Gegenströme
Fijáte 343 vom 14. Sept. 2005, Artikel 8, Seite 6
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Gegenströme
Guatemala, 7. Sept. Vor allem in den vorwiegend indigenen Departements Totonicapán und Sololá hat sich jüngst auch Widerstand gegen das geplante Wassergesetz gebildet. Cruz Capriel, Mitglied des Gemeinderats von Momostenango, Totonicapán, befürchtet, dass mit der Annahme des Wassergesetzes das in der Gemeinde praktizierte Gewohnheitsrecht (derecho consuetudinario) verletzt würde. Die heute bestens funktionierenden Gemeindekomitees, die sich um die Pflege der Quellen und die Verteilung des Wassers kümmern und auch im Konfliktfall verhandeln und regeln, würden durch die neu geschaffenen Institutionen verdrängt. Die bisherigen Komitees würden traditionellerweise jährlich neu gewählt und arbeiteten ehrenamtlich. 95% der Quellen in Totonicapán befinden sich auf Land, das den Gemeinden gehört. In allen anderen Fällen verhandeln die Wasser-Komitees mit dem oder der LandbesitzerIn über den Gebrauch des Wassers, das als öffentliches Gut betrachtet wird. In diesem Sinne befürchtet Capriel, das nicht nur das traditionelle Verständnis von Besitz, das in gewissen indigenen Gemeinden noch Gültigkeit hat, ausgehebelt würde sondern auch die Arbeit zerstört würde, welche von den Wasser-Komitees geleistet wird. Unterdessen haben auch die indigenen Autoritäten von Sololá, allen voran die indigene Bürgermeisterin Dominga Vázquez, ihre Bedenken bezüglich des Wassergesetzes ausgedrückt. Bei einem gemeinsamen Treffen mit den BürgermeisterInnen von Totonicapán wurde das Wassergesetz mit den Konzessionen für den Minenbau verglichen, da auch im Fall des Wassers befürchtet wird, dass es auf eine schleichende Privatisierung hinausläuft und Konzessionen an ausländische Firmen vergeben werden könnten. Nach oben |
Gemeinsam will man nun Strategien und Aktionen überlegen, um die Annahme des aktuell vorliegenden Gesetzesentwurf zu verhindern bzw. ihn inhaltlich zu verändern. Eine erste solche Aktion fand bereits am 4. August statt, als Hunderte von BäuerInnen aus 48 Dörfern Totonicapáns in Begleitung ihrer indigenen Behörden vor dem Kongress in der Hauptstadt gegen die Annanhme des umstrittenen Gesetzes protestieren. Am 6. September besetzten rund 600 Personen aus Sololá, Quetzaltenango und Totonicapán eine Strassenkreuzung an der vielbefahrenen Interamericana. Der Protest galt dem Wassergesetz und den Minenbautätigkeiten. Die Polizei schickte ein beachtliches Kontingent an Sicherheitskräften, um ,,ein Verkehrschaos zu verhindern", wie es offiziell hiess. |
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