"Buenos días, seguimos en guerra"
Fijáte 446 vom 21. Oktober 2009, Artikel 2, Seite 3
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"Buenos días, seguimos en guerra"
Der Film der Nein, es geht in diesem Film nicht um das Aufspüren von Zusammenhängen zwischen der nicht aufgearbeiteten Gewalt des internen Konfliktes von Guatemala und der neuen Art der Kriegsführung, der sogenannten kriminellen Gewalt, die das Land in Angst und Schrecken hält. Es geht auch nicht um diesen schleichenden Übergang von Krieg zu Nicht-Frieden, in dem die Gewalt nicht aufhört, sondern bloss die Form ändert. Und leider geht es auch nicht darum, eine Verbindung zwischen Gewalt und Politik, politischer Gewalt und gewalttätiger Politik aufzuzeigen. All dies und noch mehr verspricht nämlich der Titel. Im Dokumentarfilm "Buenos días, seguimos en guerra", geht es um zwei individuelle Schicksale, beispielhaft für viele, die sich im Kontext von Gewalt abspielen. Die Geschichte von Michelle, einem achtjährigen Mädchen, das in dem kleinen Städtchen Camotán auf dem Weg von seinem Haus zur nahegelegenen Papeterie von einer Frau entführt wird und zwei Tage später tot, vergewaltigt und misshandelt gefunden wird. Das Dorf verdächtigt drei Frauen der Entführung, und in einem Akt brutaler Selbtsjustiz töten die DorfbewohnerInnen eine der Frauen, die zweite erleidet schreckliche Verbrennungen, und die dritte überlebt, weil sie ein Geständnis ablegt. Später werden die zwei überlebenden Frauen vom Gericht zu je 50 Jahren Gefängnis verurteilt, von ihren AuftraggeberInnen fehlt jede Spur. Die andere Geschichte handelt von einem ehemaligen Die Geschichte des Mareros hat keinen direkten Zusammenhang mit der Geschichte von Michelle. Dass beide Phänomene Puzzlestücke eines komplexen politischen Konstrukts sind, wird leider weder erwähnt noch thematisiert. Gewalt, sei es nun die "allgemeine" der Raubüberfälle, Lösegeld-Erpressungen und Morde durch die Mareros oder die spezifische gegen Frauen, wird in diesem Film als persönliche Schicksale abgehandelt, was es durchaus in jedem Einzelfall auch ist. Ein politischer oder gesellschaftlicher Kontext wird jedoch nicht hergestellt: Kein Wort über das Erbe des Krieges, die rund 200'000 Toten und 45'000 Verschwunden, wenige Worte nur über die In der Geschichte von Michelle geht es am Rande auch um das "Phänomen der Frauenmorde", das im letzten Jahr mehr als fünfhundert Frauen das Leben kostete. Und es geht um die Stiftung Sobrevivientes und deren Gründerin Norma Cruz, welche Frauen, die Gewalt überlebt haben bzw. die Hinterbliebenen von Frauen, die ermordet wurden, juristisch und psychologisch berät und begleitet. Norma Cruz hat übrigens die Stiftung gegründet, nachdem sie ihren ehemaligen Partner, ein ehemaliges hohes Kader der |
Nicht ganz klar ist, was der junge Fotograf in dem Film verloren hat, der für eines der guatemaltekischen Boulevard-Blätter von Gewalttatort zu Gewalttatort fährt und Fotos schiesst. Über die miese Rolle, welche die guatemaltekische Presse in der Repräsentation der ermordeten Frauen und überhaupt von Gewalt übernehmen - kein Wort. Ebenso unklar, was Dafür wird immer wieder, quasi als Bindeglied zwischen den beiden Hauptgeschichten, der Immerhin war die Regisseurin im anschliessenden Publikumsgespräch ehrlich genug, zuzugeben, dass sie anfänglich etwas anderes vorhatte - nämlich eine Art "Sozialgeschichte der Gewalt" aufzuzeigen. Davon ist jedoch nur noch der Filmtitel übriggeblieben. Ansonsten "sei der Film am Schnittpult entstanden" - halt aus den Teilen des vielen Filmmaterials, die etwas hergegeben hätten. Und auf die Frage, ob sie nicht etwas irritiert gewesen sei, dass im Fall der Ermordung von Michelle Frauen die TäterInnen gewesen seien, meinte sie, schockiert sei sie gewesen, aber diese Geschichte zeige eben, dass Gewalt kein geschlechtspezifisches Phänomen sei. In solchen Fällen wie jenem von Michelle werde oft Organhandel als Motiv vermutet, beweisen könne man es allerdings nicht. Ach, hätte doch nur jemand aus dem Publikum die Regisseurin darauf hingewiesen, dass, unabhängig von der Entführung des Mädchens durch Frauen, allein die Tatsache, dass sie vor ihrer Ermordung sexuell missbraucht wurde, doch ein ziemlich eindeutiges geschlechtspezifisches Phänomen ist. Die Schreiberin konnte es leider nicht, ihr hatte es schlicht die Sprache verschlagen. |
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