Spekulationen über 'neue Guerilla'
Fijáte 234 vom 2. Mai 2001, Artikel 6, Seite 5
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Spekulationen über 'neue Guerilla'
Guatemala, 23. April. Berichte über bewaffnete Gruppen, die einen politischen Diskurs vertreten, füllten in letzter Zeit die guatemaltekische Presse. Die Interpretation einiger AnalytikerInnen ist, dass es sich dabei um ehemalige Gueriller@s handle, die den bewaffneten Kampf wieder aufnehmen wollen. "Sie nennen sich Revolutionäre Volksfront oder Verteidiger des Volkes. Sie tragen AK47-Gewehre, bedienen sich eines marxistischen Diskurses und sprechen sich für die Friedensabkommen aus. Laut der Polizei handelt es sich um demobilisierte Mitglieder der URNG." So beginnt eine saloppe Reportage in der Tageszeitung elPeriódico über bewaffnete Gruppen, die, ebenfalls laut Polizeiberichten, in den Departamenten Petén, Sololá, Alta Verapaz, San Marcos, Chimaltenango, Totonicapán und Quetzaltenango aufgetaucht seien und "überraschende Ähnlichkeiten miteinander" aufweisen sollen. Im Artikel wird auch Juan Pablo Corlazzoli, Chef von MINUGUA, zitiert, der sagte, die politischen Parolen seien nur ein Vorwand, denn es würden Fincabesitzer und BäuerInnen gleichermassen überfallen. Weiter meinte er jedoch, in den Gebieten, wo diese bewaffneten Gruppen operierten, sei die Misere und die Armut kein 'Privileg' der Demobilisierten, entsprechend sei das Phänomen der kriminellen Banden kein politisches sondern ein sozialökonomisches. Was genau elPeriódico mit seiner Reportage bezwecken wollte, ist nicht klar, zumindest die URNG fühlte sich herausgefordert und reagierte prompt. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Cerigua bestritt der Generalsekretär der URNG, Pablo Monsanto, dass die demobilisierten Gueriller@s etwas mit den bewaffneten Banden zu tun haben. Es stimme zwar, dass die ökonomische Situation der ehemaligen KämpferInnen miserabel sei, was unter anderem damit zusammenhänge, dass die Regierung ihre Versprechen bezüglich Entschädigung und Wiedereingliederungsprogrammen nicht eingehalten habe. Eine ihrer Hauptsorgen sei die Frage, wie sie die Kredite und horrenden Zinsen zurückzahlen sollen, die sie für den Kauf ihrer Fincas bekamen, doch sei dies noch kein Grund, wieder zu den Waffen zu greifen, meinte Soto. Nach oben |
Enrique Corral Alonso, Direktor der URNG-eigenen, für die Wiedereingliederung der Ex-KämpferInnen zuständigen Stiftung Guillermo Toriello, antwortete mit einer Stellungnahme in elPeriódico: "Es ist eine beliebte und alte Methode, das Problem der Delinquenz mit dem internen bewaffneten Kampf und speziell mit den demobilisierten KämpferInnen der URNG in Verbindung zu bringen. Dies ist eine einfache Einschätzung, die bei den LeserInnen ankommt, doch sie ist oberflächlich und unseriös. Die Stiftung ist genau darüber informiert, wo die Demobilisierten sind und wie ihre Situation ist. Selbst MINUGUA, die sowohl mit uns wie mit der Polizei eng zusammenarbeitet, konnte bis heute nicht mit Bestimmheit sagen, ob demobilisierte KämpferInnen in diese Gruppen involviert sind. Und falls es so wäre, sind wir die ersten, die eine Verfolgung und Bestrafung nach demokratischen Gesetzen fordern. Wir sind besorgt darüber, dass die Demobilisierten mit den Kriminellen gleichgesetzt werden und befürchten, dass dies ein politischer Schachzug ist, um repressiv gegen unsere Leute oder die Partei selber vorgehen zu können", schloss Corral Alonso. Dieser Einschätzung schloss sich auch Rafael Gonzáles, Koordinator des Komitees der BäuerInneneinheit (CUC) an. Gonzáles gibt der sozialen Unsicherheit in Guatemala die Schuld am Aufkommen krimineller Gruppen. Er schliesst auch die Möglichkeit nicht aus, dass Leute mit politischen Interessen sich organisiert haben, um die Landbevölkerung zu verunsichern und zu erpressen. Solche Gruppen seien auch im Interesse der Regierung und des Militärs. Der Regierung, um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung von den Problemen im Kongress rund um die Fälschung des Alkoholgesetzes und vom Fall Gerardi abzulenken. Im Interesse des Militärs, um unter dem Namen 'Kommunalpolizei' die Zivilpatrouillen zu reaktivieren. |
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