Portillo ruft zur Versöhnung auf

Guatemala, 21. Juni. Der Schock über die Massenflucht der Gefangenen aus dem Gefängnis "Canada" hat offenbar auch bei Präsident Portillo Spuren hinterlassen. Während einer Arbeitsreise nach Chimente, Totonicapán, änderte er seinen bekannten aggressiven Ton bei Ansprachen und rief zur nationalen Versöhnung auf. Er gab zu, selber einen Konfrontationskurs gefahren zu haben. Es sei falsch gewesen, sich mit den verschiedenen sozialen Sektoren zu zerstreiten, es sei schädlich gewesen fürs ganze Land und die Konsequenzen davon hätten die Falschen zu tragen. "Während ich meine konfrontativen Reden vorbereitet habe, bereiteten die Häftlinge ihren Ausbruch vor und verbreiten noch mehr Unsicherheit im Land". Zum ersten Mal in seiner Amtszeit dankte Portillo der Presse für die Zusammenarbeit im Fall der Massenflucht. "Ich rufe das ganze Volk von Guatemala zur Versöhnung auf. Es gehe nicht um den einzelnen Menschen, sondern ums ganze Volk", appellierte Portillo an die Bevölkerung in Totonicapán.

Die Ausrufung des Alarmzustandes bezeichnete Portillo als eine drastische, aber notwendige Massnahme. "Ich bitte die Bevölkerung um Geduld. Wir arbeiten hart an der Verhaftung der Geflohenen. Wir brauchen die Unterstützung des Volkes und müssen mit vereinten Kräften gegen die Gewalt und Delinquenz kämpfen", predigte der Präsident.

Man darf nicht vergessen, dass Portillo Spezialist darin ist, den Leuten das zu erzählen, was sie hören wollen. Und mit einer zwanzigminütigen Rede täuscht er niemanden über die Intoleranz, Improvisation und mangelnde Positionierung hinweg, durch die sich seine Regierung in den vergangenen 17 Monaten ausgezeichnet hat. Falls er es wirklich ernst meint mit seinem Meinungsumschwung, müssen nun seinen Worten auch Taten folgen!