guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Präsidentin Menchú?

Fijáte 379 vom 21. Februar 2007, Artikel 3, Seite 3

PDF Original-PDF 379 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte

Präsidentin Menchú?

Montenegro ist skeptisch angesichts der Gefahr, dass Winaq ihre Partei bloss als Trittbrett benutzen wird und das Encuentro gespalten werden könnte. Denn Rigoberta stellte ihr Forderungen hinsichtlich einer möglichen Allianz gleich klar: die kulturell gemischte Partei in spe Winaq beansprucht die Hälfte aller Kandidaturen, seien es Bürgermeister-, Abgeordneten- oder Posten in der Parteispitze. Wenn die Verhandlungen für Winaq nicht zufrieden stellend ausfallen, soll die Gruppierung eigenständig gestärkt werden, um 2011 ins Wahlrennen zu gehen. Dabei zählt Menchú auf namhafte MitstreiterInnen: VGOtilia Lux de CotiNF, Indígena, Mitglied der VGHistorischen WahrheitskommissionNF CEH und ehemalige Kulturministerin unter der VGRepublikanischen Front GuatemalasNF (FRG), der indigene Politologe Amilcar Pop und der Gründer der ArbeiterInnengewerkschaft VGUNSITRAGUANF, VGByron Morales.

Unterdessen erscheint auch das linke Projekt VGMAIZNF (Breite Bewegung der Linken, ¡Fijáte! 375), das von der URNG unterstützt wird, auf dem Plan und schlägt eine Dreierallianz vor zwischen Winaq, Encuentro por Guatemala und MAIZ. Damit sollen, gemäss der URNG-Abgeordneten VGAlba Estela MaldonadoNF, Anstrengungen zusammengebracht werden, die auf ein einschliessendes Projekt aus sind, mit Inhalten zu Gunsten eines Nationenprogramms. Montenegro enthält sich derweil eines Kommentars, da der Vorschlag noch nicht persönlich an sie herangetragen wurde, er schaffe jedoch ein neues Szenarium und müsse analysiert werden.

Die Anthropologin Irma Alicia Velásquez weist derweil in einer Kolumne auf die Tatsache hin, dass die indigene Bevölkerung in besonderem Masse in Wahlphasen rassistisch konnotiert abgelehnt wird. Dabei weist sie sowohl auf die Zensur der Kommunikationsmedien gegenüber Indígenas als auch auf die Verweigerung der Veröffentlichung von Wahlpropaganda der BürgerInnenkomitees hin, obwohl diese durchaus bereit wären, das Doppelte zu zahlen. Wenn eine bestimmte ethnische Gruppe versucht, ein solches Komitee oder eine politische Partei zu organisieren, tauchen Zeitungsseiten voller Abscheu auf, so Velásquez.

Und es ist Rigoberta Menchú selbst, die aufgrund eines fehlenden oder zumindest noch nicht kundgegebenen Regierungsprogramms bzw. eines entsprechenden Politikvorhabens für ihre angestrebte Präsidentschaft die Diskussion um ihr Projekt auf ihre Person, ihr Frau- und ihr Indígenasein beschränkt. Das sind zwei oder gar drei Aspekte, die in der patriachalen Gesellschaft Guatemalas, in der die rassistische und sexistische Diskriminierung an der Tagesordnung sind, eher eine Ressentimentbeladene Debatte anheizen. Gleichzeitig stellt allein die durch ihre Kandidaturs-Ankündigung provozierte öffentliche Erörterung der Option einer indigenen Präsidentin in Guatemala einen enormen Schritt in Richtung Demokratisierung und Integration dar.


PDF Original-PDF 379 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte