Frauen besetzen mehr als 200 Richterinnenposten

Guatemala, 31. Januar. "Sie sind weniger korrupt"; "sie können mehr als viele Männer", solche Argumente werden (vor allem von Männern) angeführt, wenn es darum geht zu erklären, weshalb die guatemaltekische Justiz immer mehr in die Hände der Frauen kommt.

Es scheint, dass die Frauen ein grosses Interesse daran haben, die Justiz im Lande zu verwalten. Bei den Straf- und Friedensgerichten, ebenso wie bei den Appellationsgerichten, hat die Anzahl der Richterinnen mit über 200 (im Vergleich zu 164 im letzten Jahr), beachtlich zugenommen. Einzig im Obersten Gerichtshof (CSJ) haben die Frauen bisher noch nicht Einzug genommen: Innerhalb der letzten zehn Jahre waren nie mehr als zwei Frauen in diesem Gericht vertreten.

Der Präsident des Obersten Gerichthofes, José Rolando Quezada, spricht den Frauen "vorbildlichen Einsatz und viel Erfahrung" zu. Ausserdem seien Frauen weniger korrupt als Männer. Dies beweise der Umstand, dass sämtliche Anzeigen diesbezüglich ausschliesslich Männer beträfen, meinte Quezada.

'Heikle' Fälle, wie z.B. die Aufklärung von politischen Morden, der Gefängnisausbruch von elf Schwerverbrechern oder politisch verwickelte Entführungsfälle werden jedoch immer noch als zu 'kompliziert' beurteilt, als dass sie Frauen übergeben werden könnten.

Für die zweite Richterin des Strafgerichts, dem der Fall Gerardi unterstellt ist, Flor de María García Villatoro - eine der wenigen Frauen, die es auf einen höheren Richterinnenposten geschafft haben - scheint die Eignung zur Richterin nichts mit ihrem Frausein zu tun zu haben. Zu diesem Umstand befragt, meinte sie, das Wichtigste sei es, die Verantwortung zu erfüllen und die Gesetze einzuhalten.