Rote Karte für fussballspielende Prostituierte
Fijáte 320 vom 20. Okt. 2004, Artikel 2, Seite 4
Original-PDF 320 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte
Rote Karte für fussballspielende Prostituierte
Guatemala, 24. Sept. Dass Sport völker- oder sonst etwas verbindend sein soll, widerlegt das folgende Communiqué einer Frauenfussballmannschaft, die von einem Fussballturnier ausgeschlossen wurde, u.a. weil in ihr Prostituierte spielen. ,,Wir sind eine Gruppe Prostituierter, die in der als ,,La Línea" (die Linie) bekannten Gegend in der Hauptstadt arbeiten. Wir haben uns als Fussballequipe zusammengeschlossen, weil wir die guatemaltekische Gesellschaft darauf sensibilisieren wollen, dass jeder Mensch ein Anrecht auf Respekt und Würde hat. Vor vier Tagen trug sich unter den Augen der Presse einer der zahlreichen Diskriminierungsskandale ab, wie es sie in unserem Land täglich gibt: Vor einem Monat haben sich die ,,Estrellas de la Línea" zum Frauen- Fussballturnier von FUTECA (einer unabhängigen Fussballakademie, die Red.) angemeldet. Am 18. Sept. hatten wir unser erstes Spiel und die Reaktionen folgten umgehend: Kaum war das Spiel zu Ende, verlangten die SpielerInnen der Gegenmannschaft von den Organisatoren unseren Ausschluss, wobei sie sich auf Vorurteile und Unwissen über so wichtige Themen wie die Menschenrechte und AIDS stützten. Sie argumentierten mit Sätzen wie, sie könnten sich über unseren Schweiss mit AIDS anstecken und verlangten, dass der Bodenbelag der Halle ausgewechselt würde, da sich eine unserer Spielerinnen verletzt hatte und blutete. Abgesehen davon, dass diese Menschen keine Ahnung davon haben, wie sich die Krankheit AIDS überträgt, gehen sie einfach davon aus, dass die Spielerinnen der ,,Estrellas de la Línea" von ihr betroffen sind die Freude, uns auf diese Provokation einzulassen, machen wir ihnen nicht. Unser Beruf zwingt uns zu spezieller Vorsicht und regelmässigen Untersuchungen, etwas, was solch ignorante Menschen mit Garantie nicht machen. Genau dies ist eine der Forderungen, die auf den Flugblättern standen, die wir am besagten Fussballturnier verteilten: Effektive Aufklärungskampagnen über den Gebrauch von Kondomen und über sexuell übertragbare Krankheiten. Wir haben nichts gegen FUTECA und die Frauen, gegen die wir letzten Samstag spielten; Reaktionen wie ihre sind ein Ausdruck der Ablehnung und der Diskriminierung, die wir täglich zu spüren bekommen. Unser Ziel ist zu beweisen, dass wir Frauen wie alle anderen sind, dass wir ein Recht dazu haben, Fussball zu spielen und an jeglichen sonstigen Aktivitäten teilzunehmen, ohne dass wir diskriminiert werden, weil wir Prostituierte sind. Nach oben |
FUTECA wirft unseren Fans vor, obszöne Sprüche gerufen zu haben, um uns anzufeuern und dass es verboten sei, Transparente und Flugblätter zu den Turnieren mitzubringen. Wir akzeptieren dies nicht, unsere Fans haben nichts als die üblichen Sprechchöre gesungen, um uns anzuspornen. Ausserdem steht in keinem Reglement von FUTECA geschrieben, dass es verboten sei, Transparente mitzubringen oder Flugblätter zu verteilen. Und wenn auch, all das wären nicht Argumente genug, um uns vom Turnier auszuschliessen. Es ist offensichtlich, dass unser Ausschluss auf Druck der anderen Mannschaften zustande kam, die das Spielfeld nicht mit Prostituierten teilen wollen. Da es uns verboten ist, weiterhin an den Turnieren von FUTECA mitzuspielen, rufen wir alle Frauen Prostituierte oder nicht die Lust haben, gegen uns zu spielen, auf, sich bei uns zu melden. Wenn es sein muss, reisen wir bis in die hinterste Ecke dieses Landes um zu beweisen, dass wir spielen können!" Offenbar hat der Ausschluss der ,,Estrellas" vom FUTECA-Turnier in Guatemala ziemliche Wellen geschlagen. Verschiedene JournalistInnen haben sich hinter die Frauen gestellt, das Menschenrechtsprokurat hat eine Untersuchung eingeleitet und die ,,Estrellas" müssen fleissig trainieren, denn sie wurden zu diversen Spielen eingeladen. |
Original-PDF 320 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte