Guatemala - gesehen: "Angriff auf den Traum"
Fijáte 378 vom 7. Februar 2007, Artikel 10, Seite 6
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Guatemala - gesehen: "Angriff auf den Traum"
Tausende Menschen verlassen täglich ihre verarmten Länder Mittelamerikas, um in die USA zu gelangen. Mit dem Grenzübertritt im Norden Guatemalas nach Mexiko begeben sie sich auf eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. In einem kleinen Grenzort im äussersten Süden Mexikos versuchen die MigrantInnen, auf einen Güterzug aufzuspringen, der sie bis an die US-Grenze bringen soll. Doch die 5.000 km lange Strecke schafft kaum jemand. Nur mit einer Digitalkamera ausgerüstet, begibt sich Regisseur Uli Stelzer in diese kleine Grenzregion. Er begleitet die MigrantInnen am Rande der Bahnhöfe, wird Zeuge täglicher Übergriffe bewaffneter Grenzeinheiten, schleust sich in das nahe gelegene Abschiebegefängnis. Er verbringt Tage in einer Herberge von Verkrüppelten, die dem Zug oder Überfällen zum Opfer fielen. Das ganze Drama an dieser neuen Südgrenze der USA spiegelt sich in der Geschichte von Noé aus El Salvador wider. Während der mehrmonatigen Dreharbeiten begegnen sich er und der Regisseur wiederholt, bis es zu einem tragischen Ende kommt. Die meisten der MigrantInnen sind Jugendliche, die ihrer Perspektivlosigkeit entrinnen wollen und für sich und ihre jungen Familien alles riskieren, einige wurden bereits mehrmals deportiert. Sie haben Angst vor der Bestie, dem Zug, der sich nachts in einen Teufel verwandelt. Gleichzeitig ist er ihre Hoffnung. Eine Gruppe von jungen Frauen in der Migrationsbehörde in Tapachula - 30km von den Gleisen entfernt: Sie gehören zu der steigenden Zahl von allein stehenden Frauen oder allein erziehenden Müttern, die jährlich in die USA aufbrechen. Für sie bedeutet die Migration einen Prozess der Emanzipation. In ihren Heimatländern leiden sie unter wirtschaftlicher und sexueller Diskriminierung und haben kaum Chance auf Arbeit, Würde und minimale Versorgung. In den USA erhoffen sie sich mehr Toleranz, weniger Machismus und einen gerechten Lohn für ihre Arbeit, um studieren oder ihren Kindern in ihren Heimatländern eine Zukunft bieten zu können. Nach oben |
Ein bewegter und bewegender Film über Anfang und Ende, Hoffnung und Scheitern des Amerikanischen Traums. Die DVD ist erhältlich bei der autofocus videowerkstatt unter www.videowerkstatt.de. |
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