Freispruch für Ríos Montt
Fijáte 234 vom 2. Mai 2001, Artikel 7, Seite 5
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Freispruch für Ríos Montt
Guatemala, 26. April. Im Prozess gegen 24 Kongressabgeordnete wegen der Fälschung des Gesetzes über die Abgabe von Steuern auf alkoholische Getränke, wurden die beiden prominentesten Angeklagten, General Efraín Ríos Montt und Luis Rosales Marroquín (Präsident und Vize des Kongresses), freigesprochen. Der zuständige Richter des Obersten Strafgerichts, Sergio Castro, begründete den Freispruch damit, dass die Staatsanwaltschaft nicht genügend Beweise gegen die beiden vorbringen konnte, um eine Verurteilung zu erreichen. Der Mangel an Beweisen habe sicher damit zu tun, dass Ríos Montt am Tag der Gesetzesfälschung gar nicht im Kongress anwesend war, verteidigte ihn Castro. Mit diesem Entscheid bekam Ríos Montt seine Immunität zurück. Die Verhandlung fand hinter verschlossenen Türen statt, was normalerweise bei dieser Art von Prozessen nicht der Fall ist. Im Fall der andern bisher vorgeladenen Kongressabgeordneten, Leonel Soto Arango sowie fünf andere Angeklagte, wird der Prozess weitergeführt. Ihre Unterschrift ist auf dem gefälschten Gesetz zu finden und sie wurden gegen eine Kaution von je 7000 Quetzales (ca. 800 US-$) freigelassen. Die Verhandlungen gegen die restlichen, in den Vorfall verwickelten Kongressabgeordneten werden Ende April und Anfang Mai stattfinden. Während der Verhandlung gegen Ríos Montt kam es vor dem Obersten Gerichtshof (CSJ) zu Auseinandersetzungen zwischen VertreterInnen von Menschenrechts- und Nichtregierungsorganisationen und AnhängerInnen des Generals. Es kam zu Handgreiflichkeiten und die protestierenden Organisationen mussten sich zurückziehen. Einzig eine Gruppe StudentInnen blieb und hielt einen Sitzstreik ab. Die Polizei erschien erst zwei Stunden später vor dem Gerichtsgebäude. Unter den angriffslustigen FRG-Mitgliedern wurden unter anderem der Leiter des Nationalen Jugendkongresses, Juan Pablo Ríos Rittscher, seines Zeichens Enkel von Ríos Montt, verschiedene Kongressabgeordnete und MitarbeiterInnen der Stadtregierung ausgemacht. Nach oben |
Als einen neuen Triumph der Straffreiheit und als eine Schande für die Nation bezeichneten Menschenrechtsorganisationen den Freispruch Ríos Montts. In einer Presseerklärung der Allianz gegen Straffreiheit heisst es: "Die Fälschung des Alkoholsteuergesetzes hat eine politische Krise ausgelöst und die Schwäche der staatlichen Institutionen an den Tag gelegt. Eine solche Entscheidung (der Freispruch Ríos Montts) kratzt die Glaubwürdigkeit dieser Institutionen, speziell der Justiz, stark an". Am Tag nach seinem Freispruch nahm Ríos Montt seinen Platz als Kongresspräsident wieder ein, den er während den letzten drei Wochen an seine Tocher abgetreten hatte. |
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