Kirche und Regierung im Streit über Minen-Konzessionen
Fijáte 320 vom 20. Okt. 2004, Artikel 3, Seite 5
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Kirche und Regierung im Streit über Minen-Konzessionen
Guatemala, 24. Sept. Zwistigkeiten und böse Worte prägen die Beziehung zwischen der Regierung und den Hierarchiehöchsten der katholischen Kirche, nachdem sich diese gegen die Minenaktivitäten und sonstigen Megaprojekte im Land ausgesprochen hatten und die Regierung sie daraufhin als ,,populistisch" betitelt hat. Die guatemaltekische Bischofskonferenz hat sich klar auf die Seite der UmweltaktivistInnen, der BäuerInnen und GewerkschafterInnen geschlagen, indem sie die Minen, die Wasserkraftwerke und die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit den Vereinigten Staaten als ,,der Mehrheit der Bevölkerung schadend" bezeichnete. Der Erzbischof Rodolfo Quezada Toruño verzichtete auf ein mit Präsident Berger geplantes Treffen, bei dem es um diese Themen gehen sollte, nachdem Berger ihn öffentlich wegen seiner Position kritisiert hatte. Es sei wohl besser, den Dialog mit dem Kongress zu suchen oder mit dem Justizwesen, wenn es darum gehe, Rekurse gegen diese Megaprojekte einzureichen, meinte Quezada Toruño. Es ist nicht das erste Mal, dass die Bischofskonferenz und die aktuelle Regierung aneinander geraten. Bereits Ende Januar, kurz nachdem Berger die Regierung übernommen hatte, wurde er von den Geistlichen mit deutlichen Worten dazu aufgefordert, etwas gegen die Korruption und die Straflosigkeit zu unternehmen. Am 7. Mai kritisierte die Bischofskonferenz, dass die Erhöhung der Grundlebenskosten die Ärmsten der Armen am stärksten treffe und solidarisierte sich mit den Tausenden landlosen BäuerInnen. Am vergangenen 2. September verurteilte die Kirche das Vorgehen der Regierung gegen die BäuerInnen, welche die Finca Nueva Linda besetzten, und nahm in ihrem Schreiben auch gleich Bezug auf die Minen. Diese Deklarationen störten Präsident Berger, der bei einem Treffen in New York gegenüber einem an Investitionen im Lande interessierten Unternehmen erklärte, die Bischöfe ,,seien schlecht informiert, hätten keine einheitliche Position und stülpten sich die populistische Flagge über". Nach oben |
Er lud Quezada Toruño zu einer Reise nach San Marcos ein, wo dieser sich selber davon überzeugen könne, dass die Minen gar nicht so ein Übel seien, wie es immer dargestellt würde. Und um dem ganzen die Schärfe zu nehmen, meinte Berger, es gäbe viele Punkte, in denen die Regierung und die Kirche einer Meinung seien, z.B. im Kampf gegen die Armut, in der Notwendigkeit der Arbeitsplatzbeschaffung und in der Sicherheitsfrage. Ausserdem würde die Regierung nie irgendwelche Projekte erlauben, welche der Bevölkerung oder der Umwelt schaden. Auch Kardinal Quezada Toruño half, die Wellen zu glätten und stritt ab, dass die Beziehung zwischen Kirche und Regierung abgebrochen sei. Er wies jedoch darauf hin, dass im Moment eine Stimmung im Lande herrsche, die schlimmer sei als während der vorherigen Regierungen. Ebenfalls verzichtete er auf den Ausflug nach San Marcos mit der Begründung, er habe religiöse Verpflichtungen. Die beiden haben sich nun darauf geeinigt, eine Kommission, in der sowohl VertreterInnen der Kirche wie auch der Regierung vertreten sind, zu bilden, um mögliche negative Effekte der Minentätigkeit zu analysieren. Mit dem von Quezada Toruño gemachten Vorschlag soll der polemische Disput zwischen zwischen dem Landes- und dem Kirchenvater auf eine fachliche und technische Ebene herunter gebracht werden. Derweil nimmt in San Marcos der Protest und Widerstand gegen die Minen zu. Eine wichtige Rolle in der Koordinierung und Organisation dieses Widerstanden nimmt übrigens das Menschenrechtsbüro der regionalen Diözese ein, die vom als kämpferisch bekannten Bischof Alvaro Ramazzini geleitet wird. |
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