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Lokalradios im Visier

Fijáte 378 vom 7. Februar 2007, Artikel 1, Seite 1

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Lokalradios im Visier

Im Jahr 2006 wurden 60 Radios untersucht, bei knapp der Hälfte (28) kam es zu Verurteilungen.

Willy Cabañas, zuständig für die Regulierung der Frequenzen bei der SIT, will gegenüber Inforpress auch keine Stellung zu den Schliessungen der Kommunalradios beziehen, weil es ein politisches Thema sei und die SIT sich nur um technische Belange kümmere. In diesem Zusammenhang erwähnte er, dass seine Institution in Diskussion mit der Präsidialen Menschenrechtskommission VGCOPREDEHNF stehe, um zu schauen, wie das Thema weiter verfolgt werden könne. "Seit 2005 betrieb die SIT Feldforschung, um herauszufinden, wie das radioelektrische Spektrum am besten genutzt werden kann, und wir haben unsere entsprechenden Vorschläge Mitte 2006 der COPREDEH vorgestellt." Kernpunkt dieser Empfehlungen ist ein technischer Vorschlag, um die Belegung der Frequenzen zu erhöhen, damit "die Mehrheit der Gemeinden (220 von 333) davon profitieren können".

Verschiedene Analysten stellen die vermeintliche Unparteilichkeit der Staatsanwaltschaft und der SIT in Frage. "Es ist absurd, dass eine Institution, die gegründet wurde, um die JournalistInen zu schützen (die zuständige Abteilung innerhalb der Staatsanwaltschaft, siehe ¡Fijáte! 375, die Red.), sich plötzlich in die Verfolgung der Kommunalradios einmischt. Soweit zum Kräfteverhältnis…", kritisierte Ileana Alamilla, Direktorin der alternativen Nachrichtenagentur VGCERIGUANF.

Myrna Ponce, Präsidentin der Menschenrechtskommission des Kongresses findet, dass in den kommerziellen und politischen Kreisen Unklarheit darüber herrsche, was Kommunalradios eigentlich seien und dass ihre eigentliche soziale Funktion missverstanden würde. "Sie spielen eine wichtige Rolle in den Beziehungen der ländlichen Gemeinden und sie haben nichts mit den grossen, kommerziellen Sendern zu tun wie z.B. VGEmisoras UnidasNF, die sich auch in keiner Weise bedroht fühlen müssen", erklärte Ponce. Die Kongressabgeordnete erwähnte das Beispiel des Kommunalradios von Cubilzuiz, dessen Senderadius ausschliesslich Gemeinden abdeckte, in denen Q'eqchi gesprochen wird. "Welche Konkurrenz bedeutet ein solches Radio für Emisoras Unidas? Hier wird einem Zwerg mit einem Goliath Angst eingejagt."

Beim Goliath handelt es sich in diesem Fall um Ángel González, einem mexikanischen Unternehmer, der in Miami lebt, zahlreiche Medien in Guatemala besitzt und diese gemäss seinen politischen Interessen nutzt.

Alfonso Gumucio, Exekutivdirektor von Kommunikation für soziale Veränderung (CCCS) sagt über González: "Seine Macht ist dermassen gross, dass ihn die Präsidentschaftskandidaten aller traditioneller Parteien besuchen, um sich seine Gunst zu erwerben. "Der Staat ist Gefangener der privaten Medien. Es genügt, Emisoras Unidas zu hören, die einen aggressiven Werbespot gegen die Kommunalradios ausstrahlen, in dem sie die Regierung auffordern, diese Sender zu schlissen, deren Direktoren einzusperren und die technischen Apparate zu beschlagnahmen. Ein Druck dieser Art auf den Staat findet seinen Ausdruck in Form ungerechtfertigter Polizeiaktionen wieder."

Bezüglich der Konfiszierungen der Apparaturen meinte die Kongressabgeordnete Ponce, sie wisse nicht, ob dies legitim sei oder nicht, auf alle Fälle widerspreche es gewissen Standards in Sachen Meinungsfreiheit.

Ein schwieriger Weg

Die Vertreter von AMARC, Alvarado und Monterrosa, zeigen sich zuversichtlich bezüglich der Zukunft ihres Projekts. Sie haben bereits einen ersten Entwurf für eine Reform des Telekommunikationsgesetzes, die, wie sie sagen, dieses Jahr die Diskussion bestimmen wird. "80% derer, die an den Rundtischen teilnehmen, sind mit dem Vorschlag einverstanden und das ist ein bedeutender Fortschritt", sagte Monterrosa.

Die Aktivisten gehen davon aus, dass das radioelektrische Spektrum zwischen 5 - 15% freie Frequenzen hat, dass aber mit der Digitalisierung des Spektrums in einigen Jahren noch viel mehr "Platz" frei wird. "Wir träumen davon, dass wir diese Möglichkeiten ausschöpfen können, so wie das in VGMexikoNF bereits der Fall ist", erklärte Alvardo.

Die Abgeordnete Ponce sieht durchaus eine Chance, dass der Vorschlag in dieser Legislaturperiode eingereicht und im Jahr 2008 diskutiert wird. "Dieses Jahr wird es etwas schwierig, denn das Thema hat sich durch seine Brisanzgewinnung in Bezug auf die Wahlen verkompliziert."

Auch Alamilla teilt diese Einschätzung, aber sie glaubt, dass die Konjunktur nicht nur in Guatemala, sondern gegen die Kommunalradios weltweit läuft und es die grossen, transnationalen Unternehmen sind, welche "die Frequenzen auffressen". Die Medienexpertin glaubt, dass es sehr wichtig sei, die Kräfte zu bündeln, dies sei aber schwierig, solange die sozialen Bewegungen ihre Meinungsfreiheit nicht einfordern und untereinander gespalten sind. "Häufig werden die Begriffe Meinungs- und Pressefreiheit miteinander verwechselt und deshalb gibt es keine Medien, die die Stimme der ausgeschlossenen Sektoren repräsentieren."

Gumucio gibt zu, dass die Bewegung der Kommunalradios in Guatemala nie in der Lage war, eine einheitliche Meinung zu vertreten. "Es gibt zu viele verschiedene Fraktionen für ein so kleines Land, und keine ist stark genug, um Einfluss zu nehmen. Jede kümmert sich nur um sich selber, um die Ecke, in der sie überlebt - im Schatten der Angst, die Stimme zu erheben."


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