¡Híjole...! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Diese Götter!
Fijáte 427 vom 28. Januar 2009, Artikel 9, Seite 6
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¡Híjole...! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Diese Götter!
"Meine Götter sollen dich verfluchen!" sagte der Philister Goliath zu David vor 3000 Jahren im Territorium von Gaza. Der junge Priester spannte seine Schleuder und entgegnete ihm: "Ich greife dich an im Namen von Jahwe, dem Gott der Armeen, den du herausgefordert hast." Und im Kampf der beiden Götter gewann einmal mehr der Jüdische. Der "Gott der Armeen" hat eine überraschend kriegerische Geschichte. Damit soll nicht die gereizte Aggressivität des Gottes der Hebräer mit den qualitativ hochstehenden menschlichen Werten gleichgestellt werden, welche die biblischen Propheten lauthauls forderten und die Jesus umsetzte, bis er auf Befehl der jüdischen Hierarchen hingerichtet wurde. Man geht davon aus, dass in der Bibel der hebräische Gott seinen Gläubigen hunderte von Malen das Töten befiehlt. Klar ist er darin nicht der einzige. So kennen wir zum Beispiel auf dieser Seite des Meeres den "Gott der Christen", der "übers Meer kam", um unser Land zu erobern, die Bevölkerung zu unterdrücken und auszurotten und uns alle zur "richtigen" Religion zu bekehren, was in einem riesigen Massaker endete. Die Geschichte der Menschheit ist voll von nicht sehr beispielhaften Beispielen solch arglistiger Götter. Selbstverständlich sind die Bösen immer die Götter der anderen. In der Gegenwart ist die israelische Politik gegen das palästinensische Volk laut dem UNO-Berichterstatter für den Nahen Osten ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und der Genozid an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza, dem wir über die Medien beiwohnen, ist selbst für viele traditionelle Zionisten nicht mehr vertretbar. Auch in diesen Brutalitäten hat ein Gott seine Hände im Spiel. Diese kriegerischen Götter sind interessante Götter, die Herrschaftsprojekte legitimieren und heiligsprechen. Sie verleihen ihnen Legitimität, um sie als vernünftig und ehrenhaft erscheinen zu lassen. Sie verleihen ihnen Heiligkeit, um die Gewissen mit Schuld zu beladen und mit Leben und Tod zu spielen. Die einen werden als Märtyrer dargestellt, die lebenslanger Heiligkeit würdig sind, und die anderen als Ungläubige oder Heiden, die lebenslanger Schande ausgesetzt sein sollen. Der Fall Israel ist anschaulich. Einige unabhängige jüdische Historiker wie Shlomo Sand, Professor für europäische Geschichte an der Universität von Tel Aviv und Autor des Buches "Wann und wie wurde das jüdische Volk erfunden?", stellt die offizielle zionistische Geschichte in Frage (ich beziehe mich auf ein Interview von Eugenio García Cascón auf http://www.publico.es/121692/el/pueblo/judio/invencion). Hier einige seiner Schlussfolgerungen: 1. Die Römer, welche Israel im Jahr 70 n.Ch. einnahmen, haben die jüdische Bevölkerung nicht vertrieben. Rom hat keine Deportationen der unterdrückten Bevölkerung angeordnet. Kein Dokument jener Zeit erwäht die Geschichte vertriebener JüdInnen, höchstens ist die Rede von einzelnen Gruppen, die in andere Regionen migriert sind. 2. Das Konzept des "jüdischen Volkes" ist eine Erfindung aus der Anfangszeit des Christentums, um die Gläubigen des Judaismus zu stigmatisieren. Im 2. Jhdt. verbreitete der Heilige Justin den Mythos, Gott habe die Juden mit dem Exil bestraft, sie aus dem "heiligen Land" vertrieben - wie Adam und Eva aus dem Paradies - als Strafe für die Kreuzigung Jesu. Es ist das erste Mal, dass die Vertreibung der Juden in der Geschichte erwähnt wird. 3. Auch wenn es keine Vertreibung der Juden gab, brach ihre Religion auseinader. Die sogenannten Juden waren Gläubige des Judaismus. Viele von ihnen konvertierten im 4. Jhdt. zum Christentum, nachdem Konstantin der Grosse dieses zur Religion seines Imperiums erklärte. 