Guatemalas Gewalt gegen Frauen in Spanien dokumentiert
Fijáte 427 vom 28. Januar 2009, Artikel 7, Seite 5
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Guatemalas Gewalt gegen Frauen in Spanien dokumentiert
Madrid, 19. Jan. Norma Cruz, Leiterin der Stiftung Sobrevivientes ("Überlebende"), weiss wie es ist, jeden Tag "dem Tod ein Leben abzuringen", in einem Land, in dem die Straflosigkeit und die Morde an Frauen "kein Alter kennen". Norma Cruz arbeitet seit 2003 zum Thema der Ausmerzung der Gewalt gegen Frauen in Guatemala. Sie ist eine der Protagonistinnen des Dokumentarfilms "Blickwechsel. Fünf Geschichten aus Lateinamerika". Der Film entstand mit finanzieller Unterstützung der Stiftung International und für Iberoamerika für Öffentliche Verwaltung und Politik (FIIAPP) in Zusammenarbeit mit dem Programm EUROsoziAL, eine EU-Initiative, die von FIIAPP koordiniert wird und der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Unter der Regie des Spaniers Ramón de Fontecha, der bereits 2003 mit dem Goya Film-Preis, den die spanische Kunst- und Filmakademie "Goya" jährlich verleiht, für einen Kurzdokumentarfilm ausgezeichnet wurde, werden in dem Film fünf Geschichten zusammengefügt, die in Argentinien, Paraguay, Chile, Peru und Guatemala gedreht wurden und von dem peruanischen Schriftsteller Santiago Roncagliolo präsentiert werden. Sie stellen jeweils eine aussergewöhnliche Lebenssituation dar, in der dank des besonderen Engagements der Hauptperson erfolgreich Einfluss auf die Politik des Landes geübt wird. Nähere Informationen zu dem Film gibt es auf Spanisch unter www.uncambioenlamirada.org. Im Fall von Norma Cruz und ihrer Stiftung handelt es sich um ihr Engegement rund um des Gesetzes gegen Feminizid und andere Formen der Gewalt gegen Frauen, das im letzten Jahr vom guatemaltekischen Kongress verabschiedet wurde, was wesentlich auf die Lobbyarbeit von Sobrevivientes zurückzuführen ist. In Anwesenheit von Norma Cruz und hochrangigen spanischen Funktionärinnen wurde "Un cambio en la Mirada" jetzt in Madrid das erste Mal gezeigt. Nach oben |
In einem Interview mit EFE erläuterte Norma Cruz einige Details ihres täglichen Kampfes und klagte die Situation der Straflosigkeit an, die in Guatemala herrscht. "Allein in 2008 wurden 722 ermordete Frauen gezählt, im Schnitt mehr als 50 im Monat", so Cruz. Die 45-jährige Aktivistin gründete die Vereinigung Sobrevivientes vor sechs Jahren, um den Frauen in Guatemala beizustehen, sie zu schützen und zu verteidigen, nachdem sie aus nächster Nähe diese Art der Gewalt erlebt hat, die sie heute denunziert: "Meine Tochter Claudia María ist Opfer sexueller Gewalt geworden. In dem Moment habe ich festgestellt, dass ich mich für die Gerechtigkeit einsetzen und diese Verhältnisse an die Öffentlichkeit bringen muss, von denen tausende von Mädchen betroffen sind. (…) Zuerst knüpfte ich Kontakte zu anderen Frauen, die in der selben Situation waren wie ich, bis wir nach Jahren der Kleinarbeit 2005 endlich zum Kongress angehört worden sind", erklärt sie. Mit der Hilfe einiger Parlamentarierinnen erreichte sie, dass ein Fonds gebilligt wurde, mit dem 2006 eine Herberge errichtet werden konnte, in der derzeit zwischen 1´000 und 1´500 Frauen im Jahr betreut werden. "Wir bieten ihnen Rechtsberatung und psychologische Behandlung für sich selber und den engsten Familienkreis an", berichtet die Leiterin von Sobrevivientes. Ein Team von 38 Personen arbeitet in der individuellen Betreuung der Frauen, die die Stiftung aufsuchen. Die zehn engagierten Anwälte nehmen im Schnitt 20´000 Anträge für Rechtsberatungen entgegen. Zudem bietet die Stiftung eine spezielle Fortbildung für Polizeipersonal an, "denn oft sind die Täter besser bewaffnet als sie selber", versichert Cruz. Als eine der wenigen Organisationen, die aus rein zivilgesellschaftlichem und politischem Engagement gegründet wurden, erhält Sobrevivientes jährlich eine staatliche Finanzierung, was unter anderen Nicht-Regierungsorganisationen schon auf mancherlei Kritik gestossen ist. |
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