Wer wird den Survivor überleben?
Fijáte 337 vom 22. Juni 2005, Artikel 6, Seite 6
Original-PDF 337 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte
Wer wird den Survivor überleben?
Guatemala, 1. Juni. UmweltschützerInnen denunzierten Unregelmässigkeiten in der Konzessionsvergabe der archäologischen Stätten Yaxhá, Nakum und Topoxté im Departement Petén, wo in den nächsten Monaten der US-amerikanische Fernsehsender CBS eine neue Serie der Fernsehshow ,,Survivor" zu drehen plant. (¡Fijáte! 335) Offensichtlich wurden bereits die ersten Massnahmen ergriffen, die es ermöglichen, die anwohnenden BäuerInnen der Zone umzusiedeln, um den ,,Weg für das US-amerikanische Projekt frei zuräumen", so die AktivistInnen. Die erwähnten Naturparks befinden sich in der Kernzone des Nationalparks "Biosphäre Maya" und wurden auf Regierungsanordnung dem TV-Sender übergeben, so Luis Chávez, Gewerkschaftsführer der Arbeitenden in Wald, Holz, Umwelt und Naturressourcen (FESITRASMAR). Was die AktivistInnen besonders ärgert ist die Tatsache, dass die Erträge der Konzession, in deren Zusammenhang die ersten Arbeiten bereits Ende April in Angriff genommen wurden, in erster Linie Hotelbesitzende, unter diesen den Abgeordneten Manuel Baldizón, sowie eine Nicht-Regierungsorganisation begünstigen, die Juan Carlos Sagastume gehört, dem Ehemann von Clemencia de Sagastume, einer Cousine des Präsidenten Óscar Bergers. Anscheinend ist der Aufbau der Filmszenerie in vollem Gang, wurde doch längst mit der illegalen Abholzung der heimischen Holzarten wie Zeder und Mahagoni begonnen, Holzmaterial, das für die Infrastruktur des Events genutzt werden wird. Ausserdem wurden Feuerwerkskörper angezündet, für die AktivistInnen eine grobe Verletzung des Gleichgewichts des natürlichen Lebensraums der Zone. Es summieren sich derweil fragwürdige Positionen. Darunter hat sich gemäss den GewerkschafterInnen von FESITRASMAR die indigen Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú anlässlich des kulturellen Treffens Maya Itzá 2005, das Ende Mai im Petén gefeiert wurde, geweigert, die Einladung der BäuerInnen und UmweltschüterInnen anzunehmen, um die bereits begangenen Schäden im Nationalpark Yaxhá zu bestätigen. Das Schweigen von Menchú, nicht die Rechte der Enteigneten zu verteidigen, mit denen sie sich angeblich identifiziert, mache sie zu einer Komplizin der Regierung, die die Flora und Fauna der Biosfera Maya zerstöre, Anomalien, die vor der nationalen wie internationalen Gemeinschaft angezeigt würden, so Chávez. Dieser stellte zudem die Haltung des Parlamentariers Baldizón in Frage, dessen Gran Hotel de la Isla für die Unterbringung der US-amerikanischen SchauspielerInnen "ausgesucht" worden sei. Für den Gewerkschaftsführer sind die BäuerInnen, die seit vielen Jahren die Zone bewohnen und die Natur pflegen, diejenigen, die den grössten Schaden zu tragen haben, wurden doch bereits die ersten Umsiedlungen unternommen. Resultat dessen waren die ersten Zwischenfälle zwischen den LandarbeiterInnen und Polizeikräften. In den nächsten Tagen könnten die BäuerInnen sogar mit Gewalt aus der Zone vertrieben werden, nachdem der erste Räumungsversuch nicht gelungen ist. Gemäss Chávez und Juan Gaspar von der Allianz für das Leben und den Frieden, seien es die SchauspielerInnen, die keine Anwesenheit von anderen Personen in der Zone wünschten. Ein weiterer Dorn im Auge der VerteidigerInnen der Naturzone ist die strategische Argumentation auf Regierungsseiten. Diese und sogar die Botschaft der USA hätten die den Nationalpark Biosphäre Maya als Zuflucht des Drogenhandels denunziert, der die Unterstützung der lokalen LandarbeiterInnen geniesse, die wiederum von den Autoritäten als Plünderer der Natürlichen Ressourcen betrachtet werden, Anschuldigungen, die die AktivistInnen und AnwohnerInnen entrüstet von sich weisen. Nach oben |
Doch der Ruf der AnwohnerInnen hat eine kuriose Vorgeschichte: Im vergangenen Mai fand sich ein Kontingent, bestehend aus 40 Polizeikräften und 100 SoldatInnen in der Gemeinde La Bendición, Flores, ein, um 60 Familien zwangsumzusiedeln. Die Tatsache, dass der Trupp mit Kugeln grossen Kalibers empfangen wurde, die einige Verletzte unter den AgentInnen hinterliessen, provozierte das Gerücht, dass die AnwohnerInnen, selbst wohl nicht in der wirtschaftlichen Lage, solche Waffen zu besitzen, sich dem illegalen Handel mit Edelhölzern widmen würden. Die Autoritäten hätten die Rechte der BäuerInnen mit Füssen getreten, die vor mehr als zehn Jahren hierher gekommen seien auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen und die ihre Stimme erhoben hätten, um Aufmerksamkeit einzufordern, so der Gewerkschaftsführer Chávez. Dieser erklärt zudem, dass in der Zone, in der angeblich keine Kontrolle über die Plünderer und den Drogenhandel herrsche, rund 2´000 Militärs stationiert seien, deren Funktion eben der Schutz der Zone sei. Infolgedessen widerspreche sich die Regierung, schliesst Chávez. Laut einer Mitteilung des Guatemaltekischen Tourismusinstituts (INGUAT) braucht es für die Genehmigung die gemeinsame Zustimmung vom Ministerium für Kultur und Sport, der Generaldirektion des Kultur- und Naturerbes, dem Nationalrat der Schutzgebiete und des Landwirtschaftsministeriums, damit die Dreharbeiten zur ,,Alten Welt" des Survivors in den archäologischen Stätten Nakum, Yaxhá und Topoxté realisiert werden können. Wer alles im Endeffekt den Vertrag kennt und unterschreibt, wird sicherlich zum einen nicht bekannt werden und zum anderen nicht ansatzweise den INGUATForderungen entsprechen. |
Original-PDF 337 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte