Der Oscar und die Infiltrierten
Fijáte 380 vom 07. März 2007, Artikel 3, Seite 4
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Der Oscar und die Infiltrierten
Guatemala, 04. März. Während in Hollywood der Film "Departed" - in der Am 19. Februar wurden drei Neben dem Grund ihrer Reise, an PARLACEN-Sitzungen in Guatemala teilzunehmen, sollen die drei wohl jedes Jahr den Todestag von Vater D' Aubuisson auf einer Finca nahe des Ortes begangen haben, wo sie nun gefunden wurden. Bis zum Stadtrand wurden sie an jenem Montag von der salvadoranischen Polizei eskortiert und schickten diese dann wieder zurück. Aufnahmen von Verkehrskontrollkameras zeigen, dass sie später von einem anderen Auto angehalten, aus dem Wagen gezerrt und - so Ermittlungsannahmen - in ein Haus entführt, gefoltert und ermordet wurden. Um jegliche Spuren zu verwischen, wurden sie an einen anderen Ort gebracht und das Auto in Brand gesetzt. Um dieses herum fanden sich zahlreiche Patronenhülsen von AK-47 und einzelne Körperteile. Normalerweise hätten diese Tatortumstände die Autoritäten zu der Aussage verleitet, es handele sich um eine Rechnungsbegleichung zwischen Gruppen des organisierten Verbrechens und die Ermittlungen wären zeitnah eingestellt worden. Doch da es sich um ausländische Abgeordnete handelte, stellten Nicht nur die Kameraaufnahmen und ZeugInnenaussagen, die einen der Täter an einer Tankstelle erkannten, wo dieser rund 45 Liter Benzin kaufte, sondern zu allem Überfluss die GPS-Daten des von den Tätern benutzten Autos, überführte diese, so dass vier von ihnen innerhalb 72 Stunden festgenommen werden konnten: Es waren Angestellte der Ermittlungsabteilung von Verbrechen ( Das Beweismaterial soll auf mindestens drei weitere Mittäter der DINC aus Guatemala und dreien aus El Salvador hinweisen, vor und nach dem mutmasslichen Tatzeitpunkt herrschte reger Telefonkontakt zwischen den DINC-Agenten und dem Nachbarland. Kurz nach ihrer Festnahme sagten die vier Festgenommenen aus, sie hätten im Auftrag von "oben" gehandelt und waren davon ausgegangen, Drogendealer aus Ohne offizielle Aussagen und ohne Verurteilung wurden sie auf Anordnung des Gefängnissystemdirektors Victor Rosales zu ihrer eigenen Sicherheit statt ins Untersuchungsgefängnis, wo es keine Einzelzellen gibt, ins Hochsicherheitsgefängnis Eine in diesen Tagen von KolumnistInnen gebrauchte Metapher war die der Öffnung der Büchse der Pandora in Bezug auf die Offenbarung durch die Tat, dass die vermeintlichen Sicherheitskräfte des Staates selbst in grausame Verbrechen involviert sind. Dabei hatten diverse zivilgesellschaftliche Organisationen und selbst das Die vermeintlichen Versuche der aktuellen Regierung, seit Amtsantritt bereits einige Fortschritte in Sachen "Säuberung" der Polizeikräfte erreicht zu haben, wurden stets frustriert durch die geltenden Arbeitsrechte. Trotz bewiesener Und wieder drei Tage später, wurde Pandoras Büchse schnell wieder zugemacht - so wohl zumindest die Hoffnung von den Hintermännern der vier inhaftierten DINC-Agenten, die unter mysteriösen Umständen am Sonntag, dem 25., in jenem "Hochsicherheitsgefängnis", brutalst umgebracht wurden. Einen Tag, bevor das FBI seine Ermittlungen aufnehmen sollte. Auch der sie bewachende Wärter kam dabei um. Während die zuständigen Autoritäten, sprich, Berger, Sperisen und Innenminister Aus Angst, die Polizei könnte den Knast stürmen und für ihre eigene Sicherheit als Zeugen, nahmen die übrigen Häftlinge den Direktor, den Oberaufseher und vier Wächter als Geiseln, die erst am Montagmorgen befreit werden konnten. Die Autoritäten zögerten eine Bestätigung des angeblichen Aufstandes lange hinaus. Ein mexikanischer Fernsehsender verschaffte sich dennoch Zugang und veröffentlichte schaurige Bilder der erschossenen und teilweise enthaupteten DINC-Männer in einer völlig durcheinander gebrachten Zelle. Nach oben |
