Die Nicht-Alliierten in Guatemala
Fijáte 427 vom 28. Januar 2009, Artikel 5, Seite 4
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Die Nicht-Alliierten in Guatemala
Guatemala, 26. Jan. Rund 300 Frauen aus 85 Ländern aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik trafen sich Ende letzter Woche in Guatemala mit einem gemeinsamen Ziel: die Fortschritte und Herausforderungen zu analysieren, die die Millenniums-Entwicklungsziele für die Frauen auf der Welt bedeuten. Die Delegierten auf der II Ministerialkonferenz traten als VertreterInnen der Bewegung der Nicht-Alliierten Länder (NOAL) auf und debattierten über Armut und Entwicklung, Zugang und Gesundheit und Bildung, Geschlechtergleichstellung und politische Beteiligung der Frauen. "Es war ein sehr offener Dialog, in dem die Probleme angesprochen wurden, mit denen sich die Frauen an den verschiedenen Orten der Welt konfrontiert sehen, und es wurden mögliche Lösungswege analysiert", fasst Yolanda Ferrer, die Generalsekretärin der Föderation der Kubanischen Frauen (FMC), zusammen. - Kuba hat derzeit die Präsidentschaft der NOAL inne, Guatemala die Vizepräsidentschaft der Kommission der MinisterInnen und SekretärInnen für Kommunikation. So eröffneten Kubas Aussenminister Felipe Pérez Roque und Guatemalas Präsidenten Álvaro Colom gemeinsam die Veranstaltung. Pérez Roque forderte die VertreterInnen der 81 Delegationen dazu auf, einen Wechsel "in der Weltordnung" zu konsolidieren, die derzeit die "sozialen Ungerechtigkeiten vertiefe". Es sei "an der Zeit, der konsumistischen Misswirtschaft und dem gescheiterten Neoliberalismus ein Ende zu setzen". Im Rahmen der internationalen Wirtschaftskrise und der Rezession der Märkte lehnte der kubanische Funktionär den Protektionismus ab, den europäischen Regierungen und die USA gegenüber ihren Finanzsystemen an den Tag legten. "Es fehlt nicht an Geld, sondern an politischem Willen, Ethik und Verantwortungsbewusstsein" so Pérez Roque, der die Banker von internationalen Unternehmen als "korrupt" bezeichnete. Zudem kritisierter er den reduzierten Beitrag der industrialisierten Länder gegenüber den Nationen mit einem hohen Armutsanteil: Bereits 1970 hätten sie einen Anteil von 0,7% ihres Bruttoinlandproduktes als Entwicklungszusammenarbeit versprochen. Auch verurteilte er die Kriegsoffensive der israelischen Armee im Gaza-Streifen, ein Thema, das aufgrund seiner Aktualität vor allem hinsichtlich der Situation der Frauen und Mädchen kurzfristig in die Debatte aufgenommen wurde. Weitere intensiv diskutierte Themen waren die erhöhten Indizes, die in vielen der Länder bezüglich der Kinder- und Müttersterblichkeit vorherrschen, die wachsende Feminisierung von HIV/ Aids und die medizinischen wie gesellschaftlichen Hindernisse, die ihrer Behandlung in den Weg gestellt werden. "Es gibt irreführende Informationen in Bezug auf HIV, nicht nur, was die Art der Übertragung betrifft. Auch werden die HIV-positiv-diagnostizierten Frauen oft stigmatisiert und gesellschaftlich ausgeschlossen", resümiert Anastasia Nzang Nzead aus Äquatorialguinea. Laut ihr haben die Nicht-Alliierten Länder vieles, inklusive zahlreiche Probleme, gemein. Veranstaltungen wie diese Konferenz böten dabei die Möglichkeit, die verschiedenen Realitäten kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Lösungsmassnahmen zu entwickeln. Nach oben |
Auch das Thema der Frauenmorde beschäftigte die Teilnehmenden, vor allem, weil es eins der Hauptprobleme in Guatemala ist, wo im letzten Jahr mehr als 620 Frauen gewalttätig getötet wurden. Die Präsidentin der diesjährigen II NOAL-Konferenz und Gattin von Álvaro Colom, Sandra Torres, versprach Massnahmen, um diesem grausigen Phänomen zu entgegnen: Präventionskampagnen und die effektive Durchsetzung des im letzten Jahr verabschiedeten Sondergesetzes, das schwerere Strafen für diese Art des Verbrechens vorsieht, stehen auf ihrem Plan. Unabhängig davon schlug Torres die Einrichtung regelmässiger regionaler Treffen zwischen den Teilnehmenden vor, um die Realisierung der gemeinsam getroffenen Vereinbarungen zu beobachten und zu begleiten. Das nächste reguläre Ministerialtreffen der NOAL wird 2010 im arabischen Emirat Katar stattfinden, fünf Jahre vor dem Datum, dass die Vereinten Nationen zum Erreichen der Millenniumsziele festgelegt haben. An der Konferenz nahmen neben den genannten hohen FunktionärInnen auch Fadzilah Mohd Saaid, die Direktorin des Instituts für Empowerment der Frau der NOAL, teil, Inés Alberdi, Direktorin des Entwicklungsfonds für die Frau der Vereinten Nationen (UNIFEM), sowie Sonia Montaño, Leiterin der Abteilung für Frauen und Entwicklung der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL). Kuba und Russland nutzten derweil die Gelegenheit mittels ihrer Botschafter anzukündigen, dass ihre Kooperationsbeziehungen mit Zentralamerika zukünftig gestärkt werden sollen. Im Fall von Guatemala soll sich diese verstäkrte Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sicherheit niederschlagen. Nikolay Vladimir, Botschafter Russlands, teilte mit, dass RegierungsfunktionärInnen seines Landes in Kürze die Investitionsmöglichkeiten eruieren wollen und dafür eine Delegation aus UnternehmerInnen und VertreterInnen verschiedener Ministerien aus dem Wirtschaftsbereich den Kontakt mit dem guatemaltekischen Industrie- und Handelssektor aufnehmen will. Er versicherte, dass das Thema der Sicherheit für Russland an erster Stelle stehe. Aus diesem Grund werde es sicherlich Angebote in Sachen Geheimdienst und in anderen von Guatemala erwünschten Bereichen geben. Die Bewegung der Nicht-Alliierten Länder, der sich Guatemala 1992 angeschlossen hat, wurde im September 1961 in Belgrad gegründet und vereint 118 Länder. |
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