Tote Kinder in Zahlen
Fijáte 275 vom 25. Dez. 2002, Artikel 2, Seite 2
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Tote Kinder in Zahlen
Guatemala, 10.Dez. Das Kinderhilfswerk Casa Alianza Guatemala veröffentlichte in diesen Tagen die erschreckenden Statistiken der letzten zwei Jahre über die erhöhte Anzahl von Morden an Strassenkindern und -jugendlichen unter 23 Jahren. Im Jahr 2001 fanden allein in der Hauptstadt mit weniger als 2,5 Mio. EinwohnerInnen 358 Minderjährige einen gewaltsamen Tod. Der vorgelegte Bericht erläutert, dass 91% von diesen Jungen und 9% Mädchen waren. 147 der Opfer waren 18 Jahre oder jünger. Doch diese Zahlen wurden 2002 schon bald überboten: Bis Mitte Oktober, also innerhalb von 10 ½ Monaten, waren bereits 408 Kinder und Jugendliche ermordet worden, 27% mehr als im Jahr zuvor, wobei das Durchschnittsalter der Getöteten bei etwa 18 Jahren lag. Dabei schwankt die Zahl der monatlichen gewaltsamen Todesfälle von Mädchen und Jungen zwischen 20 und 62, laut der Statistik lag der Durchschnitt in 2001 bei 30, im Jahr 2002 bei 38 im Monat. In 95 % der Fälle waren Schuss- in 4% Stichwaffen zum Töten angewendet worden. Auch in benachbarten Ländern sieht es nicht besser aus. Zum Vergleich wurden 2001 in Honduras mit einer Bevölkerung von 6 Mio. Menschen 428 Kinder und Jugendliche bis 23 Jahren ermordet, also insgesamt 70 mehr als im selben Jahr in Guatemala. Dabei beziehen sich die Angaben für Guatemala lediglich auf die in der Hauptstadt verübten Morde. Die Untersuchung von Casa Alianza bezieht nicht die gewaltsamen Umstände der Morde mit ein, es ist aber klar, dass einige der MörderInnen selber Kinder und Jugendliche sind, die einer der Jugendbanden angehören, die sich in der Hauptstadt immer mehr ausbreiten. Die Mitglieder dieser Banden selbst sind zum einen Opfer der Gewalt durch andere Banden, zum anderen aber auch Opfer der staatlichen und privaten Sicherheitskräfte, die sich durch die in leerstehenden Häusern oder an anderen öffentlichen Orten aufhaltenden bzw. lebenden Minderjährigen "gestört" fühlen und sie kurzerhand beseitigen. Eine andere Art des Mordes von Kindern geschieht durch die Erschiessung derselben von (fahrenden) Autos aus. Im Rahmen der Bemühungen, die Daten über die Anzahl ermordeter Stras-senkinder im ganzen Land zu sammeln, hat Casa Alianza eine Vereinbarung mit dem Menschenrechtsombudsmann Sergio Morales Alvarado unterschrieben. Mit Hilfe der 28 im Land verteilten Büros des Prokurats sollen die Informationen über die gewaltsamen Todesfälle der Kinder und Jugendliche jeden Monat gesammelt werden. Diese sollen von der Rechtsabteilung von Casa Alianza schliesslich statistisch zusammengestellt und analysiert werden. Nach oben |
"In diesem Monat hatten wir eigentlich vor, die sechs Jahre festlich zu begehen, die seit der Unterschreibung der Friedensverträge vergangen sind," erklärte Bruce Harris, regionaler Direktor der Nichtregierungsorganisation für Lateinamerika. "Die vorliegenden Tatsachen zeigen jedoch auf, dass mehr Kinder in 'Friedenszeiten' sterben, als während des Bürgerkriegs." Kein wirklicher Grund zum Feiern. Das Programm der Rechtsabteilung von Casa Alianza hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1992 mit mehr als 700 Kriminalfällen beschäftigt. Viele der Fälle beinhalten die Folter und den Mord an Strassenkindern. Jedoch endeten aufgrund des ineffizienten Justizsystems und der weiterhin vorherrschenden Straflosigkeit trotz umfangreichster Beweislage lediglich 5% der Fälle mit gerichtlichen Strafurteilen. |
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