Der Bericht der Staatsanwaltschaft behauptet, die Morde hätten zum Teil in einem anderen Bereich des Gefängnisses stattgefunden, es gäbe keine Anzeichen eines Kampfes, die Männer seien aus nächster Nähe erschossen worden und der Tatort bzw. die Zelle sei im Nachhinein verwüstet worden. Es gäbe zudem vier Zeugen, die bereit seien, auszusagen unter der Bedingung, dass ihnen Sicherheit garantiert werde. Der verantwortliche Richter kündigte nach dem Mord der vier für die Ermordung der Salvadoraner beschuldigten Polizisten an, die Ermittlungen jenes Verbrechens archivieren zu wollen, seien die Verantwortlichen ja jetzt tot. Die Der Präsidentschaftskandidat der Der Kongress zitierte unterdessen Vielmann zu einer Interpellation und Stellung der Vertrauensfrage, um die der Innenminister jedoch noch herumgekommen ist. Angeblich hatten dieser sowie PNC-Chef Sperisen Präsident Berger schon ihre Kündigungen eingereicht, der jedoch hat sie vehement in ihren Posten bestätigt. Neben der Befürchtung der Zivilgesellschaft, dass auch die Umbesetzung von diesen Ämtern zur Folge haben könnte, dass mögliche Verantwortliche ihre Rechenschaft schuldig bleiben, stellt sich die Frage, wer sie kurzfristig ersetzen könnte. Unterdessen wurden der inzwischen gekündigte Direktor des Boquerón, der "Kerkermeister" und 21 Wächter wegen Verbrechensdeckung verhaftet und vier Familienangehörige von Mareros festgenommen, die Elektrogeräte aus dem Gefängnis schafften, in denen je eine Schusswaffe gefunden wurde, die angeblich den in der Todeszelle gefundenen Patronenhülsen entsprachen. Die inhaftierten Besitzer der Geräte weisen hingegen darauf hin, dass diese bereits seit einigen Tagen konfisziert worden waren, bevor sie den Angehörigen übergeben wurden. Derweil kommen die Ermittlungen des vierfachen Mordes an den Abgeordneten kaum von der Stelle. Nach Bekundungen in den ersten Tagen, die Tat würde die Beziehungen zwischen den Ländern nicht beeinträchtigen, werden die Töne inzwischen kühler. Antonion Saca hat seine Besorgnis, der Fall bliebe ungeklärt, bei einem Besuch im Weissen Haus US-Präsident George Doch über Mutmassungen hinaus bleiben die Umstände des ersten Verbrechens unklar, währenddessen mehr als deutlich ist, dass mit dem Mord an den Polizisten relevante Spuren verwischt werden sollten. Angeblich soll der junge D´Aubuission Verbindungen zum Die offizielle Version dieses Falles von guatemaltekischer Seite ist immer noch jene, die involvierten Polizisten seien eine - begrenzte - Gruppe im Dienste des organisierten Verbrechens und seien hinter kolumbianischen Am 28. stellte sich schliesslich einer der noch gesuchten DINC-Männer der Polizei, verweigert jedoch jede Aussage. Es war der, der an der Tankstelle gesehen worden war. Er sitzt nun im Untersuchungsgefängnis in der Zone 18 der Hauptstadt unter sechsfacher Sicherheit: zwei Leute der PNC, zwei Gefängniswärter, ein Soldat und ein Vertreter der PDH bewachen ihn. Während inzwischen einige JournalistInnen von TV- und Letztendlich verwundert nun auch die Ankündigung der Exekutive kaum, zur Säuberung die PNC komplett aufzulösen und durch eine Institution militärischen Schnittes zu ersetzen, oder zumindest engere Beziehungen zum Kursieren in El Salvador jetzt extrem verstärkte Reisewarnungen für Guatemala-BesucherInnen, ist das PARLACEN schon auf der Suche nach einem sicheren Sitz, möglicherweise wird es |
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