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Das Militär auf den verschiedenen Bühnen

Fijáte 338 vom 6. Juli 2005, Artikel 7, Seite 5

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Das Militär auf den verschiedenen Bühnen

Erst die Kritik aus der Zivilgesellschaft brachte die Zuständigen dazu, den ursprünglichen Marsch durch die Hauptstadt auf eine Präsentation und Zusammenkunft auf dem Platz der VGVerfassungNF und einen Umzug in dessen Umgebung zu reduzieren. Früher, so Erwin Pérez in seinem Artikel in Incidencia democrática, dienten die Militärparaden als Demonstration der Macht und wichtiger Bestandteil des psychologischen Kriegs. Dieser suchte in erster Linie die Demotivierung und Demoralisierung der aufständischen KämpferInnen und das Brechen ihres Kampfwillens. Parallel dazu wurde mit der Militärschau die Einschüchterung der Zivilbevölkerung beabsichtigt, damit diese sich nicht dem revolutionären Kampf anschliesse; innerhalb der Militärreihen bezweckte man die Schaffung von Vertrauen, Einheit und Bereitschaft zum Kampf. Schlüsselaspekt der Parade in der heutigen Zeit ist die Tatsache, dass der Krieg vorbei ist und die Unterzeichnung der Friedensverträge partielle Veränderungen herbeigeführt hat, selbst in der Armee. So könnte man die angekündigte Schau als Rückfall in den Befriedungs- und Versöhnungsprozess der guatemaltekischen Bevölkerung verstehen. Ziehe man jedoch die Vorkommnisse der letzten Zeit in Betracht, in die sich die Streitkräfte verwickelt sahen und sehen, könne man auch zu anderen Schlüssen kommen, so Pérez. Die offiziellen Versionen, zum Beispiel über die Ursachen des Brandes eines Schuppens in der Brigadebasis Mariscal Zavala in der hauptstädtischen Zone 17, in dem angeblich unbrauchbare Sprengkörper, Waffenausrüstung und Munition gelagert waren, werfen mehr Fragen auf als sie beantworten. Nicht weniger heikel für das VGVerteidigungsministeriumNF ist eine Anzeige, die kürzlich der Staatsanwaltschaft eingereicht wurde. Darin wird dem Versorgungsinstitut des Militärs (VGIPMNF) vorgeworfen, über das Unternehmen Maya Químicos, an dem das IPM mit 70% der Aktien beteiligt ist, in den Import und illegalen Verkauf von Kaliumchlorat an klandestine Pyrotechnik-Fabriken und kriminelle Gruppen involviert zu sein. An dem dunklen Geschäft sind laut Beschuldigung diverse Militärs beteiligt, die ihren finanziellen Nutzen daraus ziehen. In diesem Rahmen wird darüber spekuliert, inwiefern der erwähnte Schuppenbrand auf dem Militärgelände zur Vernichtung von Beweismaterial gedient habe, die Staatsanwaltschaft hat dies noch nicht endgültig ermittelt. Für niemanden zu übersehen sind einige Verhaltensveränderungen des Militärs seit US-Verteidigungssekretär Rumsfeld im März das Land besuchte. Neuerdings seien sie höchstinteressiert am Kampf gegen den Drogenhandel und der Verfolgung von VGJugendbandenNF, so könne die Parade auch interpretiert werden als Bedürfnis der bewaffneten Institution, sich auf der Bühne der inneren Sicherheit neu zu positionieren, den alten Gepflogenheiten entsprechend, meint Erwin Pérez. Letztendlich resultiere die Parade völlig kontraproduktiv für das Militär, sind doch weder die Wunden ob des vom Militär zu über 90% verübten Mordes an Frauen, Männern, BäuerInnen, Studierenden und Arbeitenden aus der Zeit des bewaffneten Konflikts lange nicht verheilt, noch lässt sich leugnen, dass es gerade Militärs und so genannte Militärs ,,a. D." sind, die in diverse Verbrechen wie Entführung, Drogenhandel, Morde, VGKorruptionNF und Geldwäsche noch heute involviert sind. Für Francisco Raymundo, Vertreter der VGDefensoría MayaNF stellt die Parade denn auch ein Attentat auf die Würde der MärtyrerInnen und Überlebenden des Konflikts dar und zeugt deutlich von dem Versuch bestimmter Sektoren, das Land wieder militarisieren und die Hegemonie über die Zivilmacht bewahren zu wollen. Ganz zum Nachteil der Fortschritte des Aufbaus von Frieden, der Stärkung der Justiz und dem Respekt der VGMenschenrechteNF.


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