Situation der Kinder: prekär
Fijáte 191 vom 11. August 1999, Artikel 6, Seite 5
Original-PDF 191 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Situation der Kinder: prekär
Guatemala, 30. Juli. Vom 19.- 30 Juli weilte die Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Kinderfragen (UNICEF), Ofelia Calcetta Santos, auf Einladung des Präsidenten Alvaro Arzú in Guatemala. Ziel ihres Besuches war die Untersuchung der Situation der Kinder, speziell die Kinderprostitution, die Kinderarbeit, der Kindsmissbrauch sowie die illegalen Adoptionen. Caletta Santos wird im April 2000 zuhanden der UNO- Menschenrechtskommission und der UNO- Generalversammlung einen Bericht über ihren Besuch verfassen, sowie der guatemaltekischen Regierungen einen Empfehlungskatalog übergeben. Verschiedene Studien haben ein weltweites Ansteigen der Kinderprostitution festgestellt. Damit verbunden ist auch die Kinderpornographie. Dies wird in einen direkten Zusammenhang gebracht mit den immer prekäreren ökonomischen Verhältnissen, in denen die Kinder aufwachsen. Laut Prensa Libre wachsen in Guatemala vier von fünf Jugendlichen unter 18 Jahren in Armut auf. Ebenso steht es mit den Fällen von Kindsmisshandlungen: Laut Spitälern, der Polizei und der Feuerwehr ist die Kindsmisshandlung ein weit verbreitetes Übel in der guatemaltekischen Gesellschaft. In Guatemala existieren keine legalen Grundlagen, um diesem Problem etwas entgegenzusetzen. Es gibt auch keine Institution, welche die Fälle juristisch verfolgt. Auch das Problem der illegalen Adoptionen beschäftigt in Guatemala die öffentliche Meinung und die Gerichte schon seit Längerem. Es werden immer wieder Fälle bekannt, wo namhafte PolitikerInnen, AnwältInnen und ÄrztInnen in illegale Adoptionen verwickelt sind. Auch sind verschiedentlich Häuser aufgeflogen, in denen entführte oder den Müttern unter komischen Umständen abgekaufte Kinder "gehalten" werden, bis sie adoptiert werden. Die Adoptionen an ausländische Eltern (vor allem in die USA, nach Kanada, Grossbritannien und Frankreich) machen 95% aus und bringen pro Jahr ca. 20 Millionen US-$ ein. Nach oben |
Während ihrem Besuch in Guatemala hat sich Frau Calcetta Santos mit verschiedenen VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen getroffen, die zum Schutz der Kinder und Jugendlichen arbeiten. So zum Beispiel mit Bruce Harris von der Casa Allianza, einem Haus für Strassenkinder in der Hauptstadt, welcher ihr einen Bericht überreichte, aus dem hervorgeht, dass es in der Hauptstadt über 5000 Strassenkinder gibt. Sie hat sich auch mit Nineth Montenegro getroffen, der Präsidentin der Kommission zur Ausarbeitung des Kinderschutzgesetzes. Montenegro legte der UNO- Sonderbeauftragten eine Studie vor, welche mehr als 3000 Fälle von Kindsmisshandlungen zwischen 1992 und 1995 dokumentiert. Ebenso hat sich Calcetta Santos mit verschiedenen VertreterInnen des Staates getroffen. Nach einem Gespräch mit dem Aussenminister Eduardo Stein, äusserte dieser: "Der Besuch der Berichterstatterin schadet unserem Lande nicht. Sie untersucht bloss, ob die Gesetzgebung strikt genug ist, oder ob sie Spielraum für illegale Handlungen lässt." Das Problem der Adoptionen besteht für ihn einzig darin, dass interessierte Eltern horrende Summen bis zu 15'000 US-$ zahlen müssen. In einer Pressekonferenz zog die UNO- Sonderbeauftragte eine erste Bilanz. Sie riet der Guatemaltekischen Regierung zur Inkraftsetzung des Kinderschutzgesetzes und zur Ausarbeitung und Annahme eines Adoptionsgesetzes. |
Original-PDF 191 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte