Jugendtheater vertritt Guatemala an der Expo 2000
Fijáte 193 vom 8. Sept. 1999, Artikel 6, Seite 4
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Jugendtheater vertritt Guatemala an der Expo 2000
Guatemala, 28. August. Nachdem Rigoberta Menchú der Expo 2000 in Hannover eine Absage erteilt hatte, ist nun die Theatergruppe "Iqui Balam" ausgewählt worden, um Guatemala an diesem Anlass zu vertreten. Sie werden dort verschiedene Theaterstücke und Volkslieder präsentieren. Die Theatergruppe "Iqui Balam" wurde von der Deutschen Botschaft und der Gruppe für technische Zusammenarbeit (GTZ) aus einer Liste von 200 AnwärterInnen ausgewählt aufgrund der "gewalt- und drogenfreien Aussage" ihrer Stücke. Die Mitglieder der Theatergruppe sind ehemalige Strassenkinder, ehemalige Bandenmitglieder und ehemalige DrogenkonsumentInnen. Laut Miguel Gaitán, Gründer von "Iqui Balam", ist die Einladung nach Deutschland das Ergebnis einer zweijährigen Zusammenarbeit mit der GTZ und der deutschen Botschaft, welche eine Reihe von Gesundheits- und Jugendprojekten unterstützt haben. "Iqui Balam" habe die Deutschen mit der für ein internationales Publikum geeigneten Umsetzung der dargestellten Problematiken (Drogensucht, Gewalt in der Familie und Leben auf der Strasse) beeindruckt. Die Mitglieder der Theatergruppe kommen aus einem dem Armenviertel der Hauptstadt namens "Mario Alioto Sánchez", wo die Leute seit 5 Jahren als LandbesetzerInnen leben. Laut Gaitán hat das Aufkommen von Crack in der Gegend die Gewalttätigkeit ansteigen lassen und viele Jugendliche hätten schon ihre ersten Gefängnisstrafen verbüsst. Die Theatergruppe erhofft sich mit ihrem Auftritt an der Expo 2000 und der anschliessenden Tournee, die auch nach Spanien führt, auch mehr Glaubwürdigkeit im eigenen Land. Mit dem Erlös aus den Vorstellungen in Europa soll ein weiteres Projekt ermöglicht werden: Ein Arbeitszentrum für marginalisierte Jugendliche. Denn wer drogensüchtig gewesen sei, eine Haftstrafen abgesessen habe und Tatoos habe, bekomme in Guatemala sowieso keinen Job, meint Gaitán. Nach oben |
"Iqui Balam" ist ein Begriff aus dem Popul Vuh, dem heiligen Buch der Mayas. Darin ist Iqui Balam eine der vier ersten, von Gott erschaffenen Personen, welche aber mangels Nachkommenschaft bald wieder aus der Erzählung verschwindet. Als die "vergessene Figur" ist sie jedoch zu einem Symbol für die von der Gesellschaft ausgestossenen Jugendlichen geworden. |
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