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"Ich hab' Angst vor dem was kommt." - Finanzkrise raubt Strassenkindern Unterstützung

Fijáte 427 vom 28. Januar 2009, Artikel 1, Seite 1

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"Ich hab' Angst vor dem was kommt." - Finanzkrise raubt Strassenkindern Unterstützung

Viele Kinder werden zurück zu ihren Eltern gehen müssen, obwohl einige vor der Gewalt zu Hause auf die Strasse geflohen sind. Einige wenige werden bei anderen Organisationen untergebracht, aber keine hat soviel Erfahrung in der Arbeit mit minderjährigen Drogenabhängigen oder Opfern sexuellen Missbrauchs wie Casa Alianza. Schon gar nicht der guatemaltekische Staat. Der hat diese Verantwortung schon seit Jahrzehnten weitgehend Nichtregierungsorganisationen überlassen.

Mit dem Beschluss des Vorstands von Covenant House, die Unterstützung für Casa Alianza Guatemala zu streichen, ist die Organisation nicht mehr lebensfähig. Die meisten der hauptamtlichen Mitarbeiter wurden am 19. Januar 2009 entlassen. "Das Traurige ist, dass die globale Krise wieder einmal die Bedürftigsten am stärksten trifft", sagt Leonel Dubon. "Dies ist ein Beispiel dafür, dass die verwundbarsten Länder besonders stark betroffen sind. Die reichen Nationen werden zuerst die Unterstützung für andere Länder kürzen, bevor sie ihre eigenen Sozialprogramme beschneiden. Heute trifft es Casa Alianza in Guatemala, aber wir glauben, dass wir nicht die Letzten sein werden. Die Ereignisse bei uns haben die anderen sozialen Organisationen aufgerüttelt. Sie müssen jetzt analysieren, was sie tun können, damit es nicht zu einem Dominoeffekt kommt, der dazu führt, dass alle anderen auch stürzen."

Ausländische Freiwillige unterstützen

In den verschiedenen Heimen von Casa Alianza stehen neunzig Kinder vor dem Nichts. Viele individuelle Lösungen müssen gefunden werden. Dabei helfen einige junge, ausländische Freiwillige mit. Die Kinder müssen ernährt werden und der Schulunterricht soll vorerst weitergehen. Der junge VGSchweizerNF Lukas Linsi ist voll eingespannt. "Alles läuft ein bisschen chaotisch und sehr überraschend. Ich bin morgens um vier angerufen worden, um ins Zentrum zu kommen. Hier wurde mir plötzlich gesagt: Casa Alianza ist geschlossen, aber wir brauchen dich noch. Mit der Unterstützung der Freiwilligen geht es eigentlich ganz gut. Wir arbeiten halt sehr viel. 15 Stunden am Tag mit den Kindern zusammen sein, das ist schon anstrengend."

Lukas möchte noch bis Juli in Guatemala bleiben. Demnächst wird er sich umschauen, in welcher anderen Organisation er mitarbeiten kann. Es sollte ihm nicht schwer fallen, etwas zu finden. Der Bedarf an längerfristiger freiwilliger Mitarbeit ist gross. Das mindert aber nicht seine Enttäuschung darüber, dass die Arbeit von Casa Alianza nicht mehr weitergeht. "Jetzt müssen die Strassenkinder die Konsequenzen der Fehler von Wallstreet-Brokern zahlen. Es trifft die am härtesten, die überhaupt nichts haben, keine Familien, kein zu Hause. Einige haben über Jahre hier im Heim gelebt und jetzt werden sie wieder rausgeschmissen, vor die Tür gesetzt."

Der fünfzehnjährigen Brenda steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. "Ich werde meine Freundinnen vermissen", sagt sie. "Es ist schwierig, woanders neue Freundinnen zu finden. Wir waren aneinander gewöhnt. Es wird mir schwer fallen, all die Mädchen zu vergessen." Brenda weiss nicht, wie es jetzt weitergehen soll. "An die Zeit hier werde ich mich gerne erinnern. All die Unterstützung, die ich bekommen habe. Als ich noch zu Hause war, habe ich nie gelernt, was richtig ist und was falsch. Das habe ich erst hier erfahren und noch vieles mehr. Vielleicht werde ich jetzt auf der Strasse leben. Aber ich danke Gott für das Jahr und die fünf Monate, die ich hier sein durfte. Ich habe Angst vor dem was kommt. Darauf bin ich nicht wirklich vorbereitet."


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