GEWALTig
Fijáte 263 vom 3. Juli 2002, Artikel 10, Seite 6
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Guatemala, 3.Juni. Die Unfähigkeit des Staates, die Behörden für Sicherheit und Justiz im Land zu stärken und zu modernisieren, sowie die Straffreiheit der Korruption und die Armut sind die Hauptursachen für den Wiederanstieg von Gewalt und Unsicherheit, so beschreibt es eine Studie des Nationalen Untersuchungszentrums für Wirtschaft CIEN. Dieselbe Untersuchung stellt fest, dass 41% der guatemaltekischen Bevölkerung bereits Opfer einer Straftat waren, die höchste Angabe auf zentralamerikanischer Ebene. Währenddessen habe die Regierung eine totale Unfähigkeit darin gezeigt, diese sozialen Phänomene zu bremsen. In Guatemala ist das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber dem Justizsystem deutlich spürbar: lediglich 20 % der Gewaltopfer zeigen die Vorfälle bei der Polizei oder dem Innenministerium an. In diesem Jahr haben die Straftaten, Morde und Morddrohungen gegen diverse Sektoren der zivilen Gesellschaft noch zugenommen, was wiederum zeigt, dass die von Präsident Portillo hochgelobte "Sicherheitsmatrix" ein völliger Misserfolg gewesen ist, so die Studie. Andere Analysen auf zentralamerikanischer Ebene zeigen auf, dass Guatemala den zweiten Platz in der Region hinsichtlich Gewalt und Delinquenz einnimmt. Der Grossteil dieser Taten wird mit Feuerwaffen begangen, allein 88% aller Morde werden auf diese Weise durchgeführt. 90 % der Überfälle geschehen mit Pistolen und finden vor allem in den Strassen und in den Autobussen in der Zeit zwischen 7 und 19 Uhr statt. JournalistInnen anderer Länder der Region meinen, dass Guatemala seine Kriminellen "exportiert" hätte, eine Anspielung darauf, dass diverse Taten StraftäterInnen guatemaltekischer Herkunft zugeschrieben werden. Banden des organisierten Verbrechens, angeführt von "Chapines" treten häufig zwischen Guatemala und El Salvador auf, wo die Behörden bereits die Spuren der wahren Identität der TäterInnen verloren hätten. Die am stärksten betroffenen Orte der gewöhnlichen Verbrechen finden sich in der guatemaltekischen Hauptstadt, und dort vor allem in den Randgebieten, aber auch das Historische Zentrum gilt als riskante Zone. Dagegen finden Autodiebstähle vornehmlich in Wohngebieten und an den Ausfahrten der Universitäten statt. Guatemala Stadt verzeichnet eine jährliche Durchschnittsrate von 40,3 Morden bezogen auf 1000 EinwohnerInnen und wird nur noch von San Salvador mit 102,6 auf 1000 übertroffen. Während der Chef der Nationalen Zivilpolizei (PNC) die guatemaltekische Wirklichkeit als "das ist normal in allen Städten der Welt" abtut, schreibt Regierungsminister Arévalo Lacs die zahlreichen Gewaltverbrechen Kämpfen zwischen Verbrecherbanden und Drogenhändlern zu, die sich um die Kontrolle des Marktes streiten. Nach oben |
Noch sechs Monate nach Amtsantritt kann Arévalo Lacs keinerlei Fortschritt im Kampf gegen das Verbrechen verzeichnen. In den ersten Wochen wurden 37 Personen gefunden, die Anzeichen aussergerichtlicher Hinrichtung trugen. Allein im Januar diesen Jahres erhoben allein in der Hauptstadt 24 Frauen Anzeige wegen Vergewaltigung, 16 Tote wurden vermutlichen Auseinandersetzungen von Drogenkartellen zugeschrieben, während 43 Familien Opfer von Streitfällen mit Jugendbanden wurden, in denen sie Angehörige verloren. Organisationen, die sich um die Sicherheit der BürgerInnen und die Justiz bemühen, stellen fest, dass die Behörden in Bezug auf die Gewalt völlig versagen. Es zeige sich, dass auch die Übernahme des Sicherheitsressorts durch einen Militär keine Lösung darstellt. Dennoch versichert genau dieser, Arévalo Lacs in Person, dass die Resultate seiner Arbeit beträchtlich seien, obwohl die Statistiken das Gegenteil belegen. |
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