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Rücktritt der Gefängnisdirektorin

Fijáte 335 vom 25. Mai 2005, Artikel 4, Seite 5

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Rücktritt der Gefängnisdirektorin

Beim nächsten Anruf müssen die Bedrohten die PIN-Codes der Karten durchgeben, womit die Erpresser nicht nur innerhalb des Gefängnisses ihr Telefon an andere Mithäftlinge vermieten können, sondern ihr Anrufguthaben automatisch vergrössern und erfolgreiche Geschäfte machen können. Innerhalb von zwei Wochen entschloss sich de Chea schliesslich, ihren Posten aufzugeben. An der medialen Diskussion, in der unter anderem darüber gestritten wurde, ob die mutige Frau einem VGLynchmordNF ausgesetzt sei oder doch eher Selbstmord begehe, beteiligte sich auch der VGMilitärNF VGByron Miguel Lima OlivaNF, zur 20jährigen Haftstrafe wegen Komplizenschaft im Mord an Bischof VGGerardiNF verurteilt. Er bezeichnet die Direktorin als erste Person, die sich tatsächlich für die Häftlinge interessiere und, anders als im Land verbreitet, das Gefängnis nicht als Bestrafungsinstitution sondern vornehmlich als einen Ort der sozialen Rehabilitation und Sicherstellung ansieht und tatsächlich eine Umstrukturierung zur Ausmerzung der dominierenden Korruption in den Vollzugsanstalten anstrebte. Hugo Arce, Kolumnist der Tageszeitung VGLa HoraNF, bezeichnet die Entwicklung der Geschehnisse denn auch als Komplott derjenigen, die bislang mit dem bestehenden Gefängnissystem ihre Geschäfte machen und sich von den durch de Chea drohenden Reformen in diesen eingeschränkt sehen. Immer wieder wurden in den Kommentaren die Familienverhältnisse von Patricia de Chea unterstrichen, die Ehefrau des amtierenden guatemaltekischen Botschafts in VGCosta RicaNF ist und offenbar in der Gunst des Präsidenten Bergers steht. Schliesslich jedoch war der politische Druck offensichtlich so gross, dass sie sich geschlagen geben musste, ihren Alkoholreformvorschlag als unüberlegte Dummheit selbst abwertete und letztendlich ihr Amt niederlegte. Als Gründe nannte sie drei: Zum einen wollte sie das Bild der Regierung und des Präsidenten Bergers nicht weiter schädigen, auf institutioneller Ebene sehe sie sich mit ihrer Ansicht der Rehabilitation der Gefangenen vor unüberwindbaren Hindernissen und schliesslich bewogen ,,persönliche Gründe" sie dazu, sich zurückzuziehen. Zum Abschied übergaben ihr die Häftlinge in Escuintla das Plantschbekken, das sie sich von der Direktorin persönlich aufgrund guter Führung verdient hatten. Nach intensiver und erfolgloser Suche nach einer Person, die den Posten von de Chea nun übernehmen wollte, wurde schliesslich Francisco de la Peña, stellvertretender Direktor der Migrationsbehörde als ihr Nachfolger ernannt. Die erste Nachricht vom Präsidenten selbst zum Thema Vollzugssystem war die Ankündigung des Baus von mindestens drei neuen Gefängnissen, zwei Hochsicherheitsgefängnisse und eines für Beschuldigte leichterer Vergehen.


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