Handelsgespräche
Fijáte 280 vom 12. März 2003, Artikel 5, Seite 4
Original-PDF 280 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Handelsgespräche
Guatemala, 5. März. Im Rahmen der vergangenen Verhandlungsrunde über die Freihandelszone der Amerikas (ALCA) in Panama haben die zur Gruppe CA-4 gehörenden Länder Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua inzwischen ihre Initialangebote in Bezug auf Zollfreistellungen vorgestellt. In dem gemeinsamen Dokument ist die Rede von der Zollaufhebung von 42 % der bislang 6´163 zu verzollenden Produkte, die v.a. Rohstoffe sind, die nicht in der Region produziert werden. In den Gesprächen erhitzte besonders das Thema der Subventionen von Landwirtschaft und Export die Gemüter der VertreterInnen der 34 beteiligten Länder. Während die Länder des MERCOSUR, zu denen Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay gehören, sich lediglich auf die Befreiung von Zollabgaben einlassen, wenn der Handelspartner seine entsprechenden Subventionen aufhebt, behalten sich andere Länder in ihren Verhandlungszusagen das Recht vor, ihre Angebote abhängig von der sich entwickelnden Bilanz modifizieren zu können. Da sie ihrerseits die Aufhebung von Subventionen von einem reziproken Vertrag von Japan und der EU abhängig machen, verweisen die USA diese Diskussion an die Welthandelsorganisation (WHO). Unterdessen gingen auch die Verhandlungen um das Freihandelsabkommen TLC zwischen Mittelamerika und den USA in ihre nächste Runde. In diesem Kontext stellt die Dezertifizierung Guatemalas durch die USA vor wenigen Wochen einen möglichen Stolperstein dar. Auf der einen Seite versichert zwar die nordamerikanische Regierung, dass es ihr bereits genüge, wenn Guatemala alle existierenden Gesetze und internationalen Konventionen hinsichtlich Aspekten wie Menschenrechte, Transparenz und Sicherheit erfülle, doch solange Portillo und Ríos Montt noch am Steuer stehen, hat das Land des ewigen Frühlings bei manchem Senator um Bush keine guten Karten. Nach oben |
Beim zweiten Treffen der TLC-Gruppe ging es vornehmlich darum, dass die USA einen von ihnen ausgearbeiteten Basistext den VertreterInnen der CA-Länder zu Gehör brachte, in dem es um normative und technische Aspekte wie Zollpraktiken und Konfliktlösungsmethoden ging. Zum Unmut anwesender UnternehmerInnen wird ihnen die Teilnahme an allen Diskussionen verwehrt, inhaltliche Details wurden ebensowenig bekannt gegeben. Neben der Frage nach der Aufnahme bestimmter (Agrar-) Produkte und dem jeweils speziellen Umgang mit Bestimmungen wie Hygiene oder Etikettierung stellt das Thema 'Intellektuelles Eigentum und Marktzugang' eine für alle Seiten besorgniserregende Problematik dar. Während sich die USA v.a. um digitale Produkte Gedanken macht, drehen sich die der CA-VertreterInnen eher um den Zugang zu Medikamenten und Agrarchemikalien. SpezialistInnen sind der Ansicht, dass die USA darauf hinauswollen, ein ähnliches Abkommen wie das zwischen ihnen und Singapur bestehende Übereinkommen des patent term restoration zu erreichen, nach welchem die Zeit, die einE AntragstellerIn eines Patentes warten gelassen wird, kompensiert wird. Dies hätte zur Folge, dass der Zugang zu Generika unmöglich würde und die Preise von Düngemitteln enorm anstiegen. Um mitreden zu können, muss sich Guatemala aber selbst erst einmal einig werden. Bislang gibt es zur Frage des intellektuellen Eigentums noch keinen Konsens zwischen privatem und öffentlichem Sektor. Auch muss überlegt werden, wie gegenüber den USA die hohe Anzahl informell Arbeitender und auch die 900 Tausend für ihr Überleben arbeitenden Kinder überzeugend zu rechtfertigen sind. Beim nächsten in Guatemala stattfindenden TLC-Treffen haben die zentralamerikanischen Länder die Möglichkeit, einen Gegenentwurf zum USA-Vorschlag vorzustellen. Wie weit dieser dann überhaupt beachtet wird, wird sich wohl zeigen. |
Original-PDF 280 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte