gemacht würden. Im konkreten Fall ginge es jedoch darum, bereits gemachte, externe Schulden, zu amortisieren. Die FRG hat den Beschluss des Verfassungsgerichts akzeptiert, da es die höchste Instanz auf diesem Gebiet sei. Der Kongressabgeordnete der FRG, Aristides Crespo Villegas betonte jedoch, es sei ein rein politischer Entscheid ohne rechtliche Grundlage. Die Verfassung schreibe klar vor, dass die Währungskommission in jedem Fall einer Budgeterhöhung einen Bericht abgeben müsse. Bereits am 14. Juli haben die neue Finanzministerin Irma Luz Toledo Peñate und der Präsident der Guatemaltekischen Nationalbank, Edín Velázquez, auf einer Pressekonferenz Massnahmen bekanntgegeben, um die Kreditvergabe an den privaten Sektor zu begünstigen und somit dessen Investitionsbereitschaft zu erhöhen, was wiederum eine Finanzspritze des Staatshaushaltes zur Folge hätte. Einerseits soll der obligatorische Beitrag, den die Banken und Finanzinstitute aus den privaten Einlagen als Garantie in der Nationalbank deponieren müssen, von 3.1 auf 0.5% gesenkt werden. Mit dieser Massnahme sollen rund 600 Millionen Quetzales freigesetzt werden, welche als Kredite an die Privatwirtschaft vergeben werden können. Als zweite Massnahme empfahl Toledo dem Verfassungsgericht die Ablehnung der Klage der FRG. Die Einsprache sei zu lange hängig gewesen, um noch glaubwürdig gutgesprochen zu werden. Gleichzeitig schlägt sie eine erneute Erhöhung des Haushaltkredites um 1'352 Millionen Quetzales vor. Neu darin enthalten sind die Einnahmen aus dem Verkauf der Telefongesellschaft TELGUA und dem Elektrizitätsunternehmen EEGSA. Um zu vermeiden, dass diese Massnahmen Einfluss auf den Wechselkurs und somit eine Inflation zur Folge haben, sollen die öffentlichen Ausgaben um 670 Millionen Quetzales gekürzt und Wertpapiere verkauft werden. Was Velázquez und Toledo auf ihrer Pressekonferenz nicht bekanntgaben, kurz darauf jedoch durchführten, war die Aufforderung an die Banken und Finanzinstitute, einen Teil der Mittel, die durch die Reduktion der obligatorischen Einlagen freigesetzt werden, in "Kreditbons" des Finanzministeriums umzuwandeln. Das Koordinationskomitee der Kammern für Handel, Industrie, Landwirtschaft und Finanzwesen (CACIF) äusserte sich zufrieden über die von der Finanzministerin angekündigten Massnahmen. Es wurden jedoch Bedenken geäussert über den Einfluss, welche diese auf den Wechselkurs haben könne. César Estrada, seit dem 12. Juli neuer Präsident des CACIF, meinte, diese Massnahmen deckten sich weitgehend mit Vorschlägen, welche der CACIF kürzlich selber gemacht habe, mahnt jedoch zur Vorsicht bei der Reduktion der obligatorischen Bankeinlagen, da das Unternehmertum nicht sehr schnell reagieren könne. Nach oben |
Der Analytiker Edgar Gutiérrez kritisiert die Politik der neuen Finanzministerin. Ihr zurückgetretener Vorgänger Pedro Lamport hätte wenigstens eine klare Linie gehabt und sich gegen die Intentionen einer willkürlichen Finanzmischelei (piñata fiscál) des Vizepräsidenten Luís Flores gestellt. Die angekündigten, freigesetzten 600 Millionen Quetzales müssten mindestens zu den selben, wenn nicht höheren, Zinssätzen angelegt werden können, um eine Inflation zu verhindern. Präsident Arzú wolle jedoch eine Inflation um jeden Preis verhindert haben, da diese seiner Wahlkampagne schade. Es würde mit unbekannten Variabeln gerechnet, meint Gutiérrez weiter, die Senkung des Kaffee- und Zuckerpreises sowie der Rückgang des Zentralamerikanischen Marktes hätten einen schwächenden Einfluss auf den Handel. Ausserdem sei niemand bereit, Geld zu investieren, solange die politische Situation und der Ausgang der Wahlen nicht klar sei. Die einzigen "sicheren" Einnahmen seien die "remesas" (Überweisungen der MigrantInnen an ihre Familien) und Einnahmen aus der "Narko-Geldwaschmaschine". Präsident Arzú gibt sich naiv. Am 9. Juli, anlässlich der Eröffnung der I. Handelsmesse äusserte er seine tiefe Zufriedenheit darüber, dass die nationale Wirtschaft stabil sei, und es ihr nicht besser gehen könnte. Trotz dem Preisfall der Exportprodukte erlebe das Land einer seiner besten Momente. |
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