"Zwillingsbanken" vor dem Aus
Fijáte 238 vom 27. Juni 2001, Artikel 9, Seite 6
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"Zwillingsbanken" vor dem Aus
Guatemala, 17. Juni. Der Skandal um die unter Aufsicht gestellten "Zwillingsbanken" Promotor und Metropolitano, beide im Besitz von Francisco Alvarado McDonald, nimmt kein Ende. Am 28. Mai stellte die höchste Bankenkommission (SIB) den beiden Banken ein Ultimatum, um Rechenschaft über ihre finanzielle Situation abzulegen. Ebenso wird von ihnen ein Vorschlag erwartet, wie sie der guatemaltekischen Bank die Darlehen zurückzuzahlen gedenken, die diese in den letzten Monaten in die beiden Banken gesteckt hat. Als Stichtag für das Ultimatum wurde der 5. Juni gesetzt. Schaffen sie es nicht, einen akzeptablen Vorschlag zu unterbreiten, kann die Bankenkommission ihren Konkurs ausrufen. Alvarado McDonald holte postwendend zum Gegenschlag aus. Auf einer Pressekonferenz beschuldigten seine Anwälte die Bankenkommission einer politischen Attacke gegen den Bankier und warfen ihr vor, schuld am finanziellen Desaster der beiden Banken zu sein. Als vor vier Jahren die Finanzkrise im Land ausgebrochen sei, hätten alle Banken Probleme gehabt und die Nationalbank habe Darlehen vergeben, um sie vor dem Konkurs zu retten. Im Falle der Banken Alvarados seien dafür Zinsen in der Höhe von 157.5% verlangt worden, viel mehr, als bei anderen Banken. Weiter beschuldigte Alvarado die Aufsichtskommission, die seine Banken untersucht, sich wie Liquidatoren zu verhalten. Seit die Bank unter Aufsicht stehe, ginge es ihr viel schlechter, die Kommission würde den KundInnen davon abraten, neue Konten zu eröffnen und würde ihnen empfehlen, ihr Geld bei anderen Banken anzulegen. Ausserdem manipuliere die Aufsichtskommission die Buchhaltungsabschlüsse und gebe der Presse falsche Informationen weiter, um den Ruf der Banken zu schädigen. Die Mitglieder der Kommission würden sich Gehälter bis zu 77'000 Quetzales ( ca. 10'000 US-$) auszahlen. Das Ultimatum verstrich, ohne dass die beiden Banken einen Finanzierungsplan zur Rückzahlung ihrer Schuld vorlegten. Am 7. Juni verlangte der Generalprokurator der Nation, Carlos García Regas, von der Staatsanwaltschaft , Haftbefehle gegen die Aktionäre der beiden Banken auszustellen. Die Anklage lautet auf Betrug. Während Alvarado versucht, in Guatemala mit juristischen Tricks seinen Untergang hinauszuzögern, droht dem Freund Präsident Portillos in den Vereinigten Staaten ein weiterer Prozess wegen Betrug, den der kalifornische Staat anstrebt. Nach oben |
In der Anklage heisst es, Alvarado habe gelogen, als er 1992 sein Unternehmen Bancometropolitano Corp. eröffnete, eine Tochterfirma seiner Banco Metropolitano. Mit Bancometropolitano Corp. wollte Alvarado an die "Remesas" (Geldsendungen in die Heimat) guatemaltekischer MigrantInnen in den USA herankommen. Das Unternehmen verfüge jedoch nicht über die rechtlichen Voraussetzungen, um 'Remesas' zu verwalten, heisst es in der Anklageschrift. Damit ist das letzte noch rentable Unternehmen Alvarados ebenfalls vom Konkurs bedroht. |
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