Goldener Löwe der Biennale geht nach Guatemala
Fijáte 338 vom 6. Juli 2005, Artikel 9, Seite 6
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Goldener Löwe der Biennale geht nach Guatemala
Venedig, 21. Juni. Die guatemaltekische Künstlerin Regina José Galindo stellte auf der diesjährigen Biennale Zeitgenössischer Kunst in Venedig ihr Werk Cinismus (,,Zynismus") vor, mit dem sie, als einzige preisgekrönte Frau Lateinamerikas, einen Goldenen Löwen gewann. Die Jury des Festivals, das zum 51. Mal stattfand, würdigte Galindo in der Kategorie Beste Nachwuchskünstlerin unter 35 Jahre für den Film einer Hymenrekonstruktion (Widerherstellung des Jungfernhäutchens). Das Werk von Regina Galindo zeigt diese Operation als Anklage der Situation in den Ländern, in denen die Jungfräulichkeit der Frau Bedingung für die Eheschliessung ist. Laut Jury-Urteil hat sich Galindo des Biennale-Preises für würdig erwiesen, ,,aufgrund ihres starken und imposanten visuellen Eindrucks in einer mutigen Aktion gegen die herrschende Macht". Mit ihrem Video, auf dem in Grossaufnahme gezeigt wird, wie sie sich ihr Jungfernhäutchen operativ wiederherstellen lässt, will die Künstlerin auf die schlechten und gefährlichen Bedingungen dieses chirurgischen Eingriffes für Frauen aufmerksam machen. In der theoretischen Werksgrundlage, die der Wettbewerbs-Jury vorlag, erläutert Galindo ihr künstlerisches Vorgehen, ihre Ideen mittels ihres eigenen Körpers zu materialisieren. Die Künstlerin wurde 1974 in Guatemala-Stadt geboren und lebt derzeit in der Dominikanischen Republik. Sie hat bereits zahlreiche Performances präsentiert, stets mit der Absicht, die verschiedenen Verletzungen der Menschenrechte, speziell die der Frauen, zu denunzieren. So auch in ihrem Werk ,,Ich werde in den Wind schreien" von 1990, in dem sie sich an das Gebäude des Postpalastes in Guatemala-Stadt gehängt hat, währenddessen sie ihre Gedichte vortrug, um zu zeigen, wie die Stimmen der Frauen sich im Wind verlieren. Auch mit ihrem Werk ,,Wer kann die Spuren verwischen?" gewann Galindo Anerkennung. Bei dieser Live-Performance tauchte sie ihre Füsse in Blut und hinterliess Spuren auf ihrem Weg vom Verfassungsgericht bis zum Nationalen Kulturpalast in der guatemaltekischen Hauptstadt. Im Jahr 2003 präsentierte sie ihre Klangaktion "Schläge", bei der das Publikum allein die Schläge eines Gürtels hören konnte, die aus einem Raum mit Mikrofonen kamen. In diesem verabreichte sich die Künstlerin, ihrer Kleidung entledigt, 269 Schläge mit einem Herrengürtel für jede Frau, die in Guatemala in jenem Jahr ermordet worden war, als eine Form des Protestes gegen den Feminizid. Eindrücke des künstlerischen Werkes der Guatemaltekin finden sich unter anderem unter http://www.universes-inuniverse.de/car/venezia/bien51/deu/arsenale/img-14.htm. Nach oben |
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