Ein Vorgeschmack auf den Wiederaufbau?
Fijáte 349 vom 7. Dez. 2005, Artikel 3, Seite 4
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Ein Vorgeschmack auf den Wiederaufbau?
Guatemala, 23. Nov. Anfang dieses Jahres initiierte das Ministerium für Kommunikation, Infrastruktur und Wohnungen (MICIVI) das Projekt ,,Mein Quartier", mit dem mehr als 13'000 Häuser in 26 Siedlungen der Hauptstadt und näheren Umgebung gebaut werden sollten. Das MICIVI legte dafür in den Banken Crédito Hipotecaria Nacional (CHN) und Bancafé Fonds in der Höhe von 226 Mio. Quetzales an, was automatisch zur Folge hatte, dass die Aufträge für dieses Projekt nicht öffentlich ausgeschrieben werden mussten und somit das ,,Wettbewerbgesetz" ausgehebelt wurde. Eine weitere Eigenschaft dieser Fonds ist, dass deren Verwendung nicht überprüft werden kann, bzw. dass sie den Banken überschrieben wurden, einzig die Superintendenz der Banken könnte eine entsprechende Überprüfung vornehmen. Der Fonds für Wohnungsbau (FOGUAVI), mit der Umsetzung des Projekts betreut, vergab die Arbeiten an fünf Nichtregierungsorganisationen (NRO) und zwei Bauunternehmen, erstere sollten einzig das Geld verwalten und für die Ausführung der Bauten qualifizierte Baufirmen kontraktieren. Die Tageszeitung elPeriódico fand jedoch bei einer Recherche heraus, dass diese Bedingung nicht eingehalten wurde und dass drei der NRO selber die Bauten ausführten, ohne auch nur ein bisschen Erfahrung im Hausbau zu haben. In einigen Fällen wurden die Bauten an Unternehmen vergeben, die familiär mit den Teilhabern der NRO verbandelt sind... Die Leitlinien von FOGUAVI schreiben vor, dass die Begünstigten des Projekts ,,Mein Quartier" über dessen Verlauf konsultiert werden müssen, was in einigen Siedlungen nicht realisiert wurde. Obwohl der FOGUAVI plante, aufgrund Ende letzten Jahres durchgeführten Abklärungen insgesamt 13'500 Häuser zu bauen, kursieren jetzt unterschiedliche Zahlen. Offenbar haben die mit der Umsetzung des Projekts betreuten NRO und Bauunternehmen nochmals neu definiert, wer ein neuen Haus bekommt an den Geldsummen, die sie vom FOGUAVI bekommen, ändert das aber nichts. Dies, obwohl die Bestimmungen von FOGUAVI eigentlich klar sind: Recht auf ein neues oder wiederaufgebautes Haus hat eine Familie, deren monatliches Einkommen unter 4'000 Quetzales liegt, und die bereit ist, ein Viertel der Gesamtkosten von 12 bzw. 15'000 Quetzales zu übernehmen. Der Skandal im FOGUAVI könnte ein kleiner Vorgeschmack sein auf ähnliche, die im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Hurrikan Stan zu erwarten sind, vor allem, nachdem der Präsident per Regierungsdekret das Gesetz über die öffentlichen Ausschreibungen aufgehoben hat, wenn es sich um Wiederaufbau-Aufträge handelt. Nach oben |
Unterdessen hat sich im Fall von ,,Mein Quartier" auch die Nationale Kommission zur Verringerung von Naturkatastrophen (CONRED) zu Wort gemeldet und informierte darüber, dass die meisten der 26 Siedelungen, in denen das FOGUAVI-Projekt gebaut wird, in Risikozonen liegen und bei starken Regenfällen weggespült werden können. Ein konkretes Beispiel dafür gibt es bereits: Vor kurzem überreichte Präsident Berger 1'600 Besitzurkunden für neu gebaute Häuser in der Siedlung ,,Los Cerritos", von denen viele wenige Tage später wegen der Auswirkungen von Stan evakuiert werden mussten. |
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