4. Unter den arabischen Völkern, die Anfang des 8. Jhdt. die iberische Halbinsel einnahmen, gab es wichtige Gruppen jüdischen Glaubens. Zeugenberichte jener Zeit belegen, dass die Christen den Juden und den Muslimen die Schuld für die Eroberung gaben. 5. Die Präsenz von Juden in Polen und Deutschland in späteren Jahrhunderten hat ihren Ursprung in der Vertreibung der türkstämmigen Chasaren aus Zentralasien durch die Mongolen, welche seit dem 8. Jhdt. starken religiösen Einflüssen des Christentums, des Islams und des Judentums ausgesetzt waren. Im 12. und 13. Jhdt. gab es in Deutschland nur ein paar hundert Juden, weshalb die Millionen von polnischen Juden im 20. Jhdt. nicht aus Deutschland stammen können. 1961 kam auch ein angesehener israelischer Historiker zu dem Schluss, dass die Chasaren die Vorfahren der Juden Osteuropas seien. Nach oben |
6. Was Palästina betrifft, haben 1918 der Historiker Ben Zvi und Ben Gurion ein Buch geschrieben, in dem sie beteuern, dass die palästinensischen Araber eigentlich Nachfahren der Juden seien. Diese These verschwindet nach 1929 vollständig aus den Geschichtsbüchern, heute wird sie bestritten. Sowohl Ben Zvi wie auch Ben Gurión waren später mehrmals Präsidenten Israels. Ben Gurión ist ausserdem als einer der kriegerischsten Gründer dieses Staates bekannt. Der zionistische Gott verwandelte sich im letzten Jahrhundert in ein Stück der imperialistischen Öl-Strategie. Lord Balfour, britischer Aussenminister im Jahr 1917, unterzeichnete seine berühmte Deklaration mit dem Versprechen, in der palästinensischen Kolonie eine "nationale Heimstätte" des jüdischen Volkes zu errichten. Dabei kam es ihm nicht darauf an, mit welchen Mitteln das Öl im Mittleren Osten gesichert wird. Wichtig sei einzig, das der Zugang zu diesem Öl gewährleistet sei. Später versicherte Cordell Hull, nordamerikanischer Staatssekretär von 1933 bis 1944, es sei "nötig zu verstehen, dass das saudi-arabische Öl einer der mächtigsten Schalthebel der Welt" sei (zitiert nach Roger Garaudy: "Los Mitos fundacionales del Estado de Israel" Ed. Historia XXI, Barcelona, España. Diciembre 1997). Um an diesem Schalthebel zu sitzen, halten sich die kapitalistischen Länder des Westens, allen voran die USA, Israel als einen Söldnerstaat, der von den UNO-Diplomaten verhätschelt wird und privilegierter Empfänger von Geldmitteln und hochentwickelten Waffen, inklusive Nuklearwaffen ist. Die nordamerikanische zionistische Lobby hat sich im Schatten eine immense Macht aufgebaut. Dieser Tage kamen glaubhafte Anzeichen ans Licht, dass Barack Obama seit seiner Universitätszeit ein Schützling des einflussreichen zionistischen Netzwerks ist (James Petras in adital.com, 8. Jan. 2009). Israel hat mit der brutalen Offensive gegen die palästinensische Zivilbevölkerung in Gaza seine Augen nun auf die Gasquellen vor seinen Küsten geworfen und verfolgt das politische Projekt, auf Leben und Tod in der ölreichsten Region des Planeten ein Grossisrael zu errichten. Aber in Guatemala ist es anders. Hier schweigen die Götter, während die transnationalen Unternehmen alles mit sich nehmen. Hier ordnen uns die Götter an, die Augen zu schliessen und zu beten. So sind sie, die Götter. |
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