Maya-Führer ermordet
Fijáte 191 vom 11. August 1999, Artikel 3, Seite 4
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Maya-Führer ermordet
Guatemala, 27. Juli. Unbekannte haben am frühen Morgen des 27. Juli den Präsidenten der Vereinigung der Mayapriester (Tojil), Raúl Coc Choc in seinem Haus in Chimaltenango ermordet. Laut Aussagen seiner Frau erhielt Coc Choc in letzter Zeit mehrmals telefonische Todesdrohungen, wobei nicht klar ist, ob er diese Anrufe bei der Polizei angezeigt hat. Der Ermordete war Mayapriester und hat in seiner Gemeinde verschiede Entwicklungs- und Gesundheitsprojekte initiiert, sowie als Naturheiler gearbeitet. Verschiedene VertreterInnen indigener Organisationen verurteilten den Mord an Raúl Coc Choc. Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú bezeichnet den Ermordeten als eine religiöse Person, die sehr viel in der Diskussion um die indigenaspezifischen Vorschläge der Verfassungsänderung beigetragen habe. Der Bürgermeister von Quetzaltenango, Rigoberto Quemé Chay bedauert, dass ausgerechnet während der Zeit der Wahlkampagne ein Vertreter der sozialen Bewegungen umgebracht wurde. Justo Méndez von der Nationalen Indigena- und Campesinokoordination (CONIC) fordert die Aufklärung des Verbrechens: In Friedenszeiten dürften solche Ereignisse nicht vorkommen, sie zögen die Einhaltung der Internationalen Menschenrechtskonvention in Zweifel. Für CONIC hat der Mord an Coc Chuc klar politische Hintergründe. Die Protestantische Kirchenkonferenz (CIEDEG) sieht die Ermordung des Indigenaführers im Zeichen der allgemeinen Unsicherheit und als eine Folge der Ineffizienz des Innenministeriums. Juan Cú Hernández von der Koordination der Mayaorganisationen Guatemalas (COPMAGUA), verurteilt den Mord und hofft, dass dieser nicht zu einem weiteren, nie aufgeklärten Fall wird. Nach oben |
Auch die Xinca- Gemeinde des Departamentes Jutiapa spricht sich gegen den Mord aus. Der Xinca- Vertreter Bonifacio Raymundo erklärte, entgegen aller Versuche der Regierung, die internationale Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass in Guatemala keine Repression herrscht, sei dies ein weiterer Beweis dafür. Diese Repression richte sich gegen VertreterInnen der Volks- und sozialen Bewegungen, weil diese die Wahrheit über die Situation in Guatemala veröffentlichten. Am 31. Juli forderte der stellvertretende Menschenrechtsprokurator von Chimaltenango, Baldemar Barrera, die Polizei und die Staatsanwaltschaft auf, über den Stand der Untersuchungen im Fall Raúl Coc Chuc zu informieren. Es müsse alles daran gesetzt werden, die intellektuellen und materiellen Täter zu fassen und zu verurteilen. |
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