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Hurrikan Stan - ein Jahr später

Fijáte 369 vom 04. Okt. 2006, Artikel 2, Seite 3

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Hurrikan Stan - ein Jahr später

Auch andernorts ist der Wiederaufbau buchstäblich auf der Strecke geblieben. So wurde die Trasse, die VGQuetzaltenangoNF im westlichen Hochland mit dem Küstendepartement VGRetalhuleuNF verbindet, vom Stan beschädigt, so dass eine alternative Route in Funktion genommen wurde. Doch durch den verstärkten Verkehr und die Lastwagen, ist auch diese Strecke inzwischen dringend reparaturbedürftig. Angesichts dessen schlägt Präsident Berger vor, Loch für Loch zu flicken, denn für mehr gäbe es kein Geld. Aber er werde sich mit Verkehrsminister Eduardo VGCastilloNF zusammensetzen, um zu sehen, ob es irgendwo Fonds gäbe, die zu nutzen wären. Castillo wiederum kündigte an, den Präsidenten um Geldzuweisungen für den Bau einer neuen Strasse zu konsultieren - die Kommunikation im Kabinett sowie das Engagement der Zuständigen, sich um das Wohl der Bevölkerung zu kümmern, beeindruckt einmal mehr als Farce.

Die lokale Transportvereinigung von Colomba kündigte in Bezug auf die präsidentialen und ministerialen Aussagen an, progressive Streiks in Betracht zu ziehen, um Druck auszuüben. Es könne nicht sein, dass aufgrund der Hurrikanschäden eine Ersatzstrasse in Betrieb genommen werde und die Regierung diese dann vergesse, so Marco Tulio Segura von der Vereinigung. Dabei haben die lokalen Bürgermeister des Departements bereits Erinnerungsschreiben an die entsprechenden Regierungsstellen geschickt, noch bevor die Strasse komplett kaputt war.

Ähnlich in Vergessenheit geraten scheint die internationale Brücke Rodolfo Robles in Tecún Umán, VGSan MarcosNF, die Guatemala über den Fluss Suchiate mit VGMexikoNF verbindet. Diese war vom Stan mitgerissen worden und ansatzweise repariert. Dennoch ist darauf kein Fahrzeugverkehr erlaubt. Angeblich blockieren die Wohnhäuser von 30 Familien am Rand der Brücke die Bauarbeiten, denn sie verhinderten den Zugang für die notwendigen schweren Maschinen. Doch erst kürzlich hatten die Regierungen beider Länder das Thema aufgegriffen und die Umsiedlung der Familien für erforderlich erklärt. Nicht auszuschliessen ist, dass sich beide Regierungen Widerstand der Betroffenen und somit eine Verlängerung ihres "Nichtstunkönnen" erhofften. Diese erklärten sich auf Anfrage jedoch gleich einverstanden umzuziehen. An den Autoritäten liegt es nun, ein geeignetes Gelände für sie zu finden.

Bereits jetzt berichtet der Vizepräsident der Handelskammer, dass die verkehrsuntüchtige Brücke Verluste in Höhe von 36 Mio. Quetzales für mehr als 7´000 HändlerInnen mit sich gebracht habe. Von den im Schnitt 3´500 Quetzales an Einnahmen hätte jede/r registrierte Geschäftstreibende lediglich 20% erhalten. Konsequenz dessen ist eine gestiegene Arbeitslosigkeit an der Grenze, zudem hätten viele der Zollbüros ihr Personal reduziert.

Die Initiative Acción Ciudadana (AC), die sich das Monitoring der regierungsstaatlichen Arbeit zur Aufgabe gemacht hat, erinnerte die für den Wiederaufbau zuständigen Stellen erneut daran, ihrer eingegangenen Verpflichtung nachzukommen und der Öffentlichkeit mehr und vor allem regelmässige Informationen zur Verfügung zu stellen, um die Transparenz in der Ausführung der Projekte zu gewährleisten.

Unterdessen haben sich jedoch die Prioritäten der Regierung und der an den sich nähernden VGPräsidentschaftswahlenNF interessierten PolitikerInnen deutlich verschoben. Berichtet wird bloss auf Aufforderung und wenn überhaupt nur über "schon" fertig gestellte Projekte. Viele Gemeinden, die auf irgendeiner Liste von dringenden Vorhaben standen, sind allein gelassen - die Regierung scheint das Konzept der propagierten Dezentralisierung gerne einseitig auszulegen, nämlich in Form der Delegierung von ihr obliegenden und übernommenen Aufgaben, in den meisten der Fälle aber ohne die dazugehörige Überweisung von finanziellen Mitteln und dem technischem Know-how.

Und das Vorhaben, das offenbar weniger dem inhärenten Interesse der Regierung entsprang, sondern als ein weiteres Zugeständnis an internationale Gelder abgebucht werden kann, nämlich, die Wiederherstellung des sozialen Gefüges, ist zum grossen Teil zivilgesellschaftlichen Initiativen überlassen, deren Arbeit entweder auf Freiwilligenbasis beruht oder als Projekt der internationalen Zusammenarbeit finanziert wird.


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