Steine im Weg der Defensoría de la Mujer Indígena
Fijáte 316 vom 11. Aug. 2004, Artikel 2, Seite 3
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Steine im Weg der Defensoría de la Mujer Indígena
Guatemala, 26. Juli. Gerade noch wurde das 5jährige Bestehen der Frauenrechtsorganisation Defensoría de la Mujer Indígena (DEMI) begangen und die Anstrengungen und Erfolge der Institution in Form von Aktionen zur Prävention und Tilgung jeglicher Form von Gewalt und Diskriminierung gegen die indigenen Frauen sowie die Verteidigung ihrer Rechte gefeiert. Doch schon wenige Tage später gab die Leiterin der Institution, María Teresa Zapeta, bekannt, dass die regionalen Büros der DEMI telefonische Drohungen erhalten, in denen die Mitarbeiterinnen beleidigt und eingeschüchtert werden. Die Anrufe seien direkt an DEMI-Aktivistinnen gerichtet, die in speziellen Fällen ermitteln. Die Organisation wurde im Juli 1999 gegründet und verfolgt das Mandat, die Anzeigen von indigenen Frauen entgegenzunehmen, sie an die verantwortlichen Rechtsstellen weiterzuleiten und sich um die Erfüllung des weiteren Procederes zu kümmern. Ausserdem entwickelt, koordiniert und führt die DEMI Aus- und Fortbildungsprogramme und solche zur Verbreitung von Informationen aus, mittels derer die Rechte der (indigenen) Frauen bekannt gemacht werden. Ihr Zentralsitz ist in der Hauptstadt, die Existenz von Zweigstellen ist unzureichend, was das Anzeigen von Verbrechen sehr behindert. Neben der Hauptstadt gibt es ein "komplettes" und funktionierendes Büro der DEMI in Quiché und eines in Cobán. Hier arbeiten jeweils eine Vertreterin der Defensora, eine Anwältin, zwei Sozialarbeiterinnen und zwei Hilfskräfte. Laut Gründungsmandat sollte die nationale Präsenz kontinuierlich steigen, doch es fehlt am Geld. Im Grunde ist die DEMI eine staatliche Institution, als solche erhält sie im Vergleich den kleinsten Etat, der, wie in allen anderen Ressorts, jetzt um 20% gekürzt worden ist. Die disponierten 1.600 Mio. Quetzales (ca. US-$ 200.000) pro Jahr reichten gerade einmal für die Miete bis Ende des Monats Juli, so Zapeta bei einem Besuch in Deutschland. Auch die Billigung der Finanzierung des Fiskalpakets habe keine positiven Konsequenzen für die DEMI. Die grösste Marginalisierung gehe dabei direkt vom Staat selbst aus. Um dies zu ändern, arbeite in der DEMI eine Fachfrau in der Strategieabteilung, um die politische Wirkung zu stärken und das Profil der DEMI anzuheben. Dafür notwendig seien Sensibilisierungskampagnen auf allen Ebenen. Ein wichtiges Vorhaben ist derzeit der Prozess der Autonomisierung der DEMI. Bislang existiere sie allein als "Aktivität" der Präsidentialen Menschenrechtskommission COPREDEH und tauche nicht explizit als Institution in der Haushaltsliste des Finanzministeriums auf, würde deswegen übergangen, berichtet die DEMI-Leiterin. Nach oben |
Derzeit arbeiten die Aktivistinnen an einer Untersuchung über die Situation der indigenen Frauen. Doch die alltäglichen Erfahrungen berechtigen die Mitarbeiterinnen der DEMI schon jetzt zu tiefer Besorgnis hinsichtlich der Bedingungen der Ungleichheit, Ungerechtigkeit und sozialen Behinderung, die im Besonderen die indigenen Frauen betreffen. Diese rassistischen Diskriminierungen finden sowohl auf privater als auch auf institutioneller Ebene statt. Diesbezüglich forderte die DEMI tiefgreifende Ermittlungen, gerade auch der sich mehrenden Morde an Frauen, deren Zahl mittlerweile die 250 allein in 2004 überschritten hat, und ferner die Revision von Gesetzen und Regelungen für Arbeitsanstellungen, bei denen die indigenen Frauen konsequent benachteiligt werden. Der alltägliche Rassismus bezieht sich nicht selten auf die Zugangsverweigerung von öffentlichen Institutionen oder auch Diskotheken aufgrund der indigenen Tracht, denen sowohl prominente Indígenas wie die Antropologin Irma Alicia Velásquez Nimatuj oder Rigoberta Menchú als auch Jugendliche zum Opfer fallen. Doch weder die eingeschränkte finanzielle Situation der Defensoría de la Mujer Indígena noch die Bedrohungen schmälern den Kampfgeist der organisierten Frauen, die in den vergangenen Jahren bereits rund 2´000 Frauen in sozialer wie juristischer Hinsicht begleitet haben. |
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