Eine neue Version der Zivilpatrouillen?
Fijáte 331 vom 30. März 2005, Artikel 6, Seite 6
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Eine neue Version der Zivilpatrouillen?
Guatemala, 12. März. Eines der grössten Probleme, mit denen die GuatemaltekInnen tagtäglich konfrontiert sind, ist die zunehmende Gewalt und Unsicherheit. Überfälle, Autodiebstahl, Mord, Entführung, Raub in einer Kolumne war kürzlich zu lesen, man müsse nicht eine Tages- sondern eine Stundenstatistik führen, um die ganzen Gewalttaten aufzulisten. Diese Situation sowie die Unfähigkeit der Sicherheitskräfte, sie in den Griff zu bekommen, hat dazu geführt, dass sich die BewohnerInnen einzelner Stadtteile oder Gemeinden zusammengeschlossen und bewaffnet haben, um selber Patrouille zu gehen. Wer irgendwie verdächtig erscheint, wird von diesen selbsternannten Polizisten ,,verhaftet", wobei befürchtet werden muss, dass es früher oder später zu Fällen von Selbstjustiz kommt. Ein solches ,,Sicherheitskomitee" gibt es z. B. in Todos Santos Cuchumatán, Huehuetenango. Ursprünglich auf Initiative des GANA-Bürgermeisters Julián Pablo Ramírez ins Leben gerufen, hat es sich unterdessen als autonome Entität erklärt und nimmt sich das Recht heraus, diejenigen zu sanktionieren, die nicht mit seinem Vorgehen und seiner Politik einverstanden sind. Jedes männliche Familienoberhaupt ist gezwungen, mindestens zweimal monatlich von neun Uhr abends bis sechs Uhr in der Früh auf ,,Patrouille" zu gehen. Wer sich weigert, muss eine Busse von 150 250 Quetzales pro nicht erfülltem Dienst leisten. Die ca. 75 Frauen des Dorfes, deren Männer in den USA leben, müssen diesen Betrag aus den Geldsendungen, die sie erhalten, berappen. Unterdessen ist die Sache dem Bürgermeister über den Kopf gewachsen und er bat um die Intervention des Menschenrechtsprokurats (PDH). Diese kam zum Schluss, dass zwar die Delinquenz in der Gemeinde zurückgegangen sei, findet aber die Massnahme übertrieben und eine Falschinterpretation der ,,Erfüllung der Bürgerpflichten". Nach oben |
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